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„Journalismus“ á la Benjamin
Weinthal
Wie aus einer kleinen Satire
eines Bremer Pastors eine „Antisemitismus“-Affäre wurde
Arn Strohmeyer
Wenn es einen Oscar für höchst unsauberen Journalismus geben
würde, Benjamin Weinthal wäre der erste Anwärter für diese
Auszeichnung, soweit man das überhaupt noch als Journalismus
bezeichnen kann. Man sollte die Ausfälle dieses höchst
unseriösen Schreibers, der sich ständig als Großinquisitor
in Sachen „Antisemitismus“ aufspielt eigentlich mit
Stillschweigen übergehen und diesen Mann allein im Schmutz
wühlen lassen. Aber seine Methoden sind so infam, dass man
sie doch bloßlegen und einem größeren Publikum bekannt
machen muss, denn seine Aktivitäten zielen ja darauf ab,
jede kritische Auseinandersetzung mit Israels Politik in
Deutschland zu unterbinden. Und dagegen muss man sich
wehren.
Worum geht es diesmal? Im Februar intervenierte Weinthal bei
dem Veranstaltungslokal „Bremer Weserterrassen“ gegen einen
Vortrag von mir, den ich über das Thema „Antisemitismus –
Philosemitismus und der Palästina-Konflikt. Hitlers langer
verhängnisvoller Schatten“ (zu dem ich auch ein Buch
geschrieben habe) dort halten wollte. Die Leitung der
„Weserterrassen“ sagte meinen Vortrag darauf hin ab. Bremer
Bürger, besonders der Staatsrat a.D. Dr. Christoph
Hoppensack, waren gegen diese Entscheidung und setzten
durch, dass mein Vortrag im April dann doch in den
„Weserterrassen“ stattfinden konnte. Sie hatten bei der
Lektüre meines Buches partout keinen Antisemitismus
entdecken können.
Das veranlasste eine NGO in Bremen Nord (Vegesack), mich
auch für den Vortrag einzuladen. Der dortige Pastor Volker
Keller war so freundlich, seinen Gemeindesaal für die
Veranstaltung zur Verfügung zu stellen. Da er die ganze
Affäre mit Weinthal und den „Weserterrassen“ kannte, schrieb
er an diesen eine kurze email mit einem satirischen Text, in
dem er sich darüber beschwerte, dass Weinthal gar nicht
dagegen eingeschritten wäre, dass der „Antisemit“ Arn
Strohmeyer in seinem Gemeindesaal einen Vortrag halten
würde. Er fühle sich schlicht und einfach benachteiligt. Der
Pastor schloss sein Schreiben: Mit freundlichem Gruß, Pastor
Volker Keller, Antisemit.
Keller ließ dabei außeracht (und das war vielleicht sein
Fehler), dass Weinthal nun gar keinen Spaß versteht, seine
email als bitteren Ernst auffasste oder auch verstehen
wollte und sie umgehend für eine scharfe und üble Attacke
auf den Bremer Pastor nutzte und ihn als „Antisemiten“
outete, schließlich habe Keller sich ja selbst dazu bekannt.
In der „Jerusalem Post“ vom 25. April 2016 hieß die knallige
Überschrift von Weinthals Artikel: „Deutscher Pastor erklärt
sich selbst zum Antisemiten“. In dem Text diffamiert er
Keller dann als „Judenhasser“. Außerdem hatte er zur
Verstärkung seiner Attacke gleich noch das
Simon-Wiesenthal-Zentrum in New York eingeschaltet, das die
sofortige Entlassung Kellers forderte. Denn immerhin habe
dieser Pastor auch noch eine bedeutende Funktion in Bremen
in der Integration von Muslimen inne.
Weinthal intervenierte dann auch noch gegen Keller bei
dessen oberstem Vorgesetzten, beim Schriftführer in der
Bremischen Evangelischen Kirche Renke Brahms. Dieser
distanzierte sich sofort von jeder Form des Antisemitismus
und bekannte sich zum Existenzrecht Israels. Außerdem
versuchte er, den satirischen Charakter von Kellers email
herauszustellen. Dieser habe mit dieser Form des Sarkasmus
gerade deutlich machen wollen, dass er kein Antisemit sei.
Nun fühle Keller sich außerordentlich diffamiert. Das Ganze
sei ein großes Missverständnis und die Reaktion darauf sei
ganz unangemessen. Im Übrigen habe man Pastor Keller
klargemacht, dass er in seiner Funktion gar nicht berechtigt
sei, so eine email zu verfassen.
Von dieser Stellungnahme zeigte sich Weinthal aber völlig
unbeeindruckt. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum erklärte sich
aber großzügig bereit, Gnade walten zu lassen: Wenn Keller
bereit sei, sich bei den Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde
und der christlichen Gemeinden in Bremen für seine
„unchristliche Haltung“ zu entschuldigen, könne er im Amt
bleiben. Was Keller aber standhaft ablehnt. Renke Brahms
stand für weitere Stellungnahmen nicht zur Verfügung.
So wurde aus einer kleinen, harmlosen Satire eine „Antisemitismus“-Affäre,
in die gleich die ganze evangelische Kirche mit
hereingezogen wurde. Denn Weinthal versäumte nicht darauf
hinzuweisen, dass diese Kirche 2017 ihr Luther-Jahr begeht
und der Reformator war ja bekanntlich ein bekennender
Judenhasser. Was ja wohl heißen soll: Da ist der Pastor
Keller in guter Gesellschaft und steht in einer langen
unseligen Tradition! Auch die Stadt Bremen bekam bei der
Gelegenheit in der „Jerusalem Post“ noch ihr Fett ab.
Weinthal bezeichnet die Stadt als „Hochburg des
Israel-Hasses“. Damit meint er die Gruppen, die sich offen
für eine gerechte Lösung des Konflikts Israels mit den
Palästinensern einsetzen, und das geht eben nicht ohne
Kritik an der Politik der israelischen Besatzungsmacht.
Wie gesagt: Einen Oscar für Benjamin Weinthals äußerst
unseriösen „Journalismus! Den hat er sich redlich verdient!
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