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Jetzt
muss sogar Albert Einstein als Zeuge herhalten
Weinthals infame Hetzkampagne in Ulm geht
weiter
Arn
Strohmeyer
Benjamin
Weinthal schießt weiter aus allen Rohren gegen meinen
Vortrag am 9. März in der Volkshochschule in Ulm. Seine
Geschosse dabei sind Unterstellungen und Falschbehauptungen.
Zur Stützung seiner Schmutzkampagne muss nun auch der große
Sohn der Stadt, Albert Einstein, herhalten. Dieser geniale
Physiker wurde 1879 in Ulm geboren. Deshalb gibt Weinthal
seinem Artikel vom 3. März in der „Jerusalem Post“ die
Überschrift: „Politiker in Albert Einsteins deutscher
Heimatstadt unterstützen antisemitischen Vortrag“. Dabei
unterstellt Weinthal – unterstützt mit entsprechenden
Zitaten des Simon-Wiesenthal-Zentrums – , dass die
Volkshochschule und die Stadt Ulm hier dem „Antisemiten“
Strohmeyer ein Forum bieten, um Propaganda für BDS zu
machen. Das ist aber gar nicht das Thema meines Vortrages,
sondern „Antisemitismus – Philosemitismus und der
Palästina-Konflikt. Hitlers langer verhängnisvoller
Schatten“.
Geflissentlich verschweigt die Kampagne Weinthals auch, dass
Albert Einstein, auf den er sich beruft und dessen
Vermächtnis er ganz offenbar durch meinen Vortrag beschmutzt
sieht, nicht gerade ein Freund des Staates Israel war.
Zusammen mit Hannah Arendt und anderen jüdischen
Intellektuellen hat Einstein am 4. Dezember 1948 den
berühmten Brief an den Herausgeber der „New York-Times“
geschrieben. Darin warnten die Unterzeichner mit deutlichen
Worten vor der Gefahr des Faschismus in Israel. Ganz
besonders griffen sie die sogenannte „Freiheitspartei“ (Tnuat
Haherut) und ihren Führer Menachem Begin an, denen sie
faschistische Tendenzen und Terrorismus vorwarfen. In diesem
Zusammenhang erinnerten sie an das Massaker in dem
palästinensischen Dorf Deir Yassin, bei dem 240 Männer,
Frauen und Kinder ermordet wurden. Begin hatte die Aktion
mit seiner Terrorgruppe Irgun angeführt und sich später der
Tat gerühmt.
Am Ende ihres
Briefes schrieben Einstein und Hannah Arendt: „Im Lichte der
vorangegangenen Überlegungen, ist es geboten, dass die
Wahrheit über Herrn Begin und seine Bewegung diesem Land
[den USA] bekannt gemacht wird. Es ist umso tragischer, dass
die höchste Führungsriege des amerikanischen Zionismus sich
weigert, gegen Begins Bemühungen zu agitieren oder auch nur
die Bestandteile, aus denen durch die Unterstützung für
Begin eine Gefahr für Israel erwächst, bloßzustellen.“ Begin
wurde später israelischer Ministerpräsident. Die
Nachfolgerin der „Freiheitspartei“– der Likud – stellt heute
den Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Nach den
Kriterien des Benjamin Weinthal muss der Brief Albert
Einsteins und Hannah Arendts als eindeutig „antisemitisch“
bezeichnet werden.
Aber um
solche historischen und politischen Details muss sich dieser
Kampagnen-Journalist natürlich nicht scheren. Er greift
immer gleich zum großen Vorschlaghammer: Er sieht in seiner
paranoiden Weltsicht überall Antisemiten am Werk. Auch die
Stadt Ulm ist offenbar voll davon, weil man es dort trotz
seiner Einsprüche wagt, Strohmeyers Vortrag einfach nicht
abzusagen. Einige Stadtobere hätten ihm, schreibt er empört,
auf seine emails einfach nicht geantwortet. Und die
Verantwortliche der Grünen für Erziehung und Kultur, Iris
Mann, hatte doch wirklich die Kühnheit zu sagen, sie sei
gegen die Absage des Vortrages, weil das akademische Zentrum
(gemeint ist wohl die Volkshochschule) vom Austausch
verschiedener Ansichten und Meinungen lebe. Vermutlich meint
diese grüne Politikerin sogar, dass man sich den Vortrag
vielleicht erst mal anhören sollte, bevor man sich eine
Meinung bildet. Das muss für Weinthal eine Ungeheuerlichkeit
sein!
Dieser hatte
unterdessen die Gelegenheit, seine ideologische und ewig
gleiche Litanei über den „neuen Antisemitismus“ in einem
Kommentar im Wiener „Standard“ zu veröffentlichen. Seine
Hauptthese: „Der moderne Antisemitismus verbreitet sich in
Deutschland rasant. Denn nichts anderes als Antisemitismus
ist es, wenn der jüdische Staat Israel dämonisiert und
delegitimiert wird und wenn man ihn und andere Länder mit
zweierlei Maß misst.“ Das ist schön gesagt und würde ja
stimmen, wenn Israel ein wirkliches „Unschuldslamm“ unter
den Staaten der Welt wäre und sich nichts, aber auch gar
nichts zu Schulden kommen ließe. Aber Israel ist nun einmal
ein höchst aggressiver Militärstaat, der mit Menschenrechten
und Völkerrecht aber auch gar nichts im Sinn hat.
Genau da
setzt die Kritik an, die Weinthal als „neuen Antisemitismus“
bezeichnet. Sie richtet sich nicht gegen Juden als Juden,
sondern gegen die Politik eines Staates, der ständig von
Werten („einzige Demokratie im Nahen Osten“, westliche
Wertegesellschaft“ usw.) redet, dabei aber eine brutale
Landraub- und Okkupationspolitik betreibt und Millionen
Palästinensern die einfachsten politischen und bürgerlichen
Rechte vorenthält. Aber Weinthal ist geschickt genug, jeden
Zusammenhang zwischen seiner Behauptung vom „neuen
Antisemitismus“ und Israels realer Politik zu vermeiden.
Würde er diese Verbindung herstellen, wäre er mit seinem
Latein am Ende und müsste zugeben, dass nicht der „neue
Antisemitismus“ rasant zunimmt, sondern die Einsicht bei
vielen Menschen, dass Israel eine verhängnisvolle und höchst
unmoralische Politik betreibt. Der frühere israelische
Botschafter in Deutschland ,Avi Primor, der nicht mit den
Denkschablonen Weinthals belastet ist und sich deshalb den
kritischen Blick auf sein Land bewahrt hat, hat es einmal so
formuliert: „Nicht der Antisemitismus nimmt zu, sondern die
Sympathien für Israel nehmen ab.“
Weinthal
führt in seinem Kommentar für seine Thesen ein paar
renommierte jüdische Zeugen an, die aber alle schon lange
nicht mehr unter den Lebenden sind: Carl Amery, Theodor
Adorno und Max Horkheimer. Ihren Aussagen über
Antisemitismus kann man gar nicht widersprechen. Nur, was
würden diese Intellektuellen heute über Israel angesichts
seiner völkerrechts- und menschenrechtswidrigen Politik
sagen, mit der sie zu ihren Lebzeiten in diesem Ausmaß gar
nicht konfrontiert waren?
Wenn Weinthal
am Schluss seines Kommentars schreibt, dass Deutschland
wegen des neuen „Antisemitismus“ und seiner obsessiv
betriebenen Kritik an Israels Politik eine „unreife
Demokratie“ sei, dann muss man diesen absurden Vorwurf an
ihn selbst zurückgeben: Wenn ein Staat und viele seiner
Journalisten (es gibt ja auch sehr kritische israelische
Journalisten) die offene und freie Debatte über seine
Politik nicht zulassen können und bei jeder noch so kleinen
Kritik gleich den großen Antisemitismus-Hammer hervorholen
müssen, dann kann man in diesem Fall wirklich nicht von
einer „reifen Demokratie“ sprechen. In Deutschland hat es im
Übrigen schon schlimmere Generationen gegeben als eine, die
Unrecht von Recht unterscheiden kann und sich dabei auf die
Menschenrechte und das Völkerrecht beruft.
Kleiner
Nachtrag: In Bremen hatte es Weinthal geschafft, meinen
Vortrag in den Weserterrassen zu verhindern. Inzwischen ist
die Entscheidung aber zurückgenommen worden. Der Vortrag
wird in Kürze stattfinden.
4.3.2016
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