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Der sehr einseitige Blick des Filmemachers
Claude Lanzmann auf den Palästina-Konflikt
Arn Strohmeyer
Wenn zweit dasselbe tun, ist
es noch lange nicht dasselbe. Diese alte Weisheitssentenz
fällt einem ein, wenn man liest, dass der
französisch-jüdische Filmemacher Claude Lanzmann sich
beschwert hat, dass im Haus-Telefonbuch des Berliner
Luxus-Hotels Kempinski die Vorwahl des Staates Israel nicht
vermerkt sei – und zwar auf Betrieben arabischer Hotelgäste.
Das ist in der Tat peinlich und unentschuldbar, noch dazu da
der Begründer des traditionsreichen Hauses Jude war. Dennoch
klingt die Kritik merkwürdig aufgesetzt, zu einem Zeitpunkt,
wo bekannte Atlanten und selbst Google Map Palästina auf
ihren Nahost-Karten völlig weglassen. Da gibt es nur noch
den Staat Israel. Denn das bedeutet doch, dass hier ein
ganzes Volk und sein Land von der Weltbühne einfach
verschwinden, für nicht mehr existent erklärt werden. (Man
darf doch daran erinnern, dass über 100 Staaten das
Palästina der Autonomiebehörde anerkannt haben.) Hat Claude
Lanzmann sich auch zu diesem Streichen Palästinas von der
Landkarte kritisch zu Wort gemeldet? Nein, hat er natürlich
nicht, interessiert ihn auch gar nicht.
Auf den einseitigen Blick
dieses prominenten Filmemachers hat Moshe Zuckermann schon
2010 in seinem Buch „‘Antisemit!‘ Ein Vorwurf als
Herrschaftsinstrument“ hingewiesen. Da moniert Zuckermann,
dass Lanzmann in seinem Film „Warum Israel“ (dem ersten Teil
der Trilogie „Shoah“ und „Tsahal“) im Zusammenhang mit
Israel und seiner Entstehung die Palästinenser fast völlig
ignoriert. Ihre Existenz, ihre Vertreibung und Unterdrückung
bis heute gab und gibt es für Lanzmann nicht. Den Film „Tsahal“
über die israelische Armee bezeichnet Zuckermann als
„miserabel“. Er gebe – mit viel Kitsch, Pathos und Getöne –
die Staatsideologie Israels wieder: „Das aus der jüdischen
Shoa hervorgegangene zionistische Israel wird mit eigener
Militärmacht dafür sorgen, dass die kollektive Existenz von
Juden nie wieder bedroht werde.“ Tsahal ist nach diesem
Verständnis also eine reine Verteidigungsarmee.
Dagegen spricht nicht nur die
Geschichte Israels mit seinen vielen Kriegen, die dieser
Staat nicht nur geführt, sondern in expansionistischer
Absicht auch begonnen hat. Zuckermann merkt denn auch an,
„dass das israelische Militär in den letzten Jahrzehnten
nicht allzu viel mit Verteidigung, umso mehr dafür mit der
brutalen Besatzung des Westjordanlandes und des
Gazastreifens beschäftigt war, mit der gewaltsamen
Unterdrückung jener also, von denen der französische Jude
Lanzmann offenbar nichts wissen möchte.“
Zuckermann wirft Lanzmann vor, die alltägliche Behinderungs-
und Repressionspraxis, der sich die Palästinenser in den
besetzten Gebieten seit Jahrzehnten ausgesetzt sähen,
ideologisch einfach wegretuschiert zu haben.
Zugegeben, das Hotel Kempinski
hat einen Lapsus begangen, der einem international
angesehenen Haus nicht passieren darf. Aber wenn Claude
Lanzmann sich hier zum strengen Richter aufschwingt, ist das
doch eher befremdend, weil er die ganze andere Seite der
nahöstlichen Realität eben ausblendet, nicht wahrhaben will.
Berlin: Kempinski-Hotel weist Vorwurf der
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- Ein jüdischer Filmemacher wirft einem Berliner Nobelhotel
vor, Israels Vorwahl in einer Länderliste gelöscht zu haben
- auf Betreiben arabischer Gäste. Das Hotel weist das zurück
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Deutschland im Jahr 2016: Im Hotel
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