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Habibi Stephan J. Kramer – ein Barbar oder ein Gutmensch?

Die Achse des Guten: Stephan J. Kramer: Barbaren und Gutmenschen

 

 Stephan Kramer ist von Beruf Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland. Von Berufung ist er wohl Außenminister, Wehrexperte (wofür ihn wohl sein ständiger Sitz im Beirat der Inneren Führung der Bundeswehr prädestiniert) und Fachmann für Staatsterrorismus, allerdings mit großen Gedächtnislücken.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland, als Körperschaft des öffentlichen Rechts hat vor allem die Aufgabe, die Interessen seiner Mitglieder nach Außen zu vertreten. Die Beschäftigung mit Barbaren und Gutmenschen gehört eigentlich nicht zu den Aufgaben des Zentralrats, ist aber ein Hobby von Stephan J. Kramer. Unter dem Dach des Zentralrats der Juden sind 23 Landesverbände mit insgesamt 107 jüdischen Gemeinden und ihren insgesamt 104 000 Mitgliedern organisiert. Gaza ist keine dieser 107 jüdischen Gemeinden. Das Spektrum der religiösen Denomination innerhalb der Gemeinden ist weit gefächert und reicht von streng orthodoxen über Reform- und konservative bis hin zu liberalen Gemeinden. Damit macht der Zentralrat der Juden in Deutschland deutlich, dass er die religiösen Interessen aller Juden in Deutschland vereinigt.

Eine der Hauptaufgaben des Zentralrats der Juden in Deutschland ist die Integration von jüdischen Zuwanderern aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion in die jüdischen Gemeinden. Eine schwierige Aufgabe, der sich der Zentralrat in den kommenden Jahren weiterhin mit Nachdruck stellen muss.

Eine schwierige Aufgabe auch deswegen, weil es mit der Integration nicht so richtig klappt, angesichts der Tatsache, dass der Zentralrat selbst den richtigen Weg nicht kennt. Ist es nun die Vertretung von Juden in Deutschland, oder ist es die Vertretung der deutschen Juden?

Von Bubis stammt der legendär gewordene Satz: "Ich bin deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens.“ Trotzdem ließ sich Bubis in Israel begraben. Damit hat er diesen Satz, der immer noch auf der Seite des Zentralrats im Internet steht, ad absurdum geführt.

Bei so viel Aufgaben und so schwieriger Arbeit, sollte man annehmen, dass Herr Kramer voll beschäftigt ist, zumal er sich noch um die Gleichbehandlungsgesetze kümmern muss, die die Bundesregierung beschließen möchte, um dumme Äußerungen von Wirtschaftsexperten, die dem Zentralrat nicht passen, um die Unterstützung der Kampagne „Stop the Bomb“, wo es immerhin um die iranische Atombombe geht, die dem Zentralrat so schwer im Magen liegt, um die Antisemitismusresolution und sogar um den CDU-Vorstoß, Deutsch als Amtssprache ins Grundgesetzt einzutragen. Und über all das steht noch die Besorgnis des Zentralrats über den Antisemitismus in Deutschland, für dessen Blühen und Gedeihen es selbst vortrefflich sorgt, und dessen Bekämpfung immer skurrilere Formen annimmt. Heutzutage müssen Richter bestimmen, wer Antisemit ist und wer nicht. Der Zentralrat möchte es sich, nach den Worten von Stephan Kramer, leichter machen und bringt das alles auf eine einfache Formel: Wo „Antizionismus“ drauf steht, ist auch „Antisemitismus“ drin. Diese Formel versteht, nach Kramer,  jeder Idiot und deshalb kann man auch sagen, dass es eine idiotische Formel ist. 

Man könnte annehmen, dass Herr Kramer rund um die Uhr beschäftigt ist und keine Minute frei hat, um auf andere Gedanken zu kommen. Weit gefehlt. Herr Kramer möchte großes leisten und so wie seinerzeit für den jüdischen österreichischen Bundeskanzler Kreisky das Land zu klein war, da er sich als Großpolitiker dünkte, so sind auch für Kramer seine Aufgaben im Zentralrat zu klein und unwichtig, denn er möchte sich um die Brennpunkte der Welt kümmern und seine unmaßgebliche idiotensichere Meinung äußern. Und weil es in seinem Inneren so drückt und rumort, hat er uns einige Perlen seiner politischen Weisheit geschenkt, die in dem pathologischen, national-religiösen, zionistischen Blog „Achse des Guten“, auf dem sich die Mitglieder mit „habibi“ begrüssen, veröffentlicht wurden. Dabei ist „habibi“ eine arabische Begrüßungsformel und heißt, „mein Lieber“.

Habibi Kramer unterteilt die Menschheit in Barbaren und Gutmenschen; wer die Barabaren sind ist klar, „Gutmenschen“ sind bei ihm als Synonym für Dummköpfe, Antizionisten, Antisemiten und Abschaum  zu verstehen. Barbaren sind die anderen, die nicht so denken wie er.

Gaza ist aber eine chronische Krankheit. Der Virus, der sie verursacht hat, heißt: Gleichgültigkeit und ist ziemlich tödlich. Kramer ist in Wirklichkeit dem Leid der Palästinensern gegenüber ziemlich gleichgültig. Kramer tut so, als ob er sich moralisch entrüstet und meint, dass die 1,5 Millionen Palästinenser im Gaza-Streifen eine bessere Zukunft verdient haben. Wer kann ihm da widersprechen? Diese bessere Zukunft allerdings, will ihnen Kramer nicht umsonst gewähren, es sei denn sie tanzen nach der israelischen Pfeife und gehorchen den Befehlen aus Jerusalem. Dabei haben die Bewohner Gazas, nach der Meinung Kramers, ihr Leid und Verderben selber verschuldet, als sie bei den freien Wahlen die falsche Partei gewählt haben. Sie hätten die Partei wählen sollen, die von Israel und sicherlich auch von Kramer, empfohlen wurde, nämlich die PLO, mit Machmud Abbas an der Spitze, der als „his masters voice“, die Ursache der neuerlichen Eskalation und des Leids für die Palästinensische Zivilbevölkerung erkannt und beim Namen genannt hat: seine politischen Gegner von der Hamas. Ich bezweifle, dass dieser Abbas noch in den Spiegel blicken kann, bei diesem dummdreisten Verrat. Kramer ist aber froh darüber, dass er Abbas zitieren und selber die Hände in Unschuld waschen kann.

Nach allem, was zwischen dem 19. und 26. Dezember 2008 seitens der Hamas geschah, hat die israelische Regierung, nach Kramers Meinung, das Recht und sogar die Pflicht Gaza zu bombardieren und die gesamte Infrastruktur dem Erdboden gleich zu machen. Es gibt sogar schon Stimmen in Israel, die von der Regierung fordern, ganz Gaza dem Erdboden gleich zu machen, auszuradieren. Kramer würde bald auch zu ihnen gehören. Als ob der Konflikt zwischen dem 19. und 26. Dezember begonnen hat? Nicht der Konflikt um Gaza, und schon gar nicht der Konflikt um Palästina, haben erst in der letzten Woche begonnen. Beide sind schon über hundert Jahre alt und wer nicht weiß, wie es zu dem Beschuss mit den Kassam Raketen gekommen ist, oder es nicht wissen will, der sollte lieber schweigen und nicht von Barbaren reden, da er gar nicht weiß auf welcher Seite die Barbaren sitzen.

Den Konflikt um Palästina wollen wir mal beiseite stellen und uns hier nur um die letzten Ereignisse um und in Gaza beschäftigen. Der Konflikt begann nicht vor einer Woche und auch nicht vor drei Jahren; als die Israelis sich einseitig zurückgezogen hatten; auch nicht 1967, als sie die Stadt erobert hatten, oder 1956, als sie zum ersten Mal in Gaza einmarschiert sind, und nach wenigen Wochen wieder abmarschiert. Der Konflikt um Gaza begann schon 1948, als tausende von palästinensischen Flüchtlingen von Jaffa und anderen Siedlungen im Süden Israels dorthin vor der israelischen Armee geflohen sind. Ob der Wehrexperte Kramer das weiß, entzieht sich meiner Kenntniss, allerdings wissen wir ja, dass jeder nur das sieht, was er sehen will, und Gaza wollte und will Kramer nicht sehen. 1953, zum Beispiel, Mitten im Frieden, als die Palästinenser von Migdal, das später den Namen Ashkelon erhielt, völlig unterworfen und unterwürfig waren und noch unter dem Schock der „Nakba“ standen und das Wort „Intifada“ noch gar nicht erfunden war, forderten die 1948 siegreichen israelischen Behörden die gesamte Bevölkerung auf, innerhalb von 30 Minuten die Häuser und Wohnungen zu verlassen und nur das mitzunehmen, was sie tragen konnten. (Erinnert das nicht an das Schicksal der Juden in Deutschland?) Sie wurden auf Lastwagen verfrachtet und nur bis zur Grenze zum Gazastreifen gefahren. Dort mussten sie absteigen und zu Fuß in die Stadt gehen. Sie hatten nicht einmal Eisenbahnwaggons. Was mit diesen Menschen danach geschah, interessierte die Israelis nicht und sicherlich auch nicht Herrn Kramer, wenn er das überhaupt zur Kenntnis genommen hatte.

Ich denke er macht keine Verbindung zwischen der Tatsache, dass Kassam Raketen in Ashkelon landen und der Tatsache, dass arme Palästinenser, die niemanden was getan haben, auf Lastwagen beladen und aus der Stadt vertrieben wurden, nach Gaza, vor fünfundfünfzig Jahren. Und seitdem sind sie dort und Ashkelon ist hier. Und das geschah nicht während des Krieges, in der Hitze des Gefechtes, sondern  aus kalter Berechnung, dass man die Gegend ethnisch bereinigen muss.

Diese Menschen, ihre Kinder und Kindeskinder leben aber immer noch in Gaza, und Gaza ist heute nichts anderes, nach den Worten von Henryk M. Broder, als ein großes „Konzentrationslager“. Und nun verwandelt Israel das KZ-Gaza in ein Vernichtungslager Gaza, dass schon zum tausendsten Mal bombardiert wird. Dabei habe ich noch nie gehört, dass Herr Stephan Kramer sich über die Bombardierung der Stadt und den Abwurf von tonnenschweren Bomben auf Wohngebieten und die Tötung von unschuldigen Frauen und Kindern, geäußert hat. Nicht genug, dass man dieses Volk enteignet und vertrieben hat, seit Jahrzehnten laufen die Israelis hinter diesem Volk her und zerstören seine Existenz immer wieder aufs Neue, und das allen aus Gründen der Selbstverteidigung.

Kramer schreibt von hinterhältigen Mordanschlägen auf die israelische Zivilbevölkerung, die von Mördern und Barbaren veranstaltet werden und setzt dagegen die israelische Bombardierung, die nur zum Zwecke der „Selbstverteidigung“ geschieht und dazu noch „unter größter Präzision“. Die hunderten von toten Zivilisten, Frauen, Kinder, Greise, Kranke und Krankenpfleger, wurde also präzise getötet, bei dieser „größten Präzision“. Sie wurden aber nicht getötet, sie wurden ermordet. Kramer schreibt von „angeblichen“ Menschenrechtsverletzungen und angebliche Agressionspolitik Israels. Alles „angeblich“, die Bilder, die wir sehen, sind wohl Sinnestäuschungen, und alle miteinander „angeblich“, weil wir alle wohl zu viel Haschisch rauchen, und wenn der jüdische UNO-Beauftragter, Prof. Richard Falk von israelischen Kriegsverbrechen spricht, dann ist er für Kramer ein jüdischer „Selbsthasser“, ein Antizionist und folglich Antisemit, und es ist ganz Recht, wenn die Israelis ihn daran hinderten nach Israel bzw. Palästina einzureisen. Er könnte ja einseitig israelische Menschenrechtsverletzungen aufdecken. Einreisen dürfen nur solche Menschen, die einseitig israelischen Kriegsverbrechen zudecken und verschweigen, wie zB Henryk M. Broder oder auch Stephan J. Kramer. Für Prof. Falk, der auf dem Ben-Gurion Flughafen festgenommen und von israelischen Grenzsoldaten zurückgeschickt wurde, hat Henryk Broder nur Häme und Spott übrig: Außer Spesen nichts gewesen. Henryk Broder selbst, dessen Einseitigkeit nicht mehr übertroffen werden kann, ist soeben in Israel eingereist, um der BILD-Zeitung anlässlich eines Interviews einseitig zu berichten, dass die Palästinenser Israel „auslöschen“ wollen.  

Die israelischen Piloten, die heute eine völlig wehrlose Zivilbevölkerung bombardieren, werden wie ihre Kollegen in Serbien, eines Tages vor Gericht gestellt werden. Sie werden sich dann nicht verstecken können hinter: „Wir haben Befehle ausgeführt“. Jeder von uns hat eine persönliche, direkte Verantwortung für das, was er tut, und auch nicht tut. Wir müssen unserem Gewissen folgen, wenn wir eines haben, auch für den Preis einer gesellschaftlichen Verurteilung. Das, was die israelische Regierung in Gaza durchführt, sind nach internationalem Maßstab, und nach jedem juristischen und moralischen Maßstab, Kriegsverbrechen, ähnlich wie 1992 in Sarajevo. Die Verantwortlichen von Sarajevo wurden bereits in Den Haag verurteilt. Die Verantwortlichen für Gaza noch nicht.

Piloten von Jagdflugzeugen, waren in meinen Augen schon immer arrogant, herzlos, gefühllos und aufgeblasen, völlig von sich selbst überzeugt. Man muss nicht besonders mutig sein, um Gaza zu bombardieren oder eine tonnenschwere Bombe abzuwerfen. Es gibt dort überhaupt keinen Widerstand. Die klassische Geschichte von David und Goliat, nur, dass diesmal die Israelis Goliat sind.

Der Auffassung der heidnischen Welt und der Griechen, wonach der Mensch sich vollkommen den Göttern oder den Vorschrift des Staates unterwerfen muss, hat das Judentum eine andere Tradition entgegengestellt: Die zehn Gebote und die Vorstellung, dass man auf sein Gewissen und seine Moralvorstellung hören muss und unmoralische, kriminelle Befehle verweigern soll. Das wird zwar in der israelischen Armee gelehrt, aber schon lange nicht mehr praktiziert. Diese Armee, die einst von der „Reinheit der Waffen“ gesprochen hatte und ihre Soldaten im Sechs-Tage-Krieg noch „weinten und töteten – töteten und weinten“, ist zu einer herzlosen, verstandlosen, morallosen Masse von Roboter-Krieger geworden, die von der jüdischen Tradition nichts wissen und nichts wissen wollen.

Die toten Kinder von Gaza interessieren Herrn Kramer nicht, auch die wenigen toten Israelis, er macht sich vielmehr Sorgen um den Seehafen von Ashdod, „über den Israel immerhin 40% des Güterumschlags abwickelt“. Da könnte wohl ein Sack Zucker aus den USA getroffen werden oder ein Honda-Wagen aus Japan, oder die Arbeiter könnten sich erschrecken. Das ist offensichtlich Kramers Vorstellung von Verhältnismäßigkeit. Und er wirft den Russen, den Franzosen, den Engländern und natürlich auch den Deutschen Unverhältnismäßigkeit vor, weil sie den monatelangen Beschuss von Sderot schweigend in Kauf genommen und nichts getan haben. Und weil man die Hamas nicht kritisiert hat, kam es, wie es kommen musste. Nach Kramers Interpretation war es die Hamas, die den Waffenstillstand einseitig beendete und zum Terror zurückkehrte, ohne dass hierzulande ein Aufschrei der Empörung zu vernehmen war.

Kramer lebt wohl im Märchenland, wo es eindeutig ist, wer angefangen hat und er verwechselt Krieg mit Olympiade. Nur bei der Olympiade gibt es Sieger; im Krieg gibt es nur Verlierer. Der von der Hamas angeblich einseitig gebrochene Waffenstillstand, wurde doch von Israel, den USA, den Europäern und Russland doch schon seit eh und je unterminiert, indem man die Hamas als Gesprächspartner ignorierte und ablehnte. Man hat aus einer religiös-nationalen Volkspartei eine „Bande von Terroristen“ gemacht. Und wenn man lange genug davon spricht und es seit Jahren täglich wiederholt, sind eben die Hamas, bei dieser „selffulfillig wish“, am Ende das geworden, was man ihnen schon immer vorgeworfen hatte. Oder kann mir der Wehrexperte und Politologe Kramer sagen, wie sonst die Hamas auf sich hätte aufmerksam machen können. Ich bin kein Befürworter dieser Kassam-Raketen und schon gar nicht ein Freund von Terror, aber ich kann die Hamas zumindest verstehen, auch wenn ich ihre Handlungen als kontraproduktiv verurteile. Die Hamas hat nicht „richtig“ gehandelt, aber „Recht“ hat sie trotzdem.

Ziel der israelischen Operation, belehrt uns der Fachmann Herr Kramer, ist es, in Gaza eine selbstbestimmte demokratische Regierung zu ermöglichen. Da lese ich diese Zeile und weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Was war denn die Hamas? Etwa eine von Gott eingesetzte Regierung? Etwa eine aus dem Nichts eingefallene barbarische Horde, die die Macht an sich gerissen hatte? Hat denn Herr Kramer vergessen, dass es in Gaza und in der West Bank „freie“ Wahlen gab, so wie es die USA und die Europäer wollten, und vielleicht auch ein Herr Kramer, in deren Verlauf in der West Bank die PLO gesiegt hat, in Gaza aber die Hamas. Oder meint er wirklich, wie es offensichtlich auch eine Menge Generäle in Jerusalem glauben, dass die Palästinenser in Gaza sich lieber eine Regierung von den Israelis einsetzen und aufsetzen lassen wollen? So oder ähnlich wollten die Israelis schon einmal die Lage im Libanon beeinflussen und zu ihrem Gunsten ändern, sie wollten damals den Führer der christlichen Falangisten Jemajel zum Staatsoberhaupt wählen lassen. Das ist schief gegangen, wie es nur schief gehen konnte. Und aus dem zweiten Libanonkrieg ging die Hisbollah nicht geschwächt hervor, sondern ganz im Gegenteil. Und schon jetzt mehren sich die Zeichen, dass der Krieg gegen die Hamas, die rivalisierenden palästinensischen und arabischen Gruppen nur noch mehr zusammenschweißt und eint. Das alles haben wir schon einmal gehabt und es ist dabei sich zu wiederholen

Da hat Kramer am Ende seines Pamphlets vollkommen Recht, wenn er meint, dass die gesamte Region an den Rand einer Katastrophe geführt wird, allerdings nicht durch den Iran, sondern durch Israel. Kramer aber betätigt sich als Kriegstreiber und fordert die Europäer auf „Appeasment und Ausgewogenheit“ zu vergessen, und zu den Waffen zu greifen, um den Iran und nebenbei auch noch die Hamas zu beseitigen. Kramer gibt zu, dass die israelische Regierung „mit der laufenden Operation ein erhebliches Risiko eingegangen ist.“  Da hat er sogar vollkommen Recht. Ob aber Israel auch „politisch obsiegen“ wird, dass ist überhaupt nicht sicher, wenn man bedenkt, dass Israel solche und ähnliche Risiken schon oft eingegangen ist und dabei immer verloren hat. In den 40 Jahren seit dem Beginn der Eskalation des israelisch-arabischen Konflikt mit der Eroberung der West Bank und damit die Herrschaft über eine arabische Bevölkerung von annähernd drei Millionen Menschen., ist es Jahr für Jahr, Runde um Runde, immer nur schlechter geworden.

Wie lange noch? Das weiß selbst der Experte Kramer nicht. Aber solange er sich in Berlin als außenpolitischer Sprecher der israelischen Zeloten versteht, kann er uns seine dummdreisten Kommentare auf einem silbernen Tablett präsentieren, wir sollten sie nehmen und damit den Hintern abwischen.

 

Abraham Melzer

 

Bezug: Die Achse des Guten: Stephan J. Kramer: Barbaren und Gutmenschen

 


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