Ex Oriente Lux
Ellen Rohlfs,
Oktober 2007
Dem inzwischen im
ganzen Westen verbreiteten „Feindbild Islam“
Der Islamophobie,
dem Anti-islamismus gewisser Kreise
Möchte ich etwas
entgegen setzen,
einfach weil ich –
als Christin - den Islam anders erlebte.
Auf Grund von
Extremisten, Fanatikern und Fundamentalisten
– die es überall
gibt –
Im Judentum wie
unter Christen und Muslimen -
Die alle gleich
unsympathisch, unerfreulich und abstoßend sind,
Sollte man eine
Religion, eine Kultur
Oder einfach die
gewöhnlichen, normalen Menschen
Islamischer ( und
anderer) Länder nicht beurteilen.
Den ersten Muslim,
dem ich begegnete,
meinte ich noch
missionieren zu müssen
Um bald von seinem
ethisch hohen Verhalten
Eines Besseren
belehrt zu werden.
Ein sudanesischer
Student, einen Landsmann in Ostberlin besuchend
Geriet wegen
sprachlicher Missverständnisse am Grenzübergang
In die Mühle der
DDR-Justiz und ins Gefängnis…
Über die Grenze
abgeschoben landete er später bei uns im Heim.
Ich sollte ihn
versorgen.
Ich gab ihm
Deutschunterricht, damit er hier besser klar kommt….
Er half mir,
bescheidener zu werden.
Langsam wurde mir
klar,
dass nicht nur drei
Religionen aus dem Orient kommen,
sondern auch die
Schrift, das Papier, Wissenschaften
wie die Astronomie,
Geometrie und Philosophie
die Architektur,
Medizin, Musik und die ersten Gesetze
Ölbaum, Zitrone,
Zuckerrohr, Reis und Gewürze,
Seide und Baumwolle
….
Was wär’ unsere
Kultur ohne die geistigen Güter und Wertvorstellungen,
Ohne die
Kulturpflanzen aus dem Orient?
Und wer einmal im
Orient war
Erlebt eine
umwerfende Gastfreundschaft
Bei ihm fremden
Menschen – selbst wenn sie noch so bescheiden leben.
In dieser Hinsicht
habe ich dort viel gelernt.
Vieles, was für uns
heute so selbstverständlich ist
Und was wir arrogant
glauben, dem westlichen Fortschritt
Der westlich
aufgeklärten Bildung zu verdanken
Und natürlich
ausschließlich zur westlichen Zivilisation zählen,
Haben wir dem Orient
zu verdanken,
den Arabern und
Persern.
Spanische Juden und
Muslime übersetzten aus dem Griechischen
Arabischen und
Persischen und bewahrten so antike Geistesgüter.
Schon Goethe
erkannte dies
Orient und Okzident
befruchten einander
und sind nicht mehr
von einander zu trennen.
Es sei denn, man
will den Orient erobern, den Krieg überziehen
Und ihn seiner
Ölquellen und natürlichen Ressourcen berauben.
Dagegen wehren sich
seine natürlichen Besitzer
Das ist ihr gutes
Recht.
Deshalb sind
Muslime noch längst keine Terroristen
Eher
Freiheitskämpfer …
Das erkannte der
jüdische Musiker Barenboim bald
Als er mit Edward
Said, einem christlichen Palästinenser
Und weltweit
anerkannten vergleichenden Literaturwissenschaftler
Das West-östliche
Divan-Orchester mit jungen Menschen
Aus Israel und
Palästina gründete.
Vor kurzem – so
hörte man - hätten
138 hohe Vertreter
der muslimischen Geistlichkeit
aus der ganzen
muslimischen Welt einen Brief an den Papst,
ja an alle
christlichen Vertreter, geschrieben,
um sie von der
friedlichen Grundlage des Koran zu überzeugen
und wie viele
Parallelen es zur christlichen Bibel gäbe.
Das Wort Islam hängt
mit Salam Frieden zusammen,
wurde mir in der
muslimischen Schule in El-Khader (bei Bethlehem) gesagt
Ihre Pädagogik
gründet sich auf Frieden und Demokratie.
Wir können nicht nur
von einander lernen
Wir sollten einander
mit Respekt begegnen ….
Und auf gleicher
Augenhöhe
Sie sind Menschen
wie wir
Und kein bisschen
weniger wert –
Vielleicht ist es
sogar umgekehrt
Denn die Wiege der
großen Weltkulturen liegt im Tal des Euphrat
Tigris und in dem
des Nils und sie blühten schon
Als in den dunklen
Wäldern Germaniens
Noch keiner an
Lesen und Schreiben dachte
Geschweige denn
daran,
heute noch zu
bewundernde Bauwerke zu errichten …
Denn es ist nicht
nur die Sonne, die im Osten aufgeht --
Mit EX ORIENTE LUX
ist viel mehr gemeint ….
Wie gesagt, schon
Goethe wusste darum
Ellen Rohlfs,
Oktober 2007
|