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Gaza auf dem Weg in die Umweltkatastrophe


 Gunnar Olofsson


Die Wasserversorgung in Gaza steht am Rande zum Kollaps. Das geht aus einer neuen Untersuchung des UN-Umweltprogramms (United Nations Environment Programme, UNEP) hervor. Die Situation, die seit langem schlecht war, wurde mit dem israelischen Angriff im Januar dieses Jahres dramatisch verschlechtert, wodurch 10% der Bevölkerung kein Trinkwasser mehr erhalten. Elf wichtige Wasserquellen und vier Reservoire wurden zerstört zusammen mit Kilometern von Wasserleitungen, und die übrigen Quellen werden von Verunreinigung durch leckende Kanalisationen bedroht. Gegenwärtig erreichen außerdem nur 57% des hochgepumpten Wassers die Verbraucher, während der Rest unterwegs durch Lecks verschwindet.

Laut UNEP wurden 2692 Gebäude ganz oder teilweise zerstört, und nahezu 600 000 Tonnen Schrott und Trümmer stellen jetzt ein erhebliches Gesundheitsproblem in Gaza dar. Unter anderem hat man in den Ruinen erhöhte Werte von Asbest gefunden, nicht zuletzt den sogenannten blauen Asbest, der 500-fach stärker krebserregend wirkt als der weiße gewöhnliche Asbest.

Die israelischen Bomben zerstörten auch 180 Gewächshäuser und 167 km Straßen und vernichteten über 35750 Kühe, Schafe und Ziegen zusammen mit einer Million Geflügel und Küken. Die Menge der Tierkadaver, die nicht ordentlich entsorgt werden konnten, beträgt zwischen 1 und 1 ½ Millionen Tonnen.

Vor dem Angriff verfügte Gaza über 170 Millionen m² Ackerland. Jetzt sind 17% davon zerstört worden und die übrigen Pflanzungen werden durch das Salz eindringenden Meerwassers bedroht. Gewisse Pflanzen, wie junge Obst- und Olivenbäume vertragen Brackwasser schlecht, und es besteht das Risiko, daß große Gebiete nicht mehr für erneute Bepflanzung geeignet sind. Weiterhin sind 100000 m³ Abwässer in die Pflanzungen gelaufen, die 55000 m² bebautes Land verseucht haben.

Gegenwärtig sind 64% aller Haushalte an irgendein Abwassersystem angeschlossen, während 36% ihr Abwasser unbereinigt ablassen, was die Küste mit Stickstoffvergiftung und Versalzung bedroht. Im Zusammenhang mit den erwarteten Niederschlägen im Winter besteht das Risiko, daß verunreinigtes Wasser sich auf noch größere Flächen verteilt. Mit den Abwässern werden auch Mikroorganismen und Schwermetalle verbreitet, die an sich schon ein Gesundheitsrisiko sind.

Ein besonderes Gesundheitsproblem stellt das zunehmende Vorkommen von Methämoglobinämie dar, eine Art Blutkörperchen, die Sauerstoff  nicht auf normale Weise transportieren. Kinder mit dieser Krankheit werden von Trägheit, erhöhter Speichelproduktion und sinkendem Bewußtsein betroffen. Krämpfe und Tod können folgen. In Gaza zeigen Studien das Vorkommen von  Methämoglobinämie bei Kleinkindern an, eine Art ”Blaubaby”-Syndrom, das gewissen Herzfehlern ähnelt. Bis zu 48% der Kleinkinder können betroffen sein.

Laut UNEP müssen unmittelbar Mittel eingesetzt werden, um zu verhindern, daß Gaza nicht in eine noch größere Umweltkatastrophe abgleitet. Das Wasser- und Ablaufsystem muß repariert werden und mehr alternative Wasserquellen müssen eingesetzt werden, der ganze Schrott muß weg und große Landareale müssen saniert werden. Allein das Wassersystem erfordert 20 Jahre Arbeit und eine Milliarde Dollar an Investitionen, um es auf einen annehmbaren internationalen Standard zu bringen. Gegenwärtig wird der Einsatz jedoch von Israel erschwert, in gewissen Fällen unmöglich gemacht, da Gaza immer noch unter der verheerenden Blockade steht.

Die UNO hat das ihre gesagt. Auf Israels wichtigsten Verbündeten, der USA und  Schweden, das den Vorsitz in der EU innehat, liegt die schwere Verantwortung, dafür zu sorgen, daß die Blockade Gazas – ein Verbrechen gegen die UNO-Satzung und eine Menge verschiedener UNO-Dokumente und Resolutionen – beendet wird, damit eine sinnvolle Umwelt- und Gesundheitsarbeit begonnen werden kann und 1 ½ Millionen eingesperrte Palästinenser endlich wieder einen Teil ihrer Menschenrechte erlangen.

 

Quelle: der Autor -  Gaza på väg in i miljökatastrof

Originalartikel veröffentlicht am 28.9.2009

Über den Autor

Einar Schlereth und Fausto Giudice sind Mitglieder von Tlaxcala, dem Übersetzernetzwerk für sprachliche Vielfalt. Diese Übersetzung kann frei verwendet werden unter der Bedingung, daß der Text nicht verändert wird und daß sowohl der Autor, der Übersetzer, der Prüfer als auch die Quelle genannt werden.

URL dieses Artikels auf Tlaxcala: http://www.tlaxcala.es/pp.asp?reference=8895&lg=de
 

 

 

 

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