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 Terror gegen Zivilisten ?
Jessica Azulay*, 8.Juni 2004 in The Phoenix, Irland

 

Jedes Mal, wenn ich  wegen der Selbstmordanschläge um meine Meinung gefragt werde, werde ich nervös. In der augenblicklichen Atmosphäre  scheint jeder Versuch, über Terrorismus zu diskutieren, unannehmbar, wenn man ihn nicht vollkommen verurteilt. Doch  bleibt es   unwiderruflich Tatsache, dass in Israel Selbstmordanschläge  geschehen. Sie geschehen oft und mit  Unterstützung der palästinensischen Bevölkerung.

Die Frage, ob Selbstmordattentate gerechtfertigt sind, sollte nie gestellt werden, ohne gleichzeitig  dieselbe Frage zu stellen, ob israelische Angriffe gegen Zivilisten gerechtfertigt sind. Ich denke, die Antwort auf beide Fragen ist „nein!“

Doch ist es wichtig, tiefer zu schürfen, unter die moralische Ebene, und beide Terrorismen, den palästinensischen und den israelischen, näher zu untersuchen. Es sieht nicht so aus, als würde  die Gewalt – egal wie ungerecht -  in nächster Zeit weniger werden. Für diejenigen unter uns, die sich darum bemühen, die schreckliche  Situation für Israelis und Palästinenser zu verändern, ist es wichtig, die Ursachen der Gewalt zu verstehen, warum geschieht sie. Es muss  klar sein, dass es ein Unterschied ist, sie zu rechtfertigen oder sie zu verstehen.

 

Warum töten sich Israelis und Palästinenser gegenseitig? Diese Frage kann nur beantwortet werden, wenn man sie in den vollen Zusammenhang der militärischen Besetzung des pal. Gebietes stellt. Palästinenser töten mit dem Ziel, sich selbst aus der grausamen militärischen Besatzung zu befreien – Israelis töten, um diese aufrecht zu erhalten. Auch wenn es stimmt, dass beide Seiten im Teufelskreis von Schlag und Vergeltungsschlag gefangen sind, darf die grundsätzliche Situation nicht ignoriert werden.

Die Israelis haben einen Staat und sie leben in Luxus und  ( in verhältnismäßiger R.) Sicherheit  - im Gegensatz zu den Palästinensern. Am wichtigsten ist aber, dass ihr Terrorismus gegen die palästinensische Bevölkerung durch das israelische Militär (IDF), eine von ihrer demokratisch gewählten Regierung anerkannte, fundierte und unterstützte Institution ist.

Die Palästinenser dagegen leben in besetzten Städten, Dörfern und Flüchtlingslagern. Sie sind von einander getrennt, belagert und unter ständigen Angriffen. Alles in ihrem Leben wird durch israelische Unterdrückung eingeschränkt. Ihre Methoden, der Besatzung zu widerstehen, sind unterschiedlich. Das liegt zwischen dem Versuch, das tägliche Leben irgendwie so normal wie möglich durchzuführen, und Protestdemos bis  zu terroristischen Angriffen. Die palästinensischen Terrororganisationen haben im Gegensatz zur israelischen terroristischen Organisation (IDF) nicht die  ausdrückliche Unterstützung, Finanzierung oder Anerkennung einer demokratisch gewählten Regierung. Während fast ganz Israel sich an der Armee beteiligt, stellen die palästinensischen Organisationen eine winzige Minderheit  in ihrer Bevölkerung dar.

Obgleich die  Strategie der Selbstmordattentate  (ausgesprochen) ineffizient, ( ja  eher kontraproduktiv R.) ist, was das Ziel der palästinensischen Selbstbestimmung betrifft, so bringt sie die  durch die Besatzung verursachte Verzweiflung und Wut zum Ausdruck.

Wenn man einige Zeit in den besetzten Gebieten verbracht hat, ist es nicht schwer, zu erkennen, warum ein großer Teil der  Bevölkerung die Selbstmordattentate unterstützt. Es ist auch nicht schwer zu verstehen, dass, obwohl sie moralisch nicht zu rechtfertigen sind, es Gründe gibt, dass sie geschehen.

Keine noch so große Verurteilung des Terrorismus wird die Gründe dazu verschwinden lassen. Nur das Ende der Besatzung, palästinensische Selbstbestimmung, ein eigener Staat und eine gerechte Lösung  des Flüchtlingsproblems kann dies erreichen.

 

*Jessica Azulay ist eine jüdische Aktivistin aus West-Virginia, die bei einer Reihe von Problemen engagiert war, wie gegen die US-Politik gegenüber Südamerika, bei WTO/ IMF/ Worldbank...

 

„Meiner Meinung nach sind die besten Freunde Israels diejenigen, die bereit sind, die Wahrheit zu sagen, über das, was dort geschieht!“ David Norris, Phoenix

 

(Aus dem Englischen: Ellen Rohlfs)

 

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