Die israelischen und
palästinensischen medico-Partnerorganisationen führen ihr
Nothilfeprogramm im Gazastreifen fort. Die „Palestinian Medical
Relief Society“ versorgt Verletzte in ihren Kliniken und
verteilt Decken, Matratzen und Wasser. Die „Ärzte für
Menschenrechte – Israel“ schicken notwendige Medikamente.
Darüber hinaus unterstützen mehrere israelische Ärzte ihre
palästinensischen Kollegen in Gaza. medico international
unterstützte die Nothilfe seiner Partnerorganisationen für den
Gazastreifen bisher mit 174.000 Euro.
Palestinian Medical
Relief Society (PMRS)
Täglich entdecken die
Mitarbeiter des medico-Partners Palestinian Medical Relief Society (PMRS)
neue menschliche Tragödien. „Wir hören täglich von Verwundeten, die
in und außerhalb von Gaza trotz der weltweiten Hilfsaktionen an
ihren Verletzungen sterben. Viele Hunderte von Menschen werden noch
immer vermisst. Ihre Familien leben in Ungewissheit, ob diese noch
immer unter den Trümmern begraben liegen, oder ob sie in israelische
Gefangenschaft geraten sind. Immer wieder finden wir Familien, die
ohne Hab und Gut vor ihren Häusern kauern und sich in einer Art
Schockstarre befinden“, berichtet der Direktor des
PMRS-Nothilfeprogramms Dr. Aed Yaghi.
Die vier
Basisgesundheitskliniken der PMRS sind wieder voll funktionsfähig:
Sie empfangen täglich Hunderte von Patienten. Die Klinik in Jabalia
ist nach wie vor 24 Stunden am Tag geöffnet. Sozialarbeiterinnen
besuchen eine Familie nach der anderen, um den jeweiligen Bedarf zu
ermitteln und die entsprechenden Stellen – die Physiotherapeuten
oder die Ärzte der PMRS bzw. die Behörden - zu informieren. Sie
verteilen Decken, Matratzen, Wasser und prüfen, welche Familie
besondere psychologische oder materielle Unterstützung benötigt.
Die mobilen Kliniken fahren
täglich in die am schwersten zerstörten Orte, um möglichst viele
Menschen zu erreichen und niemand seinem Schicksal zu überlassen.
Sie stehen vor einer riesigen Aufgabe: „Jeder bedarf Hilfe und auch
wir selbst – mit all unserer Erfahrung - stehen manchmal ohnmächtig
da und hoffen, dass uns persönlich jemand zu Hilfe käme.“
Ärzte für
Menschenrechte – Israel (PHR-IL)
Die Ärzte für Menschenrechte –
Israel (PHR-IL) schicken notwendige Medikamente und andere
medizinische Hilfsgüter nach Gaza. Darüber hinaus konnten sie
mehrere israelische Ärztedelegationen nach Gaza senden. Leider
verbieten die israelischen Behörden die Einreise jüdischer Ärzte,
sodass nur arabisch-palästinensische Israelis an diesen Missionen
teilnehmen können. „Ganze Bezirke sind ausradiert worden. Es war
unerträglich, sich das anzuschauen, aber wir werden zurückkehren.
Unsere Ärztedelegationen müssen helfen, wo sie nur können, etwa bei
Operationen in den Krankenhäusern“, sagt Dr. Salah Hajj Yihyeh von
PHR-IL. „Das Gesundheitssystem von Gaza ist einfach nicht in der
Lage, die Bevölkerung selbstständig zu versorgen, während die
Blockade fortgeführt wird. Das ist auch unsere Art, Solidarität zu
zeigen.“
Trümmerfelder
Um sich einen Überblick über
das Ausmaß der Zerstörungen und den weiteren medizinischen Bedarf zu
verschaffen, ist zurzeit der deutsche Arzt Dr. Ralf Syring für
medico international im Gazastreifen tätig. Er berichtet: „Es gibt
zwei Arten von Zerstörungen. Zum einen die gezielte Zerstörung von
ganz bestimmten Gebäuden. Zum anderen die Zerstörungen, dort wo
Bodentruppen vordrangen. Die israelischen Panzer haben dort einfach
alles niedergewalzt - auch Hühnerfarmen, Häuser, landwirtschaftliche
und zivile Infrastruktur.. Weit und breit ist alles kaputt. Ein paar
verbrannte Häuser stehen noch inmitten einer Mondlandschaft. Bei
solchen Angriffen wurden auch sehr viele unbeteiligte Menschen
getötet.“
Ein Großteil der
Industrieanlagen und der landwirtschaftlichen Betriebe wurden
zerstört. Darüber hinaus wurden Schulen, Krankenhäuser, Kliniken,
Wasser-, Abwasser- und Elektrizitätsinfrastruktur, sowie andere
öffentliche Gebäude zum Teil schwer beschädigt. Diese müssen
dringend repariert werden. Die Einfuhr von Gütern, wie Zement,
Eisen, Röhren oder Ersatzteile wird jedoch fast komplett verhindert.
Seit Beginn der Waffenruhe dürfen nur durchschnittlich 135
LKW-Ladungen täglich die israelischen Grenzübergänge in den
Gazastreifen passieren. Um den unmittelbaren Bedarf zu decken, wären
laut UN jedoch mindestens 500 LKW-Lieferungen täglich nötig. Der
Zugang von humanitärem Personal hat sich seit dem 23. Januar
verbessert, erreicht aber noch nicht den notwendigen Umfang.
Kritik an
israelischer Blockade des Gazastreifens
medico international fordert
zusammen mit seinen Partnerorganisationen PMRS und PHR-IL die
Aufhebung der Blockade des Gazastreifens. Der Repräsentant von
medico international in Jerusalem, Tsafrir Cohen, erklärt: „Die seit
anderthalb Jahren andauernde Blockade hat zum Zusammenbruch des
wirtschaftlichen und sozialen Lebens im Gazastreifen beigetragen und
den Konflikt angeheizt. Eine weitere Eskalation der Gewalt ist nur
mit einer politischen Lösung aufzuhalten, die für die Bewohner des
Gazastreifens auch in einer schnellen Verbesserung des Alltagslebens
sichtbar wird. Die Aufhebung der Blockade wäre ein solches
sichtbares Zeichen.“ medico international ruft deshalb die deutsche
Bundesregierung und die EU dazu auf, mit Israel und den
palästinensischen Konfliktparteien zusammenzuarbeiten, um ein Ende
der Blockade herbeizuführen.
Spendenaufruf
Für die Wiederherstellung der
medizinischen Grundversorgung und langfristige
Rehabilitationsmaßnahmen werden weitere Spenden benötigt: