Andreas Friedrich
Düsseldorf
Internationale Medien schreiben und sprechen
nach dem Sieg der Hamas bei den
palästinensischen Parlamentswahlen von einem
"politischen Erdbeben".
Entsprechend fielen auch die negativen
Reaktionen aus.
Die Regierungen der USA und der EU denken schon
über ein "Einfrieren und Stoppen der Gelder an
die Palästinenser" nach, auch in Deutschland
entbrannte am 27.Januar 2006 eine Diskussion
darüber, ob nach dem Hamas-Sieg überhaupt noch
Finanzhilfen für die Palästinenser zur Verfügung
gestellt werden sollen.
Die Forderungen an die Hamas: Stopp der Angriffe
auf Israel und vor allem ein Anerkennen des
Existenzrecht Israels.
Vergessen oder übersehen (ob bewusst oder
unbewusst) wird von der internationalen Presse
sowie von den internationalen Politikern, auch
oder gerade den deutschen "Politik- Experten",
dass die Hamas bereits am 21.Januar 2006 das
Existenzrecht Israels anerkannt hat.
Dies erklärte am 21.Januar 2006 der ägyptische
Aussenminister Ahmed Abu Gheit gegenüber der
arabischen Tageszeitung "Aschrak al-Ausat".
Sicher, die Aufforderungen an die Hamas sind
gerechtfertigt, ist diese doch für viele
Anschläge auch auf unschuldige Israeli
verantwortlich.
Andrerseits: Welcher internationale Politiker
und vor allem, wer seitens der internationalen
Pressevertreter fordert die israelische Seite
auf, ihre Angriffe auf Palästinenser, ihre
Besetzung des Westjordanlandes zu stoppen?
Wer fordert Israels Regierung auf, den
Forderungen der "Road-Map" Folge zu leisten?
Die Antwort: Niemand!
Die Verantwortung wird schon jetzt einzig und
allein der Hamas zugeschoben.
Wenn die Lage in Palästina und Israel erneut
eskaliert, ist natürlich die Hamas schuld.
Unabhängig der Hintergründe für diese erneute
Eskalation.
Würden die Kritiker der Hamas es ernst meinen
mit ihren Forderungen zur Verpflichtung zum
Frieden, müssten beide Seiten, Israeli wie
Palästinenser, in die Pflicht genommen werden,
aber nicht nur die Hamas.
Hier entsteht offenbar ein neues Defizit im
Erkennen der Hintergründe.
Mal sehen, was geschieht, wenn die israelische
Seite die Trennmauer fertiggestellt hat und
illegale jüdische Siedlungen im Westjordanland
weiter ausbaut, entgegen internationalem Recht
und entgegen israelischem Recht.
Sollte die Hamas reagieren, wie auch immer, wird
es wie bisher immer heissen: Der
palästinensische Terror!
Die Verpflichtung zum Frieden jedoch muss an
beide Seiten gerichtet werden, nicht nur an
die Hamas.
Andreas Friedrich, Düsseldorf