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Ein
Brief an Herrn Heinz Bührmann - Kreisvorsitzender der GEW Oldenburg
Agnes Bennhold
Betr.: Benjamin Weinthal
in Jerusalem Post - 5. 9. 2016
Lieber Kollege Bührmann,
ich bin GEW-Mitglied im Kreis Rhein-Neckar-Heidelberg und dort
Mitglied in einem GEW-Arbeitskreis zu Palästina/Israel. Mit großer
Empörung las ich Benjamin Weinthals Ausführungen in der Jerusalem
Post vom 3. 9. 2016 zum Artikel von Christoph Glanz in der
Oldenburger GEW-Zeitschrift PädOL.
Dazu möchte ich
Stellung nehmen.
Im ersten Teil seines
Artikels gibt Glanz Erfahrungen wieder, die er als Mitglied einer
internationalen Solidaritätsgruppe in Palästina gemacht hat: Harte,
brutale Fakten, die niemand, der bereit ist, Vorgänge wahrzunehmen,
leugnen kann.
Glanz’ Fazit: Dazu
dürfen wir weder als Mitglieder der GEW, die für Kinderrechte
eintritt, noch in unserer Verantwortung für die Durchsetzung der
Menschenrechte schweigen.
Seine Schlussfolgerung:
BDS.
Der von Glanz erwähnte
BDS-Aufruf der palästinensischen Zivilgesellschaft von 2005 ist
Ausdruck der Empörung und Verzweiflung der palästinensischen
Zivilgesellschaft über die Einäugigkeit und Tatenlosigkeit von USA
und EU.
Ihm folgte im Dezember
2009 der „Aufruf palästinensischer Christen – Kirchenführer, Pfarrer
und Laien – zur Beendigung der israelischen Besatzung“, die sog.
„Kairos Palästina-Erklärung“. Auch dieser Aufruf, ein Notschrei, um
die Kirchen und die Weltöffentlichkeit wachzurütteln, fordert,
„endlich ein System wirtschaftlicher Sanktionen und Boykottmaßnahmen
gegen Israel einzuleiten“. In dieser Kairos Palästina-Erklärung wird
gleichzeitig betont: „Das ist nicht Rache, sondern vielmehr ein
ernsthafter Schritt zur Verwirklichung eines gerechten und
dauerhaften Friedens.“
Worin besteht Weinthals
Erwiderung auf Glanz’ informativen, sachlichen Artikel?
Mit keinem Wort geht er
auf die Fakten ein, mit denen Glanz die Situation in Palästina
beschreibt und die mehr als die Hälfte seines Artikels einnehmen.
Mit Schweigen übergeht er Glanz’ Hinweise auf die tödlich in den
Rücken getroffenen Palästinenser, auf die Tränengasschwaden, denen
palästinensische Kinder auf ihrem Schulweg ausgesetzt sind, auf die
nächtlichen Verhaftungen palästinensischer Jugendlicher…
D. h.: Alle Ursachen für
Glanz’ Eintreten für BDS werden ausgeblendet.
Stattdessen: Eine
Aneinanderreihung von Zitaten aus der Israel- Lobby: Israelische
Botschaft, Deutsch-Israelische Gesellschaft, Jüdische Gemeinden,
Simon Wiesenthal Center, Honestly Concerned u.a., darunter leider
auch zwei GEW-Mitglieder.
Und die Absicht:
Christoph Glanz zum Antisemiten abzustempeln und ihm durch
verleumderische Behauptungen gegenüber der niedersächsischen
Schulbehörde beruflich zuzusetzen.
Das darf die GEW nicht
hinnehmen.
Ich kenne von Christoph
Glanz nur den Artikel, den Ihr dankenswerter Weise in Eurer
GEW-Zeitung veröffentlicht habt. Seine Erfahrungen in Palästina
treffen genauso – ja, teilweise noch viel härter – zu. Die
BDS-Bewegung, an der sich international bereits zahlreiche
Organisationen, Verbände, wissenschaftliche Einrichtungen und
kirchliche Gruppen beteiligen, ist die unmissverständliche,
gewaltfreie Aufforderung an Israel, Völkerrecht und Menschenrechte
einzuhalten und die bald 50jährige Besatzung Palästinas zu beenden.
Zu den Aufgaben der GEW
sollte ab sofort gehören, sich nicht länger durch ihre engen
Beziehungen zur israelischen Histadrut Hamorim und durch die bei uns
verbreitete pro-israelische Atmosphäre einschüchtern zu lassen,
sondern die Situation in den besetzten palästinensischen Gebieten
mit offenen Augen unvoreingenommen wahrzunehmen und durch klare
Stellungnahmen zum Frieden in Nahost beizutragen.
Da ich selbst mehrmals
in Palästina und Israel war, GEW-Mitglied bin und in einem
GEW-Arbeitskreis zu Palästina/Israel mitarbeite, war es mir wichtig,
den Artikel Weinthals in der Jerusalem Post nicht unerwidert zu
lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Agnes Bennhold (AG Palästina/Israel in der GEW
Rhein-Neckar-Heidelberg)
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