Anarchisten unter
Beschuss
Neve Gordon
30. Juli,
2007
Im Laufe der letzten
fünf Jahre ist das israelische Friedenslager kleiner geworden.
Letzten Monat jährte sich der 40. Jahrestag der Besetzung, und nicht
mehr als 4.000 Menschen versammelten sich in Tel Aviv, um gegen
Israels lange dauernde Militärherrschaft zu protestieren. Von den
Demonstranten, die erschienen waren, sind nur einige Hundert
leidenschaftliche Aktivisten – Menschen, die ihr Leben dem Kampf um
Frieden und Gerechtigkeit gewidmet haben.
Unter denjenigen,
die am meisten engagiert sind, sind Israels Anarchisten. Dennoch
stehen sie die letzten zwei Jahre unter Beschuss und es wird immer
schwieriger für sie ihren Kampf fortzusetzen.
Die Gruppe der
Anarchisten, gegründet im Jahr 2003, besteht aus jungen Israelis,
meistens in ihren Zwanzigern, die eng mit den palästinensischen
populären Dorfkomitees zusammenarbeiten, um gegen Israels Besatzung
Widerstand zu leisten. Sie haben keine offizielle Führung, kein
Büro, und keine bezahlten Mitarbeiter, und trotzdem ist es ihnen
gelungen, mehr zu erreichen als viele gut dotierte NGOs und soziale
Bewegungen. Wahrscheinlich sind sie am besten bekannt wegen ihrer
Bemühungen im kleinen Dorf von Bi’lin, wo seit mehr als zwei Jahren
wöchentliche Demonstrationen gegen die Mauer, die Israel auf
palästinensischem Land baut, abgehalten werden.
Die Anarchisten sind
auch in zahlreichen anderen Dörfern und Städten aktiv. Tag für Tag
fahren sie in kleinen Gruppen durch die West Bank, unterstützen
gewaltfreie Aktionen, die palästinensischen Bauern helfen, Zutritt
zu ihren Feldern und Ernten zu erlangen, während sie sich gegen die
Errichtung der Mauer und gegen die Beschlagnahme besetzten Landes
stellen.
Eine der
bemerkenswertesten Fähigkeiten dieser jungen Israelis ist der
subversive Gebrauch ihres eigenen Privilegs, das sie nicht zum
eigenen sozialen, ökonomischen oder politischen Nutzen einsetzen –
wie dies die meisten Menschen tun – sondern vielmehr um gegen Gewalt
einzutreten. Mit anderen Worten, die Anarchisten nutzen das
Privileg, das mit ihrer jüdischen Identität einhergeht, und
verwenden es als einen strategischen Vorteil gegen die brutale
Politik des jüdischen Staates.
Als jüdische
Aktivisten ist ihnen wohl bewusst, dass das israelische Militär sich
ganz anders verhält, wenn israelische Juden bei einem Protest in der
West Bank anwesend sind und dass der Pegel der Gewalt, immer noch
hoch, viel weniger intensiv ist. In der Tat, hat das Militär, laut
Aussage israelischer Soldaten, viel striktere Vorschriften
betreffend Schießbefehle bei Demonstrationen, bei denen
Nichtpalästinenser teilnehmen. Wenn also ein Dorfkomitee beschließt,
gewaltfreien Widerstand gegen die Besatzungsmacht durchzuführen,
mischen sich die Anarchisten unter die demonstrierende
Dorfbevölkerung, und werden so ein menschlicher Schutzschild für
alle jene Palästinenser, die sich entschieden haben, dem Weg Mahatma
Gandhis und Martin Luther Kings zu folgen.
Obwohl die
Anarchisten oft geschlagen und verhaftet werden, hören sie nicht
auf. Bis heute sind ca. 10 Palästinenser bei Demonstrationen gegen
die Trennungsmauer getötet und Tausende verwundet worden, eine Zahl,
die ohne Zweifel viel größer gewesen wäre, wäre da nicht der
furchtlose Einsatz der Anarchisten.
Diese anonymen
Helden werden zur Zeit in Israel als „Fünfte Kolonne“ angesehen. Und
als die israelische Polizei festzustellen begann, dass Schlagen und
Verhaftung ihren unbeugsamen Widerstand nicht aufhalten konnte,
wurde eine andere Strategie eingeschlagen. Eine Masse von
gerichtlichen Klagen wurde vom Staatsanwalt verhängt. Die
Anarchisten sahen das als neue Herausforderung an. Sie haben eine
gesetzliche Kampagne eingeleitet, deren Ziel es ist, das
grundlegende Bürgerrecht aller Israelis zu verteidigen, Widerstand
gegen die Politik ihrer Regierung, die das Recht missbraucht, zu
leisten. Diesen Kampf führt Gabi Lasky an, eine energische
Rechtsanwältin, die viele ihrer Wochenenden damit verbringt, die
Anarchisten aus dem Gefängnis freizubekommen und ihre Werktage
damit, sie bei Gericht zu vertreten.
Im Gegensatz zum
Kampf innerhalb der Besetzten Gebiete verlangt der gesetzliche
Kampf, um die Freiheit der Bürger zu schützen, finanzielle
Ressourcen, die die Anarchisten nicht haben. Der Staat weiß, dass
das die Achillesferse der Anarchisten ist und hat versucht, die
friedensbildenden Aktivitäten zu unterminieren, indem er sie zu
hohen Gerichtskosten verurteilt. Obwohl Lasky für wenig mehr als ein
Minimumgehalt arbeitet, kann der Kampf der Anarchisten nicht ohne
Hilfe von besorgten Menschen auf der ganzen Welt fortgesetzt werden.
Klicken Sie hier, um festzustellen, wie sie helfen können.
AATW
home page,
www.awalls.org
SPENDENAUFRUF für „Anarchists
against the Wall“
Anschließend finden
Sie eine Nachricht von Dorothy Naor, einer israelischen
Friedensaktivistin im Rahmen von New Profile und anderer
Friedensinitiativen.
Gestern Abend, am
23. Juli 2007, hörten wir den Vortrag von Matan Cohen, einem
bemerkenswerten 18-Jährigen, der ein Mitglied der „Anarchists
against the Wall“ („Anarchisten gegen die Mauer“: AATW) ist.
Unglücklicherweise
haben wir am Ende der Veranstaltung nicht um Spenden gebeten.
Deshalb verbreiten wir diesen dringenden Aufruf um Unterstützung für
eine mutige Gruppe von Jugendlichen, die ihre Gesundheit und ihr
Leben aufs Spiel setzen im Kampf gegen die Mauer, die Israel in den
besetzten palästinensischen Gebieten errichtet hat.
Kontaktieren Sie
bitte Paula Abrams-Hourani,
paula.abrams@chello.at, wenn
Sie für diese ehrenwerte Gruppe spenden wollen oder gehen Sie auf
die AATW home page,
www.awalls.org
Vielen Dank!
Frauen in Schwarz
(Wien)
Jüdische Stimme für
gerechten Frieden in Nahost (Österreich)
-----
Original Message -----
From: Dorothy
Sent: Tuesday, July 24, 2007 8:52 AM
Subject: [newprofile message:1304] Urgent Call for Support -
Anarchists Against the Wall
Die „Anarchists
against the Wall“ sind tatsächlich eine sehr wichtige und engagierte
Gruppe von Menschen, meistens jung, die nicht nur an Gerechtigkeit
glauben sondern auch bereit sind, ihr Leben aufs Spiel zu setzen.
Sie sind bestens bekannt wegen Ihres Kampfes in Bi’lin Seite an
Seite mit den Palästinensern, um zu beenden, dass die Mauer den
Grund und Boden des Dorfes stiehlt. Hauptsächlich hören wir über die
Freitagsdemonstrationen, die mehr als 2 Jahre angedauert haben.
Aber die Anarchisten
sind auch in vielen anderen Vorfällen involviert, wo Menschen Hilfe
brauchen, einschließlich Kfar Shalem, wo es um Ungerechtigkeit
gegenüber israelischen Jemeniten geht. Die Anarchisten verdienen
wahrhaftig unsere Hilfe. Bitte spenden Sie, wenn Sie können, um
ihnen zu helfen.
Danke,
Dorothy
!!! BITTE UM
BREITESTMÖGLICHE VERBREITUNG DIESES AUFRUFS!!!
Liebe Freundin,
Lieber Freund,
Die wachsenden
Gerichtskosten des gemeinsamen palästinensisch-israelischen Kampfes
gegen die Besatzung zwingt uns, diesen dringenden Spendenaufruf zu
senden. Wir bitten um Ihre Unterstützung, um die Arbeit der
israelischen Gruppe „Anarchists against the Wall“ (AATW)
fortzusetzen.
Die letzten 4 Jahre
hat die Gruppe den palästinensischen Kampf gegen die israelische
Besatzung unterstützt und im Besonderen den Kampf gegen Israels
Apartheids-Mauer. Woche für Woche schließt sich AATW dem populären
palästinensischen Widerstand gegen die Mauer an, in verschiedenen
Gebieten in der West Bank, einschließlich der Dörfer von Bil’in
westlich von Ramallah, al-Ma’asara, und Ertas, südlich von
Bethlehem, und Beit Ummar, nördlich von Hebron.
Aktivisten wurden
oft verhaftet und angeklagt für ihre Teilnahme an dem Kampf.
Glücklicherweise wird die Gruppe von einer engagierten
Rechtsanwältin, Adv. Gaby Lasky unterstützt. Adv. Lasky hat
unermüdlich gearbeitet, um die bei Demonstrationen verhafteten
Aktivisten zu verteidigen oder Aktionen in der West Bank und in
Israel zu führen. Obwohl die legale Verteidigung, die sie AATW
beistellt, fast ein Ganztagsjob ist, hat sie der Bezahlung eines
nominellen Honorars zugestimmt.
Allerdings war die
Gruppe nicht einmal in der Lage, diese Summe aufzubringen und hat
Schulden von ca. $ 40.000 an Prozesskosten für über 60
Verurteilungen. Zusätzlich zu diesen enormen Schulden an
Prozesskosten sind die AATW Aktivisten gezwungen, große Beträge an
Transportkosten und Telefonrechnungen zu zahlen.
Spenden Sie bitte,
damit wir unseren Kampf fortsetzen können.
Wir danken Ihnen für
Ihre Solidarität
„Anarchists against the Wall“
Für mehr Information
über AATW, unsere Aktivitäten und die Möglichkeiten zu spenden,
besuchen Sie unsere Website:
www.awalls.org
Übersetzt von: Ellen Kösten
|
|