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16.6.2004
Liebe Freunde!
Der diesjährige Workshop von "nemashim"
ist zu Ende. Er war in mancher Hinsicht besser als der des
letzten Jahres. Erstens nahmen daran bedeutend mehr Jugendliche
teil, im gesamten (25 dieses Jahr, 10 letztes Jahr), zweitens
nahmen mehr Araber teil als letztes Jahr (5 dieses Jahr, 1
letztes Jahr), und drittens wissen mehr und mehr Leute über
diesen Workshop und das “NEMASHIM”-Projekt.
Wir haben zusammen Theater
gespielt, natürlich mit Akzent auf politische Themen, wobei das
Persönliche und das Politische sich die ganze Zeit vermischten.
Ich möchte hier ganz kurz ein paar Szenen schildern, die sich
zum teil von selbst ergaben, zum teil vorbereitet waren, zum
teil von mir und Mussa angeleitet wurden.
In einer Szenenfolge spielte radi
einen
palästinensischen Gefangenen
in einem israelischen Militärgefängnis (er bereitete das
Spiel aufgrund
eines Buches vor, das er von mir erhielt und gelesen hatte). Die
gespielte Figur ist sehr militant, sehr zornig. Obschon er
allein spielte und wir uns die Wärter und ihre Gesichter
vorstellen mussten, war es ein schweres (Theater-)Stück. Unter
unserer Anleitung erschien eine jüdische Schauspielerin, die
einen (“linken”) Reservesoldaten spielte, und zwischen den
beiden entwickelte sich ein ziemlich lahmes Gespräch (denn der
Gefangene wollte nicht sprechen), bis “der Soldat” schließlich
dem Gefangenen sein Gewehr in die Zelle schob, damit er ihn
damit erschieße, wenn er wolle. Dies war ein unglaublich
starker Augenblick. Der Gefangene rührte schließlich das
Gewehr nicht an, und der Soldat nahm das Gewehr schnell wieder
und verschwand.
Ein andermal übten wir
“unsichtbares Theater” und errichteten im Probenraum eine
Straßensperre , die zwischen Tel-aviv und Jafo stehen soll, und
wo jüdische Israeli strengstens durchsucht würden, wohingegen
arabische Israeli ohne Untersuchung weitergehen könnten.
In einer kleinen Improvisation,
in der wir Pantomime übten, stritten sich alle um einen Platz
auf der Parkbank, bis am Schluss alle tot waren.
In einer Reihe von Szenen
erzählten-spielten die Teilnehmer die familiären Beziehungen,
die zum Teil ähnlich, zum Teil kulturell verschieden sind.
Alles in allem, ein wichtiges
Erlebnis für alle Jugendlichen, die teilnahmen.
Trotzdem haben wir uns
entschlossen, vor einem Monat, dieses Jahr keine eigene Wohn-
und Arbeitsgemeinschaft zu versuchen, denn erstens haben wir
immer noch nicht genügend Geld, um eine große Wohnung mit acht
oder sechs Jugendlichen ein Jahr lang zu mieten, und die
Aktivität zu finanzieren. Zweitens nahmen zwar 25 Jugendliche
an den verschiedenen Treffen teil, aber fast immer wieder
andere, und wir erachteten es als schwierig, aus den vielen, die
sich noch gar nicht kennen, eine gut vorbereitete Gruppe zu
bilden. Wir werden den Workshop nächstes Jahr anders gestalten,
damit dieser Fehler nicht wieder geschieht.
Allerdings engagieren wir uns mit
Theaterarbeit in einer anderen jüdisch-arabischen
Wohngemeinschaft , darüber später mehr, wenn es klarer wird,
und natürlich haben wir schon begonnen, für
die nächste Gruppe zu “rekurieren”.
Vor einem Monat, am 12. Mai 2004, ist Dr. Hilde
Shmerling-Becker, meine Mutter, ganz plötzlich verstorben. Dies
ist nicht nur ein schwerer persönlicher Schlag fuer mich, die
Familie und alle vielen Freunde, sondern auch fuer unser
Projekt, denn sie hat uns immer tatkräftig unterstützt, hat
sich für die Einzelheiten interessiert, für den deutschen
Prospekt unzählige Stunden lang gearbeitet und auch Geld
gespendet.
Zum Schluss noch ein Wort ueber den Film “arna’s
children”. Es gibt bestimmt viele wichtige und gute Filme, die
ich empfehlen könnte, und das ist nicht meine Aufgabe hier.
Aber dieser Film berührt ganz besonders nah den Bereich unserer
Arbeit in “NEMASHIM”, dass ich ihn unbedingt empfehlen muss.
Ein guter Bericht zum Film, von Uri Avnery:
http://www.friedensforum-duisburg.de/gush2004/ua040313.htm
Der Film wird von
http://www.firsthandfilms.com
vertrieben.
Ich wünsche einen schönen Sommer!
Uri Shani