Liebe Leute,
heute zunächst von Amos:
Zu den Mitteln, die Palästinenser aus dem Jordantal zu
drängen, gehören die Einrichtung von geschlossenen
Militärgebieten, Häuserzerstörungen, Festnahmen und der
Entzug des Wasservorrats.
Seit Jahren hat Said aus dem Dorf Fasail im Jordantal seine
Herden auf dem Weideland des Dorfes geweidet. Mittags führte
er seine Herde zur Dorfquelle, die in der Nähe des Dorfs
lag. Vor einigen Monaten hat die Armee diese Quelle (die
Wasserversorgung des Dorfs) zu einer geschlossenen
Militärzone erklärt und das Betreten durch
PalästinenserInnen verboten. Said hat weiterhin täglich
sein Herde dorthin geführt. Mekorot - die israelische
Wasserbehörde - hat am Ort einen Brunnen gegraben und
eingezäunt. Am 24. Juli 2007 war Said mit seiner Herde
unterwegs zur Quelle, außerhalb des Zaunes. Die Wächter des
Mekorot haben ihn festgenommen und ihm Eindringen in das
umzäunte Gebiet vorgeworfen. Ein militärischer Beobachter,
der herbei gerufen wurde, bestätigte zwar, dass Said das
umzäunte Gebiet nicht betreten hatte. Dennoch wurde er
verhaftet, damit er dem Militär sagt, wer in das Gebiet
eingedrungen sei. Nach 4 Tagen wurde er freigelassen, gegen
ein Bußgeld von NIS 1500.
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Ein sehenswertes Video, wenn man wissen will wie es in
Palästina wirklich aussieht, ist "Occupation 101". Der Film
dauert 90 Minuten und ist zu finden unter den folgenden
Links:
_http://www.informationclearinghouse.info/article18145.htm_
_http://video.google.com/videoplay?docid=8481947913401709466&hl=en
<http://video.google.com/videoplay?docid=8481947913401709466&hl=en
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Am 10.8. berichtete Dorothy dass das Flüchtlingslager
Deheisha in Bethlehem 14 Tagelang kein Wasser hatte. Wer es
sich leisten konnte, konnte für NIS 300 einen Tankwagen
bestellen, der den Wasserbehälter auf dem Dach auffüllte.
Und das auf der Höhe einer Hitzewelle, unter der auch viele
Israelis litten, trotz Klimaanlagen und großen
Wassermengen. Schließlich gingen die verzweifelten Menschen
auf die Straße, zündeten Reifen an und riefen "Wir wollen
duschen" und "Wir wollen trinken" und warfen mit Steinen auf
die Polizisten. Nach der letzten solchen Demonstration war
plötzlich weider Wasser da. Wie immer ein schwacher
Rinnsal, da das Wassersystem alt und schwach ist und weil
"wir alle, sie und wir aus den gleichen Quellen und
Grundwasserreservoire pumpen - nur dass wir 10 mal soviel
abpumpen, weil wir es kontrollieren."
Das Leiden der PalästinenserInnen wird allerdings immer mehr
hinter der Mauer versteckt. Nur die ganz wenigen, die noch
selber hinfahren, erfahren wie es dort wirklich aussieht.
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Luay Kfafi, ein junger Mann aus Ramallah, hatte im vorigen
Jahr das
große Glück, zu den 6 aus 150 StudentInnen zu gehören, die
ein
Stipendium zum Studium in Deutschland erhalten haben.
Meinte er
zuerst. Weil er vor dem Jahr 2000, bevor er 18 wurde, in
Gaza gelebt
hat, und seitdem allein, ohne jemals seine Familiezu sehen,
in Ramallah
ist, wurde er als "illegaler Bewohner" eingestuft (er hat
deswegen
seine Bewegungen fast völlig begrenzt auf den Weg von seinem
Zimmer zur
Uni, um bloß nicht irgendwie aufzufallen und nach Gaza
verschoben zu
werden) und ihm die Ausreise über die Allenby Brücke
verwehrt. Er müsse
durch Gaza ausreisen, wohin er ohne Genehmigung nicht reisen
kann. Die
Genehmigung kann er nicht beantragen, weil er illegal ist.
Abgesehen
von der damals sehr unsicheren Öffnung des Übergangs nach
Gaza. Als
dieser ganz geschlossen wurde, hat die deutsche Botschaft
schließlich
eine Ausreisegenehmigung erreicht, die allerdings zwei Tage
später
zurückgenommen wurde. Aus Sicherheitsgründen.
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Vor einem Haaretzbericht über einen anderen Studenten, dem
es noch viel schlimmer ergangen ist, schreibt Dorothy:
Täglich kann man mehrmals im Rundfunk hören, wie viele
Palästinenser in der Nacht festgenommen wurden - nur Zahlen,
keine Namen, keine Details darüber, wie der Klang schwerer
Stiefel die Familie aus dem Schlaf weckt. Keine Details
über die Kinder, über die Mutter, die Frau deren Herzen vor
Angst zerbrechen. Kein Vergleich damit, wie sich Juden
gefühlt haben als sie die schweren Stiefel der nazis auf der
Treppe hörten, die die Frauen holten um das Glass von
zerbrochenen jüdischen Ladenfenstern wegzuräumen. Gar keine
Vergleiche. Schließlich sind die Juden Menschen und haben
gelitten, diese sind aber nur Palästinenser. Sie sind
nicht-existent. Sie sind Untermenschen. Sie sind alle
(auch das 2-monatige Kind und die 80-jährige Großmutter)
Feinde! Also haben Siedler und Soldaten das Recht, sie
ungestraft zu schlagen, zu töten, festzuhalten. Selten wird
eine 'Untersuchung' durchgeführt, und wenn war der Täter
fast immer ein Druze oder ein Bedouine, fast nie ein Jude.
Haaretz berichtet (stark verkürzt): Der Student war auf dem
Weg nach Bethlehem, um sich für das kommende Jahr an der
Open University einzuschreiben. Das Studienfach hatte er
noch nicht entschieden. Als er auf ein Taxi wartete, wurde
er von den Soldaten, die in einem Hummer am Straßenrand die
Straße nach Bethlehem bewachten, herbeigerufen. Er ging
auf sie zu - mit leeren Händen, wie ein Zeuge sagte. Ein
Soldat hat ihn ergriffen und ihn hinter das Fahrzeug
gezerrt, wo er dann mit Stöcken und Füßen traktiert wurde,
bis er starb. Sein von einer Nachbarin herbeigerufener
Vater wurde mit Handschellen gefesselt und von der Leiche
seine Sohnes weggezerrt. Ihm wurde gesagt, der Sohn habe
einen Soldaten mit einem Messer bedroht, sei verletzt und
würde ins Krankenhaus gebracht. Zeigen konnten sie ihm das
Messer nicht. Sobald der Vater wieder frei war, fuhr er ins
Krankenhaus, wo die Leiche seines Sohnes erst Stunden später
eintraf. (...)
Gruß, Anka |