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"Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net
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Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus
den besetzten Gebieten
Liebe Leute,
hier der heutige Bericht von Dorothy:
Heute war ich in den besetzten Gebieten, wo ich ein paar Leute auf
eine Tour der Dörfer und dem "Zaun" und "Mauer" im Bezirk Salfit.
Wir begannen etwas später als ich es normalerweise auf solchen
Ausflügen tue, weil die Leute die mitkamen aus Jerusalem anreisten.
Wenn ich Menschen auf diesen "Touren" mitnehme, weiß ich wo wir
hinfahren, nicht aber alles, was wir finden werden.
Heute geschahen einige unerwartete Dinge, die nicht alle erfreulich
waren. Eins, das es nicht war, war die Geschichte eines jungen
Mannes mit zwei gebrochenen Armen, gebrochen von vier
Grenzpolizisten.
Vor zwei Wochen wollte er in "Israel" Arbeit suchen, ohne einen
Passierschein, und wurde auf einer Siedlungsstraße geschnappt, die
eine Abzweigung zu einer Grenzstelle hat. Die Grenzpolizei schnappte
den jungen Man dort wo die zwei Wege sich trennen, an einem
Kreisverkehr oben auf dem Berg, und fingen praktisch sofort an, ihn
zu schlagen.
Als er sie fragte, warum sie das täten, antworteten sie ihm, sie
würden ihm schon beibringen, wie man mit Grenzpolizisten spricht,
und
schleppten ihn auf ein abgelegenes Feld in der Siedlung. Dort
schlugen sie seinen ganzen Körper mit Stöcken und Gewehren. Er
musste am Kopf genäht werden. Sein Auge war zugeschwollen aber sonst
nicht geschädigt. Ein Arm ist an einer Stelle gebrochen, der andere
an zwei. Nachdem er 1/2 Stunde fast bewusstlos lag, hat ihn ein
Palästinenser auf einem Karren mitgenommen zur Klinik in Bidia, wo
er
versorgt wurde. Sie entdeckten aber nicht den Ausmaß des Schadens an
den Armen. So mussten sie diese Woche wieder gebrochen und geschient
werden.
Ich erzähle diese Details, weil sie, wie der untenstehende Bericht,
zeigen, wie wenig Moral noch unter der Grenzpolizei und der IOF zu
finden sind, da sie immer tiefer runterrutschen auf dem
sprichwörtlich glatten Hang der Moral.
Dorothy
Die Jungen werden Obdachlos weil Israel sein Pufferzone erweitert.
Bulldozer zerquetschen die Träume der Kinder Gazas und bauen sein
Märtyrer auf
Von Lindsey Hilsum in Gaza
Ahmed war nur 12, doch er wollte ein 'Militanter' werden. Ein dünner
Knabe der leicht lacht, hielt er sich bei maskierten Männern in den
labyrinthischen Gassen des Rafah Flüchtlingslagers auf und versuchte
sie zu beeindrucken mit einem metallenen Rohr, das er wie eine von
der Schulter abzuschießenden Rakete trug.
Er und seine Freun Mohammed spielten Schießereien und gingen dann
auf
die Straße um es in Wirklichkeit zu tun, bauten selbstgemachte
Handgranaten aus Nägeln, Schwefel, Zucker und Kohle, um sie auf
israelische Soldaten und Siedler zu werfen.
Najla, 16, ihr rundes Gesicht von einem weißen Tuch umrahmt,
studierte eifrig und träumte davon, Rechtsanwältin zu werden, "damit
ich den Menschen Gerechtigkeit geben kann".
Sechs ihrer jungen Verwandten sind während ihres Lebens getötet
worden, als die israelischen Truppen immer wieder durch Gaza
trieben.
"Sie starben alle traurig," sagte sie.
Das war im vergangen Jahr, als Ahmed und Najla gezeigt wurden in dem
Dokumentarfilm Tod in Gaza, der vorige Woche auf Kanal 4 gezeigt
wurde, über Kinder unter der israelischen Besatzung. In den letzten
Wochen, während Israel seine größte Operation in Rafah sein
Jahrzehnten eröffnete, haben beide Kinder ein neues Traum erlebt,
indem sie obdachlos wurden.
Während Premier Sharon versucht, seinen Plan für einen stufenweisen
Rückzug aus den 21 jüdischen Siedlungen in Gaza durchzusetzen,
schickte er erst die IDF nach Rafah um militante Palästinenser zu
fangen und Schmugglertunnel zu finden und die Pufferzone zu
verbreiten an der ägyptischen Grenze, die Israel auch kontrollieren
wird, wenn sie sich aus den Siedlungen zurückgezogen hat.
Ajmed und Najla sind unter den etwa 2000 Palästinenser, die ihr
Zuhause während Israels Operation Regenbogen verloren haben. UN
Beamte sagen, die IDF habe 167 Häuser in diesem Monat demoliert.
Ahmeds Familie schläft nun in einer Schule, Najla ist bei ihrem
Onkel. Alles in ihren jüngsten Erfahrungen bestätigt die
Propagandabotschaften von Hamas und Islamischer Dschihad, die
Gruppen, die Selbstmordattentäter nach Israel sendet. "Die Juden
lieben Zerstörung und das Töten von Menschen," sagte Najla.
Im Film war Ahmed unzertrennlich von seinem Freund Mohammed, aber
jetzt sind sie getrennt. "ich weiß nicht, wo Mohammeds Familie
hinging. Ihr Haus wurde zerstört. Sie könnten nach Brazil Camp oder
Sultan gegangen sein, wo ihre Verwandten sind," sagte Ahmed, auf den
Trümmern des Block O sitzend, die Gegend wo er früher wohnte.
Ahmed scheint wenig an materiellem Besitz zu hängen. "Es gab vieles,
das ich nicht rausholen konnte," sagte er, und beschrieb wie die
Bulldozer in sein Haus mitten in der Nacht kam. "Mein Videospiel,
meine Bücher, meine Hefte, meine Fotos".
Seine Sorge gilt seiner Familie. Ich musste kämpfen darum, meine
Brüder rauszuholen. Wir gingen um Mitternacht ins Bett. Sie
schliefen fest, und ich musste sie wecken.
Ahmed hat die Sprache der Militanten aufgenommen. Alle
Palästinenser, die sterben, sind Schahid (Märtyrer), aller Israelis
sind Yehuda (Juden), alle Juden sind Feinde.
In dieser Kultur des Todes, rennen Kinder um Körperstücke zu
sammeln,
wenn Israel die Militanten bei Raketenangriffen ermorden. Jungen
drängen sich um die Leiche bei den täglichen Beerdigungen,
12-jährige
streben danach, für Palästina zu sterben.
Zwei von Ahmeds Freunden sind "Märtyrer" geworden - einer direkt vor
ihm, als sie Steine auf einen Panzer warfen.
Die zertrümmerten Straßen von Rafah sind bedeckt mit schlechten
Plakaten von jungen Männern und Jungen mit Waffen, die neben der
goldenen Kuppel der alAqsa-Moschee in Jerusalem stehen - "Märtyrer".
Graffiti verkünden mörderische Triumphe: "Die al-Aqsa
Märtyrerbrigade
feiert die Bombe in al-Quds. Wir haben sieben Juden getötet".
Amnesty International berichtet, palästinensische Militanten hätten
21 israelische Kinder im vergangenen Jahr getötet, während
israelische Truppen mehr als 100 junge Palästinenser getötet haben.
Ärzte in Rafah berichten dass 12 Kinder in der Operation Regenbogen
getötet wurden.
Ahmed sagt er arbeitet nicht mehr als Späher für die Militanten, sie
sind aber nach wie vor seine Helden. Während des Filmens befreundete
er sich mit dem Regisseur, James Miller. Aber am 2. Mai vergangen
Jahres, als der Fernsehmann aus Najla's Haus heraustrat, wurde
Miller
in den Kopf getroffen von einem israelischen Soldat.
Ein Jahr später sagt Ahmed. "ich denke viel an James. Er kam her,
um uns zu verteidigen. Er filmte mich auf der Straße beim
Fußballspiel. Nach Millers Tod beschloss Ahemd dass er, lieber als
Militant zu werden, ein Kameramann werden möchte, wenn er erwachsen
ist. Jetzt ist er sich nicht mehr sicher.
Nachdem ich all diesen Schaden gesehen habe, wieß ich nicht was ich
werden soll. Vielleicht Arzt. Aber ich sage mir immer wieder, ich
könnte morgen getötet werden. Alle Brüder wollen Märtyrer werden."
Najla will zur Zeit auch Märtyrin werden, manchmal trägt sie nicht
nur ein Kopftuch sondern ein schwarzes Tuch, das nur Schlitze für
ihre hellbraunen Augen lässt.
Ihre Familie hat ihr Heim verlassen, als sie Gerüchte hörten, dass
die Bulldozer unterwegs sein - und kamen am nächsten Tag wieder, um
es in Trümmern zu finden. Zunächst schliefen sie in einem Zelt in
den Olivenhainen des Onkels, aber als Operation Regenbogen immer
weiter gingen, begannen israelische Panzer und Bulldozer die
Olivenbäume abzureißen, so zogen sie ins Haus.
Ein Panzer steht nun gegenüber und andere bewegen sich drohend die
Straße auf und ab. Najla macht sich Sorgen, dass das Haus ihres
Onkels als nächstes demoliert wird. Sie hat ihre Schulbücher
verloren, kann sich schlecht konzentrieren und hat drei Prüfungen
verpasst, aber sie träumt immer noch davon, Anwältin zu werden.
Es ist wegen der Dinge, die die Juden tun," sagt sie. Sie lügen im
Fernsehen, weil sie sagen dass Widerstandskämpfer auf sie schießen,
wo es keine Widerstandskämpfer gibt. Sie zerstören Häuser und tun,
als gäbe es Tunnel, aber es gibt keine Tunnel. Sie töten Kinder.
Sie sagen nie die Wahrheit.
Es gibt wenig, was man gegen Najlas Gefühle sagen kann. Die
Zerstörung ihres Hauses lässt sie erneut trauern um ihre
Cousins/Cousinen, sie in einer Reihe Vorfälle mit israelischen
Soldaten zu Tode kamen. "Mir fehlt der Hof vor dem Haus, wo ich
früher mit den Cousinen gespielt habe," sagt sie. Ich bin da immer
gerne hingegangen, weil es mir die Erinnerung an sie brachte. Wir
lebten zusammen, aber sie wurden Märtyrer."
Wie Ahmed, gebraucht sie die Sprache der Militanten. "Ich möchte
Märtyrerin werden," sagt sie. "Dies ist kein Leben und sie haben und
die Kindheit gestohlen. Die Juden haben Hass in unsere Herzen
gepflanzt seitdem ich klein war.
Wofür kann man leben? Unsere Häuser sind zerstört, sie haben das
Land genommen. Sie haben alles genommen, was schön war in unserem
Leben. Welchen Sinn hat es, zu leben?"
Israelische Hubschrauberraketen trafen heute ein Motorrad in Gaza
City und töteten drei Menschen, darunter ein hoher Hamas Kommandant
und sein Assistent, sagte Zeugen. Sieben andere wurden verletzt in
dem Angriff im Zeitoun Distrikt.
[Lindsey Hilsum ist internationaler Redakteur (-in?) von Channel 4
Nachrichten (BBC)]
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