Hintergrundinformationen zu unserer Karte
Wissen
Sie... was Sie mit 729 Einkaufen?
Es
ist nicht überraschend, wenn Ihnen die Zahlenfolge 729 bislang nichts sagt. Es
handelt sich um den sogenannten „Ländercode“ am Beginn eines Strichcodes, der
Aufschluss darüber gibt, woher eine Ware stammt. Ein Strichcode mit den Ziffern
729 verweist darauf, dass ein Produkt aus Israel kommt. Den Strichcode 729
tragen aber auch Waren, die etwa in Ma'ale Adumim oder in der Industriezone von
Barkan hergestellt worden sind – also in israelischen Siedlungen auf besetztem
palästinensischem Gebiet.
Die
systematische Besiedlung von besetztem Gebiet stellt einen schweren Verstoß
gegen das Völkerrecht dar. Seit seiner Gründung im Jahr 2002 fordert das
FrauenNetzwerkNahost daher die eindeutige Kennzeichnung von Waren aus den
völkerrechtswidrigen Siedlungen. In mehreren Postkartenaktionen haben wir auf
das Problem hingewiesen, dass Verbraucher/innen mit ihrer Kaufentscheidung
unwissentlich Völkerrechtsverletzungen unterstützen. Unsere bisherigen Karten
waren getragen von dem Bemühen um Aufklärung und einer eindeutigen Kennzeichnung
der Waren „Made in Israel“.
1.
Wissen Sie... woher diese Datteln stammen? (2002)
2.
Wissen Sie... woher diese Avocados kommen? (2003)
3.
Wissen Sie... auf welcher Seite des Zauns diese Orangen wachsen? (2004)
Zwischenzeitlich hatten wir in zwei großen Briefaktionen Handelsketten gebeten,
für die Verbraucher/innen Klarheit zu schaffen. Sie verwiesen uns auf die
Politik.
Wir hatten
deutsche Politiker/innen mit der Forderung angeschrieben, sich endlich für die
Kennzeichnung von Siedlungsprodukten einzusetzen.
Seit 2002
versuchen wir eine eindeutige Deklarierung der Waren zu erreichen, um für uns
Verbraucher/innen Klarheit zu schaffen. Alle Bemühungen
darum
führten ins Nichts!
Auf
europäischer Ebene hatten wir jedoch im Jahr 2005, zusammen mit vielen
Engagierten in ganz Europa, einen ersten
Erfolg: eine neue EU-Zollvereinbarung verlangte von Israel beim Export in die EU
die Angabe von Produktionsorten, damit Siedlungsprodukten Zollpräferenzen
verweigert werden können. Für uns als Verbraucher/innen blieb dennoch alles beim
Alten, weil sich an der Deklarierung von Seiten Israels nichts änderte. Deshalb
entstand unsere vierte Karte.
4.
Wissen Sie... woher diese Früchte kommen? Unsere Zollbehörden wissen es – wir
als Verbraucher/innen wissen es nicht!
(2006)
Inzwischen
sind vier Jahre vergangen, seit wir die letzte Postkartenaktion gestartet haben.
Wir müssen feststellen, dass die verantwortlichen deutschen Politiker/innen
bewusst untätig sind.
Jedoch hat
sich das Leben der palästinensischen Menschen in diesen vier Jahren drastisch
verschärft:
-
die
völker- und menschenrechtswidrige Politik Israels geht weiter,
-
die
illegale Besatzung der Westbank, Gazas und des Golan wird aufrecht erhalten,
-
die
Trennmauer wurde auf palästinensischem Land gebaut, ist trotz Urteil des
Internationalen Gerichtshofs in Den Haag stehen geblieben und wird weiter
gebaut,
-
der
völkerrechtswidrige Siedlungsbau in den besetzten Gebieten wird
kontinuierlich weiter betrieben,
-
die
Einschnürung Gazas durch Israel hat sich verschärft und wird unvermindert
fortgesetzt.
Wir wollen uns
nicht entmutigen lassen und – wie in unserem Gründungsaufruf 2002 formuliert –
weiterhin nach Wegen suchen, „unser Gefühl von Ohnmacht zu durchbrechen und
unsere Stimme laut werden zu lassen“. Weiterhin gilt die Einsicht, die uns vor
vielen Jahren zusammengebracht hat: „Wir können nicht länger unbeteiligt
zuschauen, denn wir sind beteiligt.“
-
Wir sind
beteiligt, weil wir durch den Kauf israelischer Produkte die völker- und
menschenrechtswidrige Politik Israels gegen die Palästinenser
mitfinanzieren.
-
Wir sind
beteiligt, weil wir durch den Kauf israelischer Produkte Unternehmen
unterstützen, die ihre Waren in völkerrechtswidrigen Siedlungen produzieren
und damit direkt davon profitieren, dass der palästinensischen Bevölkerung
Land, Wasser und natürliche Ressourcen genommen werden.
-
Wir sind
beteiligt, weil wir durch den Kauf israelischer Produkte Unternehmen
unterstützen, die an den rechtswidrigen
Besatzungsmaßnahmen verdienen, etwa durch die Beteiligung am Bau von
Siedlungen und deren gigantischer Infrastruktur oder an der Errichtung der
Mauer mitsamt ihrer Sicherheitstechnologie.
-
Wir sind
beteiligt, weil wir durch den Kauf israelischer Produkte eine Wirtschaft
unterstützen, die die Besatzung mitfinanziert und nicht zuletzt ein
Eigeninteresse an ihrer Fortsetzung hat: Die besetzten Gebiete sind für
zahlreiche israelische Unternehmen ein großer Absatzmarkt. Viele der dort
verkauften Waren aus Israel könnten preisgünstig in der Westbank und dem
Gazastreifen selbst hergestellt werden und den Menschen dort Einkommen und
Zukunftschancen geben. Aber Siedlungen, Mauern, Zäune, Checkpoints und
Blockaden schnüren die palästinensische Wirtschaft systematisch ein.
Mit unserem
Kaufverhalten haben wir Einfluss darauf, ob die völker- und menschenrechtswidrige
Politik Israels gegen die Palästinenser weitergeht. Mit der neuen Karte
rufen wir daher Verbraucher/innen auf, „NEIN DANKE“ zu allen Waren zu sagen, die
das Label „Made in Israel“ und den Strichcode 729 tragen.
Wir werden
solange keine Waren aus Israel mehr kaufen, bis sich die israelische Politik
zugunsten eines gerechten und dauerhaften Friedens mit dem palästinensischen
Volk verändert hat. Wir unterstützen damit das Kairos-Dokument „Die Stunde der
Wahrheit“, in dem prominente Palästinenser/innen zu friedlichen Kampagnen für
ein Ende der Besatzung aufrufen (www.kairospalestine.ps).
Rechtswidrige
Besatzung darf sich nicht auszahlen. Deshalb rufen wir Sie auf, sich künftig
folgende Waren genau anzuschauen:
Prüfen Sie, ob als Herkunftsland „Israel“ angegeben ist oder ob das Produkt z.B.
eines der folgenden Firmenlabel trägt:
Agrexco, Alesia, Carmel, Carmel Bio Top, Dalia, Jaffa, Jordan
Plains.
Achten Sie auf Kosmetika, die Salze,
Mineralien und Schlamm aus dem Toten Meer
enthalten, z.B. von der Firma Ahava.
Sehen Sie sich insbesondere Plastikartikel für Haus und Garten genauer an.
Die beliebten Wassersprudler der Firma Soda-Club und die Wasserfilter des
Herstellers Brita werden in Siedlungen in den besetzten
Gebieten hergestellt.
Z.B. Motorola, ein Elektrokonzern,
der Zündschnüre für Bomben sowie Systeme zur Raketensteuerung herstellt. Diese
werden von der israelischen Besatzungsarmee in unbemannten
Luftfahrzeugen, den sogenannten Drohnen, und in Kommunikations- und
Überwachungssystemen in den besetzten Gebieten eingesetzt.
Textilien:
Z.B. liefert Delta
Galil Industries, Israels größter Textilhersteller, Kleidung und Unterwäsche
an Marken wie Gap, J-Crew, Calvin Klein,
Playtex, Victoria's Secret.
Ein
praktischer Hinweis: Auf manchen Produkten ist als Ursprungs- bzw.
Herstellungsland Israel angegeben, es findet sich darauf aber nicht die
Strichcode-Ziffernfolge „729“. Diese israelischen Waren sind dann in einem
andern Land verpackt worden. So weist z.B. die
Ziffernfolge von 400-440 darauf hin, dass ein Produkt in Deutschland verpackt
wurde. Daher immer zugleich auf das Ursprungs- bzw. Herstellungsland sowie den
Länderstrichcode 729 für Israel achten.
Ohne
Einhaltung geltender Menschen- und Völkerrechtsstandards kann es keinen Frieden
im Nahen Osten geben. In unserem Bemühen, durch praktisches Handeln diesen
Standards mehr Achtung zu verschaffen, wissen wir uns verbunden mit zahlreichen
Frauen in Palästina und Israel, die jenseits der Logik von Gewalt ihre Vision
von einem friedlichen Leben bewahren.
Wir sind
zutiefst überzeugt, dass Frieden zwischen Israel und Palästina Frieden für den
Nahen Osten bedeutet.
Im Dezember
2009 riefen prominente Palästinenser und Palästinenserinnen aus 16 verschiedenen
Kirchen mit ihrem Kairos-Dokument „Die Stunde der Wahrheit“ die Weltgemeinschaft
dazu auf:
„Beendet die
Doppelmoral und besteht darauf, dass die internationalen Resolutionen zur
Palästinenserfrage auf alle Parteien angewendet werden.
Die selektive
Anwendung des Völkerrechts birgt die Gefahr in sich, uns dem Gesetz des
Dschungels preiszugeben. Sie legitimiert die Forderungen bestimmter bewaffneter
Gruppen und suggeriert, dass die internationale Gemeinschaft allein die Logik
der Gewalt versteht. Deshalb fordern wir, wie bereits erwähnt, eine Reaktion auf
das, was die zivilen und religiösen Institutionen vorgeschlagen haben:
nämlich endlich ein System wirtschaftlicher Sanktionen und Boykottmaßnahmen
gegen Israel einzuleiten. Wir wiederholen noch einmal: Das ist nicht Rache,
sondern vielmehr ein ernsthafter Schritt zur Verwirklichung eines gerechten und
dauerhaften Friedens,
durch den die Besetzung palästinensischer und
anderer arabischer Gebiete durch Israel beendet und Sicherheit und Frieden für
alle gewährleistet werden sollen.“ (Punkt 7-1)
Wenn Sie das
Kairos-Dokument „Die Stunde der Wahrheit“ im vollen Wortlaut bzw. in deutscher
Übersetzung nachlesen wollen, finden Sie es unter
www.kairospalestine.ps
Wir
unterstützen mit unserer Kartenaktion auch den weltweiten Aufruf von bds
(Boykott, Desinvestition und Sanktion). Weitere Informationen finden Sie unter
www.bds-info.ch
Wir würden
uns freuen, wenn Sie unsere Kartenaktion unterstützen.
Karten können
Sie bestellen bei:
Brigitte Keyl
FrauenNetzwerkNahost
brigitte@keyl.de
Preisstaffelung unserer Karten + Porto
bis
25 Karten
0,25 € pro Karte + Porto
26 -
50 Karten
0,20 € pro Karte + Porto
51 - 100
Karten 0,15 € pro Karte + Porto
über 100 Karten
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