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"Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net
To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de
Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus
den besetzten Gebieten
Brief aus Israel 9.6.2005
Liebe Leute,......
Zunächst mal werden wir gebeten, eine Petition zu unterschreiben, um
eine bilinguale, jüdisch-arabische Schule in Jerusalem zu erhalten. Die
ersten Schüler dieser Schule haben inzwischen das 6. Schuljahr beendet
und sollen nun auf andere weiterführende Schulen gehen, anstatt die
"Hand-in-Hand" Schule weiter aufzubauen. Es gibt überhaupt nur 3
solcher Schulen, die sicherlich den besten Weg darstellen, zu einem
dauerhaften Frieden beizutragen. Die Petition in englischer Sprache
kann unterschrieben werden unter http:/handinhand.hey.co.il/bilingual/he-petition.asp
Die Aktionen gegen den Mauerbau in Bil'in gehen weiter:
DorfbewohnerInnen, Israelis und Internationale haben selbst einen
Sicherheitszaun aufgestellt, auf Boxen, in denen sich einige
AktivistInnen eingeschlossen hatten. Auf dem Zaun hingen Schilder "die
Mauer - nur über unsere Leichen". Die DorfbewohnerInnen haben ein Brief
in hebräischer Sprache an die Soldaten verteilt in dem stand: "Soldat,
warte einen Moment bevor du mit der Waffe zielst. Du und deine Freunde
sind auf unserem Land. Wenn ihr als Gäste gekommen wärt, würden wir
euch die Bäume zeigen, die unsere Großväter hier gepflanzt haben, das
Gemüse, das wir züchten, die Steinflächen, auf denen wir als Kinder
gespielt haben. Ihr seid aber hier als Vertreter einer Armee und eines
Staates, die uns seit 1967 besetzt halten. Ihr seit geschickt worden um
unsere Bäume auszureißen, unser Land auszutrocknen, unsern Kindern die
Steinflächen auf denen sie spielen könnten vorzuenthalten. Deswegen
demonstrieren wir heute. Mit Schmerzen und dem Wissen, dass es in
diesem Gebiet keine Sicherheit für irgend jemand geben wird, wenn das
israelische Volk nicht unser Recht auf dieses Land respektiert, wenn wir
unsere Freiheit nicht gewinnen."
Eine neue Taktik: bei einer Demo in Beit Surik wurden die
DorfbewohnerInnen durch berittene Polizei vertrieben. Ein 55jähriger
Palästinenser wurde mit zwei gebrochenen Beinen auf einem Esel in die
Klinik im Nachbardorf gebracht. Sieben BewohnerInnen mussten ins
Krankenhaus.
Pläne, 88 Häuser eines Araberviertels neben der Jerusalemer Altstadt zu
zerstören und 1000 Menschen obdachlos zu machen, werden weiter verfolgt.
Das Gebiet soll "Grünland" werden und "in seinen ursprünglichen Zustand"
versetzt werden, egal was mit den Menschen wird, die dort z.T. seit den
40er 50er Jahren leben. Das Israeli Committee Against House Demolitions
sagt, Ziel ist eindeutig, Ostjerusalem von den Palästinensergebieten
abzuschneiden damit es niemals Hauptstadt eines Palästinenserstaates
werden kann. Der Plan wird vor Gericht angefochten, aber viel
internationaler Druck wird nötig sein, wenn er vereitelt werden soll.
Der Bericht schließt mit einem Zitat von Martin Luther King: "Unser
Leben fängt an, zu Ende zu gehen am Tag an dem wir schweigen zu Dingen,
auf die es ankommt."
Von 4 Uhr früh am vergangenen Samstag den 4. Juni, Vorabend des 38.
Jahrestag der Besetzung, bis mindestens 14 Uhr standen einige neue
Schilder auf der Straße 505 kurz vor Ariel und an einem Straßenkreuz bei Tapuah. Schilder, die vorher jüdische Siedlungen markierten haben
plötzlich historische und aktuelle Fakten widergespiegelt. Ein Schild
in der Nähe von Ariel erklärt auf Hebräisch, Arabisch und Englisch, dass
die Siedlung auf "gestohlenem Land" liegt. In der Nähe des Zatara
Checkpoints erinnert ein Schild, an die Besetzung seit 1967 und den
Mauerbau.
In Marda gehen die Demos immer weiter, etwa 500 Olivenbäume sind schon
gefällt worden, es sollen 10 000 werden. Weil einige Kinder trotz der
Bemühungen der Erwachsenen irgendwann mit Steinen geworfen haben, ist
eine Ausgangssperre auf das ganze Dorf verhängt worden - keine Schule,
kein Einkaufen, kein Arztbesuch, keine Familienbesuch, wegen ein paar
Steinen. und täglich Verletzte und Festnahmen, verzweifelte Eltern, die
nicht wissen was aus ihren Kindern geworden ist, bis sie vielleicht am
nächsten Tag oder noch später erfahren, dass sie in dem einen oder
anderen Gefängnis sind.
Auch eine Gruppe Behinderter, manche in Rollstühlen oder auf Krücken,
Blinde usw., wurden mit Tränengas beschossen, schon lange bevor sie das
Ziel ihres Zuges erreicht hatten. Auf Anfrage sagte ein Soldat, man
müsse Tränengas einsetzen weil viele Demonstranten gewalttätig sind.
Dorothy meint dazu, "Vielleicht haben sie Sprengstoff in ihren
rollstühlen? Die einzige Gewalt, die ich erlebt hat bei den vielen
Demos an denen ich teilgenomen habe, waren durch die IOF und die
Grenzpolizei! Auf die kann man zählen!
Hannah, eine Amerikanerin von der IWPS (International Women's Peace
Service) in Marda, schreibt von einer 17 oder 18jährigen
Palästinenserin, die meinte, wenn die israelis wirklich auf Seiten der
Palästinenser stehen, sollten sie ihr Land verlassen. "Das haben schon
viele Israelis gesagt - manche weigern sich soldaten zu sein, aber der
ganze Staat ist korrupt, wir sollten uns weigern, Israelis zu sein, aber
noch nie hat eine Palästinenserin so etwas geäußert. Ich fragte dann, ob
ich die USA verlassen sollte, weil mein Land genau soviele und mehr
schlimme Dinge macht. Enas meinte es wäre ein Unterschied, weil nicht
alle AmerikanerInnen in der Armee sind. In Israel gibt es keine
Zivilisten. Und wenn die Mauer fertig ist, auf welcher Seite werden die
israelischen Aktivisten sein?"
Der Kommandant einer Kompanie hat sich bei einer Demo entschieden, keine
Gummigeschosse oder Tränengas einzusetzen, weil Frauen und Kinder dabei
waren. Sein Vorgesetzter, anstatt ihm wegen seiner gewissenhaften
Einstellung zu loben, hat ihn gerügt wegen seiner "Unentschlossenheit"
und ihm von diesem Posten abgesetzt. So ist es bei der "moralischsten
Armee der Welt". (Dieser Spruch wird von Dorothy öfters zitiert.
Offensichtlich bezeichnet sich die israelisch Armee mit diesen Worten.)
Gruß, Anka
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