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ief-aus-Israel]


 

 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 29.12.05
 

Hallo ihr alle,

Die BewohnerInnen von Bil'in lassen sich nicht klein kriegen! Sie haben nun am 25..12. einen zweiten Wohnwagen auf ihr Land jenseits des Zaunes gebracht und darin ein Friedenszentrum eingerichtet, und Weihnachts/Chanukkakerzen angezündet. Ihr Anwalt Michael Sfard der die Route des Zaunes bei Bil'in vor Gericht anficht, hat inzwischen herausbekommen, dass die Route so festgelegt wurde um Immobilienspekulanten aus Israel und Canada, die behaupten, das Land gekauft zu haben, die Nutzung zu ermöglichen. Belege für den Kauf wurden nicht vorgelegt und die Bewohner von Bil'in bestreiten den Verkauf.

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Idan Halili , die junge Frau, die den Kriegsdienst verweigert hat aus
Opposition gegen das Patriarchat, ist vom "Conscience Committee" der Armee freigestellt worden, allerdings (natürlich) nicht aus Gewissensgründen sondern als "ungeeignet für den Militärdienst". Einer der ersten und bekanntesten Verweigerer, Yoni ben-Artzi, kämpft immer noch um die Anerkennung. Nachdem er lange dagegen gekämpft hat, im Gefängnis Militäruniform zu tragen, prozessiert er nun gegen den Befehl, humanitäre Arbeit unter militärischer Aufsicht zu machen.

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Der christliche Priester Firas Aridah aus dem Dorf Aboud (das an der alten Römerstraße von Galiläa nach Jerusalem liegt, vermutlich also auch auf dem Weg, den Jesus genommen hat) betont in einem Artikel, die in der Toronto Globe and Mail erschienen ist, das gute Zusammenleben zwischen Christen und Moslems in seinem Dorf. Die Israelis würden manchmal versuchen, einen Keil zwischen die Gruppen zu treiben, indem sie den Christen leichteren Durchgang durch Checkpoints erlauben als den Moslems. Das habe aber keine Auswirkung - Gemeinsam haben Christen und Moslems das Fest der heiligen Barbara, Patronin des Dorfes, gefeiert; gemeinsam auch das Ramadanfest der Moslems. "Moslems sind friedliche Leute", betont der Priester. Ebenso, "Wir sagen nicht dass jeder israelischer Soldat schlecht ist, denn sie sind nur Soldaten, die Befehle ausführen."

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Ein Richter hat inzwischen den vier AktivistInnen, die zur Konferenz "Celebrating Nonviolence" nach Bethlehem wollten und die bei der Einreise festgenommen wurden, den Zugang offiziell verwehrt. DerRichter urteilte sie als Sicherheitsrisiko, basierend auf "geheime, vom Staat gelieferte Beweise". Fünf TeilnehmerInnen aus Indien wurde bereits vom dortigen Konsulat Einreisevisen verweigert. Mehr Info über die Konferenz ist unter www.celebratingnv.org zu finden.

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"Kommt der Weihnachtsmann am Checkpoint durch?" fragt ein Aktivist, und beschreibt seine Erfahrung am berüchtigten Huwarra Checkpoint im Süden von Nablus, Richtung Ramallah und Jerusalem, "eines der schlimmsten, die ich in Palästina erlebt habe." Jedesmal wenn ich durchreise werden Menschen auf viele Weisen erniedrigt: angebrüllt, geschlagen, festgehalten, grundlos zum Warten gezwungen, festgenommen, An manchen Tagen können FRauen durch, an anderen nicht, und wenn du aus einem der Flüchtlingslager kommst, kannst du es vergessen, auch an einem guten Tag.

Als ich gegen 16 Uhr zum Checkpoint ging, sahen wir genau was ich befürchtet hatte: der Checkpoint war voller Leute, alle zusammengedrängt in der Bemühung sich vor dem Dauerregen an dem bitter kalten Tag zu schützen. Da ich früher mehr als eine Stunde in so einer Situation gewartet hatte, beschloss ich, dass wir unser Privileg als Ausländer ausnutzen sollten und einfach durchgehen. Das hatte ich noch nie gemacht, aber bei dem fiesen Wetter und dem noch fieseren Checkpoint musste ich es einfach... Die soldaten winkten uns durch, haben aber dann die Meinung geändert und uns zum Offizier am Ende des Durchgangs geschickt. Nach einigen dummen Fragen und eine wenig gründliche Durchsuchung unserer Taschen ließen sie uns durch. Da sie ich 3 oder 4 junge Männer, die festgehalten wurden. Ich fragte, "Wie lange sind die Jungen dort? Warum sind sie da?" Der soldat antwortete, "Sie haben einen Soldaten geschlagen."

Das hat mich so wütend gemacht, ich kann es gar nicht ausdrücken. Jeder der durch diesen Checkpoint gegangen war hat gesehen, wie Soldaten Palästinenser schlugen. Ich hab es natürlich schon oft gesehen; Freunde von mir sind festgenommen worden, weil sie angeblich einen Soldaten geschlagen hatten - das sind ganz klare Lügen, die von der Polizei erzählt werden (sogar ein israelischer Richter hat mal gesagt dass er "entsetzt" sei über das Verhalten der Polizei.) Es scheint ein logisches Axiom zu sein, dass wenn einem vorgeworfen wird, dass man einen Soldat geschlagen hat, der Soldat einen in Wirklichkeit geschlagen hat. Ich sagte in einem möglichst sarkastischen Ton, "Na, das ist aber schlimm," und ging weiter. Wütend, schuldbewusst und einfach angewidert durch die Ungerechtigkeit und Brutalität des ganzen. Wäre das mein tägliches Leben, was würde ich mit diesen Gefühlen machen? Wie würde ich überleben?

Als wir nach einem Taxi nach Ramallah suchten wurden wir überrascht von der Ankunft eines Freundes, der Stunden vor uns losgegangen war. Er war um 13 Uhr in Huwarra angekommen, aber nicht bis 16 Uhr durchgekommen!

Er hatte auch versucht, durch seinen Pass nach vorne gelassen zu werden, musste aber mit den andrn warten. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie mir zumute wäre nachdem ich Stunden in dieser Menschenmasse eingezwängt verbracht hatte, während ich zusah, wie die Soldaten auf Menschen einschlugen.

[Im Artikel wird weiter berichtet von der Fahrt nach Ramallah, mit drei weiteren checkpoints, eins davon ein "fliegender Checkpoint", wie sie genannt wurden - meist ein Jeep, der die Straße sperrt und die Leute anhält. Manchmal können sich Taxis informieren und eine solche Sperre

dann umfahren, manchmal nicht. Und schließlich wird der neue "surreale" Durchgang in Qalandia beschrieben]

ein glänzendes Gebäude wie ein Flughafen Terminal, mit einem Parkplatz und ein großes Schild mit einer Blume, neben dem in drei Sprachen "Unser aller Hoffnung" steht. Manche von uns meinen es wird nicht lang dauern bis dort "Arbeit macht frei" [auf Deutsch] und "Verzweifelt alle, die ihr hier durchgeht" [die Worte, die Dante ans Tor der Hölle stellt].

Dies ist der neue Qalandia-Terminal, mit US Steuergeldern fianziert, und es ist ein grausamer Witz. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, durch eine Ansammlung von Beton und Stahl zu laufen während Soldaten ihre Gewehre auf einen halten und einen wie Dreck behandeln, oder eine blitzsaubere Kreuzung zwischen einem Flughafen und einem Sanatorium, mit Soldaten die hinter kugelsicherem Glas sitzen, als wäre man selber eine Mikrobe, mit der sie nicht in Berührung kommen wollen. Auf den Wänden sind sogar Bildschirme auf denen "Willkommen" steht und Schilder mit der Aufforderung "Bitte halten sie das Terminal sauber " und "Genießen Sie Ihren Aufenthalt".

Wars das? Nein, ein letzter Checkpoint auf dem Bus nach Jerusalem: jeder muss sein Ausweis zeigen, ein Grenzpolizist kommt rein, schaut sie an und winkt uns weiter (an einem guten Tag). Es war fast 9 als wir die Herberge erreichten, 5 Stunden (für Aaron 9) für eine Reise von 60 km.

Leute fragen, wann kommt Frieden in das heilige Land? Das weiß nur Gott,

wenn die Menschen gezwungen werden, so zu leben.

Gruß, Anka

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