Hallo ihr alle,Die BewohnerInnen
von Bil'in lassen sich nicht klein kriegen! Sie haben nun am 25..12.
einen zweiten Wohnwagen auf ihr Land jenseits des Zaunes gebracht
und darin ein Friedenszentrum eingerichtet, und Weihnachts/Chanukkakerzen
angezündet. Ihr Anwalt Michael Sfard der die Route des Zaunes bei
Bil'in vor Gericht anficht, hat inzwischen herausbekommen, dass die
Route so festgelegt wurde um Immobilienspekulanten aus Israel und
Canada, die behaupten, das Land gekauft zu haben, die Nutzung zu
ermöglichen. Belege für den Kauf wurden nicht vorgelegt und die
Bewohner von Bil'in bestreiten den Verkauf.
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Idan Halili , die junge Frau, die den
Kriegsdienst verweigert hat aus
Opposition gegen das Patriarchat, ist vom "Conscience Committee" der
Armee freigestellt worden, allerdings (natürlich) nicht aus
Gewissensgründen sondern als "ungeeignet für den Militärdienst".
Einer der ersten und bekanntesten Verweigerer, Yoni ben-Artzi,
kämpft immer noch um die Anerkennung. Nachdem er lange dagegen
gekämpft hat, im Gefängnis Militäruniform zu tragen, prozessiert er
nun gegen den Befehl, humanitäre Arbeit unter militärischer Aufsicht
zu machen.
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Der christliche Priester Firas Aridah aus dem
Dorf Aboud (das an der alten Römerstraße von Galiläa nach Jerusalem
liegt, vermutlich also auch auf dem Weg, den Jesus genommen hat)
betont in einem Artikel, die in der Toronto Globe and Mail
erschienen ist, das gute Zusammenleben zwischen Christen und Moslems
in seinem Dorf. Die Israelis würden manchmal versuchen, einen Keil
zwischen die Gruppen zu treiben, indem sie den Christen leichteren
Durchgang durch Checkpoints erlauben als den Moslems. Das habe aber
keine Auswirkung - Gemeinsam haben Christen und Moslems das Fest der
heiligen Barbara, Patronin des Dorfes, gefeiert; gemeinsam auch das
Ramadanfest der Moslems. "Moslems sind friedliche Leute", betont der
Priester. Ebenso, "Wir sagen nicht dass jeder israelischer Soldat
schlecht ist, denn sie sind nur Soldaten, die Befehle ausführen."
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Ein Richter hat inzwischen den vier AktivistInnen,
die zur Konferenz "Celebrating Nonviolence" nach Bethlehem wollten
und die bei der Einreise festgenommen wurden, den Zugang offiziell
verwehrt. DerRichter urteilte sie als Sicherheitsrisiko, basierend
auf "geheime, vom Staat gelieferte Beweise". Fünf TeilnehmerInnen
aus Indien wurde bereits vom dortigen Konsulat Einreisevisen
verweigert. Mehr Info über die Konferenz ist unter
www.celebratingnv.org
zu finden.
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"Kommt der Weihnachtsmann am Checkpoint durch?"
fragt ein Aktivist, und beschreibt seine Erfahrung am berüchtigten
Huwarra Checkpoint im Süden von Nablus, Richtung Ramallah und
Jerusalem, "eines der schlimmsten, die ich in Palästina erlebt
habe." Jedesmal wenn ich durchreise werden Menschen auf viele Weisen
erniedrigt: angebrüllt, geschlagen, festgehalten, grundlos zum
Warten gezwungen, festgenommen, An manchen Tagen können FRauen
durch, an anderen nicht, und wenn du aus einem der Flüchtlingslager
kommst, kannst du es vergessen, auch an einem guten Tag.
Als ich gegen 16 Uhr zum Checkpoint ging, sahen
wir genau was ich befürchtet hatte: der Checkpoint war voller Leute,
alle zusammengedrängt in der Bemühung sich vor dem Dauerregen an dem
bitter kalten Tag zu schützen. Da ich früher mehr als eine Stunde in
so einer Situation gewartet hatte, beschloss ich, dass wir unser
Privileg als Ausländer ausnutzen sollten und einfach durchgehen. Das
hatte ich noch nie gemacht, aber bei dem fiesen Wetter und dem noch
fieseren Checkpoint musste ich es einfach... Die soldaten winkten
uns durch, haben aber dann die Meinung geändert und uns zum Offizier
am Ende des Durchgangs geschickt. Nach einigen dummen Fragen und
eine wenig gründliche Durchsuchung unserer Taschen ließen sie uns
durch. Da sie ich 3 oder 4 junge Männer, die festgehalten wurden.
Ich fragte, "Wie lange sind die Jungen dort? Warum sind sie da?" Der
soldat antwortete, "Sie haben einen Soldaten geschlagen."
Das hat mich so wütend gemacht, ich kann es gar
nicht ausdrücken. Jeder der durch diesen Checkpoint gegangen war hat
gesehen, wie Soldaten Palästinenser schlugen. Ich hab es natürlich
schon oft gesehen; Freunde von mir sind festgenommen worden, weil
sie angeblich einen Soldaten geschlagen hatten - das sind ganz klare
Lügen, die von der Polizei erzählt werden (sogar ein israelischer
Richter hat mal gesagt dass er "entsetzt" sei über das Verhalten der
Polizei.) Es scheint ein logisches Axiom zu sein, dass wenn einem
vorgeworfen wird, dass man einen Soldat geschlagen hat, der Soldat
einen in Wirklichkeit geschlagen hat. Ich sagte in einem möglichst
sarkastischen Ton, "Na, das ist aber schlimm," und ging weiter.
Wütend, schuldbewusst und einfach angewidert durch die
Ungerechtigkeit und Brutalität des ganzen. Wäre das mein tägliches
Leben, was würde ich mit diesen Gefühlen machen? Wie würde ich
überleben?
Als wir nach einem Taxi nach Ramallah suchten
wurden wir überrascht von der Ankunft eines Freundes, der Stunden
vor uns losgegangen war. Er war um 13 Uhr in Huwarra angekommen,
aber nicht bis 16 Uhr durchgekommen!
Er hatte auch versucht, durch seinen Pass nach
vorne gelassen zu werden, musste aber mit den andrn warten. Ich
konnte mir nicht vorstellen, wie mir zumute wäre nachdem ich Stunden
in dieser Menschenmasse eingezwängt verbracht hatte, während ich
zusah, wie die Soldaten auf Menschen einschlugen.
[Im Artikel wird weiter berichtet von der Fahrt
nach Ramallah, mit drei weiteren checkpoints, eins davon ein
"fliegender Checkpoint", wie sie genannt wurden - meist ein Jeep,
der die Straße sperrt und die Leute anhält. Manchmal können sich
Taxis informieren und eine solche Sperre
dann umfahren, manchmal nicht. Und schließlich
wird der neue "surreale" Durchgang in Qalandia beschrieben]
ein glänzendes Gebäude wie ein Flughafen
Terminal, mit einem Parkplatz und ein großes Schild mit einer Blume,
neben dem in drei Sprachen "Unser aller Hoffnung" steht. Manche von
uns meinen es wird nicht lang dauern bis dort "Arbeit macht frei"
[auf Deutsch] und "Verzweifelt alle, die ihr hier durchgeht" [die
Worte, die Dante ans Tor der Hölle stellt].
Dies ist der neue Qalandia-Terminal, mit US
Steuergeldern fianziert, und es ist ein grausamer Witz. Ich weiß
nicht, was schlimmer ist, durch eine Ansammlung von Beton und Stahl
zu laufen während Soldaten ihre Gewehre auf einen halten und einen
wie Dreck behandeln, oder eine blitzsaubere Kreuzung zwischen einem
Flughafen und einem Sanatorium, mit Soldaten die hinter
kugelsicherem Glas sitzen, als wäre man selber eine Mikrobe, mit der
sie nicht in Berührung kommen wollen. Auf den Wänden sind sogar
Bildschirme auf denen "Willkommen" steht und Schilder mit der
Aufforderung "Bitte halten sie das Terminal sauber " und "Genießen
Sie Ihren Aufenthalt".
Wars das? Nein, ein letzter Checkpoint auf dem
Bus nach Jerusalem: jeder muss sein Ausweis zeigen, ein
Grenzpolizist kommt rein, schaut sie an und winkt uns weiter (an
einem guten Tag). Es war fast 9 als wir die Herberge erreichten, 5
Stunden (für Aaron 9) für eine Reise von 60 km.
Leute fragen, wann kommt Frieden in das heilige
Land? Das weiß nur Gott,
wenn die Menschen gezwungen werden, so zu leben.
Gruß, Anka