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ief-aus-Israel]


 

 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 23.11.05
 

Nun noch der Rest aus den letzten Tagen:

Im Dorf Eizarya haben die BewohnerInnen nun schon vier Tage hintereinander (das war vorgestern) die Bulldozer gestoppt, die anfangen sollen mit der zweiten Etape einer Barriere um das ganze Dorf herum - Bulldozer "die ihr Land und ihr Leben zu zerstören drohen. Ein erster Vorstoß vor 10 Tagen habenm die mutigen BewohnerInnen schon mal verhindert, als eine große Menschenmenge die Arbeit mit ihren Körpern verhindert haben. Mehr dazu auf www.stopthewall.org.

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Die 19-jährige Idan Halili ist die erste KDVlerin in Israel, die öffentlich das Recht beansprucht, den Militärdienst aufgrund ihrer feministischen Überzeugung und ihrem Gewissen. Sie hat an die Behörde geschrieben: "Eine stark patriarchale Institution wie die Armee unterstreicht die Marginalisierung von Frauen einerseits und die Überlegenheit männlicher Werte andererseits... Man könnte sagen, dass eine Stimmung sexueller Belästigung in einer patriarchalen und hierarchischen Organisation wie die Armee inhärent ist. So kommt der Militärdienst für Frauen der Forderung gleich, mit sexueller Belästigung umzugehen in einer Umgebung, die solche Belästigung stärkt... Ich kann mich nicht einer Organisation anschließen, die direkt oder indirekt Gewalt ermutigt."

Idan Halili ist erwartungsgemäß an ihrem Einberufungstermin festgenommen worden, als erste KDVlerin (da Frauen generell die Möglichkeit haben, den Dienst mit der Waffe abzulehnen).

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Allein in der Woche vom 8 bis 14. November sind 6 Palästinenser getötet, 18 verletzt und 89 festgenommen worden. In der gleichen Woche hat die Armee 639 Menschenrechtsverletzungen ausgeführt. In Hebron allein sind seid Anfang November 40 Menschen festgenommen, in dutzender Häuser eingebrochen, Hunderte festgehalten und befragt, neben dutzender Angriffe durch Siedler. Das sind leblose Zahlen. Das Leid der Opfer und ihren Angehörigen, das sich dahinter verbirgt - die Trauernden, am Krankenbett Bangenden und Mitleidenden, Eltern, Kinder und (meist) Ehefrauen, die ihre Söhne, Väter und Ehemänner oft jahrelang nicht wieder sehen, während diese in häufig unmenschlichen Bedingungen schmachten*, die hunderte Erniedrigter und Gedemütigter - übersteigt ständig unsere Phantasie und die Größe unserer Herzen.

*Entlassene Gefangene berichten häufig von Folter durch Kälte, langes Verharren in unbequemen Stellungen, Verweigerung von Toilettenbenutzung und immer wieder Schläge

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Ein Kommentar in Haaretz hebt die Unfähigkeit des Establishment hervor, irgendeinen Schuldigen zu ermitteln bei der Tötung von 13 Palästinensern (12 davon israelische Staatsbürger) bei einer Demo im Oktober 2000 - einer davon war nicht einmal Teilnehmer. Zur Erinnerung: zu der Zeit hatten noch keinerlei gewalttätige Aktionen der Palästinenser stattgefunden.

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Eine Gruppe radikaler Siedler zu Besuch in Hebron führte einen Marsch durch die Shuhaddah Straße mit der Intention, palästinensische Kinder und gegebenenfalls Erwachsene, die sie unterwegs trafen, einzuschüchtern. Diese Straße ist ein Brennpunkt der Siedlergewalt, sie verbindet zwei berüchtigte Siedlungen, Tel Rumeida und Beit Hadasa. Die Siedler wollen sie übernehmen. Jedes Geschäft auf dieser einst wohlhabenden Straße ist geschlossen, es verharren nur noch 11 Familien dort. Die meisten Läden sind mit Davidssternen und rassistischer Graffiti bemalt, wie 'Araber in die Gaskammern'. Der Marsch wurde zeitlich angesetzt, um genau bei Schulschluss an der Quertaba Schule einzutreffen. Die Teilnehmer umringten die Steintreppe, über die die Kinder die Schule verlassen mussten. Glücklicherweise waren die Lehrkräfte informiert und hielten die Kinder zurück. Sie mussten schließlich durch Menschenrechtsbeobachter durch den Mob hindurch geführt werden, die den Beobachtern Beschimpfungen an den Kopf warfen wie 'Diese Kinder sind alle Terroristen', 'Tötet alle Araber', 'Es gibt kein Palästina', 'Dieses Land gehört uns', 'Es gibt einen Platz für Araber, der heißt die Hölle. Da gibt es Platz für euch', 'Ihr habt jüdisches Blut an den Händen'. Als die Kinder und LehrerInnen herunterkamen wurden sie ähnlich aggressiv angebrüllt.

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Bei der Erschießung eines Hamas Kämpfer wurden 3 Wohnhäuser - in denen er gar nicht wohnte - teilweise extensiv beschädigt. Alle BewohnerInnen wurden auf die Straße gezwungen, die Männer unbekleidet wie sie schliefen, die Frauen gezwungen sich im Freien nackt auszuziehen. Granaten und andere Sprengkörper wurden in die Gebäude gefeuert. Nach Augenzeugen wurde diese Zerstörung durchgeführt, nachdem der Mann bereits tot war, erschossen bei dem Versuch, über ein Mauer zu entkommen. Sein Körper wurde anschließend von einem Bulldozer unter der Mauer verschüttet.

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Ein Offizier der Armee wurde freigesprochen von der Erschießung eines 13-jährigen Mädchens im Oktober 2004. Sie passierte einen Armeeposten auf dem Weg zur Schule. Israelische Soldaten behaupteten, sie vermuteten eine Bombe in ihrer Schultasche. Sie wurde erst untersucht, nachdem sie 17 SChüsse erhalten hatte. Das israelische Fernsehen hat damals eine Aufnahme des Offiziers ausgestrahlt mit der Behauptung "Alles das sich in einer [Sicherheits-] Zone bewegt, auch wenn es sich um einen 3-jährigen handelt, muss getötet werden." Der Vater des Mädchens bemerkt, "Das Gericht hat sie ein zweites Mal ermordet. Was ist seine Botschaft? Sie befehlen ihren Soldaten, palästinensische Kinder zu töten." Ähnliche, unprovizierte Ermordungen von Kindern in diesem

Jahr gibt ihm durchaus recht.

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Bill und Hillary Clinton waren bei der 10-jährigen Gedenkfeier zur Ermordung von Rabin zugegen. Die Senatorin wurde dafür kritisiert, dass sie weder Gaza noch die Westbank besuchte. Im Gegenteil drückte sie ihre Unterstützung für den Mauerbau aus - wohl um die Gunst ihrer vielen jüdischen Wähler zu erhalten. (In New York leben mehr Juden als in Tel Aviv). Clinton ist die wichtigste Kandidatin für die demokratische

Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin 2008.

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Und schließlich kommen immer wieder neue Berichte von Demos gegen die Mauer und gegen Checkpoints. Die gewaltfreie Bewegung, die Unterstützer seit Jahren den PalästinenserInnen anraten, ist längst Tatsache - wo bleibt die offizielle internationale Unterstützung?

Bis nächstens grüßt

Anka

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