Nun noch der Rest aus den letzten Tagen:Im Dorf Eizarya haben die BewohnerInnen nun schon vier Tage
hintereinander (das war vorgestern) die Bulldozer gestoppt, die
anfangen sollen mit der zweiten Etape einer Barriere um das ganze
Dorf herum - Bulldozer "die ihr Land und ihr Leben zu zerstören
drohen. Ein erster Vorstoß vor 10 Tagen habenm die mutigen
BewohnerInnen schon mal verhindert, als eine große Menschenmenge die
Arbeit mit ihren Körpern verhindert haben. Mehr dazu auf
www.stopthewall.org.
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Die 19-jährige Idan Halili ist die erste KDVlerin
in Israel, die öffentlich das Recht beansprucht, den Militärdienst
aufgrund ihrer feministischen Überzeugung und ihrem Gewissen. Sie
hat an die Behörde geschrieben: "Eine stark patriarchale Institution
wie die Armee unterstreicht die Marginalisierung von Frauen
einerseits und die Überlegenheit männlicher Werte andererseits...
Man könnte sagen, dass eine Stimmung sexueller Belästigung in einer
patriarchalen und hierarchischen Organisation wie die Armee inhärent
ist. So kommt der Militärdienst für Frauen der Forderung gleich, mit
sexueller Belästigung umzugehen in einer Umgebung, die solche
Belästigung stärkt... Ich kann mich nicht einer Organisation
anschließen, die direkt oder indirekt Gewalt ermutigt."
Idan Halili ist erwartungsgemäß an ihrem Einberufungstermin
festgenommen worden, als erste KDVlerin (da Frauen generell die
Möglichkeit haben, den Dienst mit der Waffe abzulehnen).
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Allein in der Woche vom 8 bis 14. November sind 6
Palästinenser getötet, 18 verletzt und 89 festgenommen worden. In
der gleichen Woche hat die Armee 639 Menschenrechtsverletzungen
ausgeführt. In Hebron allein sind seid Anfang November 40 Menschen
festgenommen, in dutzender Häuser eingebrochen, Hunderte
festgehalten und befragt, neben dutzender Angriffe durch Siedler.
Das sind leblose Zahlen. Das Leid der Opfer und ihren Angehörigen,
das sich dahinter verbirgt - die Trauernden, am Krankenbett
Bangenden und Mitleidenden, Eltern, Kinder und (meist) Ehefrauen,
die ihre Söhne, Väter und Ehemänner oft jahrelang nicht wieder
sehen, während diese in häufig unmenschlichen Bedingungen
schmachten*, die hunderte Erniedrigter und Gedemütigter - übersteigt
ständig unsere Phantasie und die Größe unserer Herzen.
*Entlassene Gefangene berichten häufig von Folter
durch Kälte, langes Verharren in unbequemen Stellungen, Verweigerung
von Toilettenbenutzung und immer wieder Schläge
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Ein Kommentar in Haaretz hebt die Unfähigkeit des
Establishment hervor, irgendeinen Schuldigen zu ermitteln bei der
Tötung von 13 Palästinensern (12 davon israelische Staatsbürger) bei
einer Demo im Oktober 2000 - einer davon war nicht einmal
Teilnehmer. Zur Erinnerung: zu der Zeit hatten noch keinerlei
gewalttätige Aktionen der Palästinenser stattgefunden.
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Eine Gruppe radikaler Siedler zu Besuch in Hebron
führte einen Marsch durch die Shuhaddah Straße mit der Intention,
palästinensische Kinder und gegebenenfalls Erwachsene, die sie
unterwegs trafen, einzuschüchtern. Diese Straße ist ein Brennpunkt
der Siedlergewalt, sie verbindet zwei berüchtigte Siedlungen, Tel
Rumeida und Beit Hadasa. Die Siedler wollen sie übernehmen. Jedes
Geschäft auf dieser einst wohlhabenden Straße ist geschlossen, es
verharren nur noch 11 Familien dort. Die meisten Läden sind mit
Davidssternen und rassistischer Graffiti bemalt, wie 'Araber in die
Gaskammern'. Der Marsch wurde zeitlich angesetzt, um genau bei
Schulschluss an der Quertaba Schule einzutreffen. Die Teilnehmer
umringten die Steintreppe, über die die Kinder die Schule verlassen
mussten. Glücklicherweise waren die Lehrkräfte informiert und
hielten die Kinder zurück. Sie mussten schließlich durch
Menschenrechtsbeobachter durch den Mob hindurch geführt werden, die
den Beobachtern Beschimpfungen an den Kopf warfen wie 'Diese Kinder
sind alle Terroristen', 'Tötet alle Araber', 'Es gibt kein
Palästina', 'Dieses Land gehört uns', 'Es gibt einen Platz für
Araber, der heißt die Hölle. Da gibt es Platz für euch', 'Ihr habt
jüdisches Blut an den Händen'. Als die Kinder und LehrerInnen
herunterkamen wurden sie ähnlich aggressiv angebrüllt.
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Bei der Erschießung eines Hamas Kämpfer wurden 3
Wohnhäuser - in denen er gar nicht wohnte - teilweise extensiv
beschädigt. Alle BewohnerInnen wurden auf die Straße gezwungen, die
Männer unbekleidet wie sie schliefen, die Frauen gezwungen sich im
Freien nackt auszuziehen. Granaten und andere Sprengkörper wurden in
die Gebäude gefeuert. Nach Augenzeugen wurde diese Zerstörung
durchgeführt, nachdem der Mann bereits tot war, erschossen bei dem
Versuch, über ein Mauer zu entkommen. Sein Körper wurde anschließend
von einem Bulldozer unter der Mauer verschüttet.
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Ein Offizier der Armee wurde freigesprochen von
der Erschießung eines 13-jährigen Mädchens im Oktober 2004. Sie
passierte einen Armeeposten auf dem Weg zur Schule. Israelische
Soldaten behaupteten, sie vermuteten eine Bombe in ihrer
Schultasche. Sie wurde erst untersucht, nachdem sie 17 SChüsse
erhalten hatte. Das israelische Fernsehen hat damals eine Aufnahme
des Offiziers ausgestrahlt mit der Behauptung "Alles das sich in
einer [Sicherheits-] Zone bewegt, auch wenn es sich um einen
3-jährigen handelt, muss getötet werden." Der Vater des Mädchens
bemerkt, "Das Gericht hat sie ein zweites Mal ermordet. Was ist
seine Botschaft? Sie befehlen ihren Soldaten, palästinensische
Kinder zu töten." Ähnliche, unprovizierte Ermordungen von Kindern in
diesem
Jahr gibt ihm durchaus recht.
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Bill und Hillary Clinton waren bei der
10-jährigen Gedenkfeier zur Ermordung von Rabin zugegen. Die
Senatorin wurde dafür kritisiert, dass sie weder Gaza noch die
Westbank besuchte. Im Gegenteil drückte sie ihre Unterstützung für
den Mauerbau aus - wohl um die Gunst ihrer vielen jüdischen Wähler
zu erhalten. (In New York leben mehr Juden als in Tel Aviv). Clinton
ist die wichtigste Kandidatin für die demokratische
Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin 2008.
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Und schließlich kommen immer wieder neue Berichte
von Demos gegen die Mauer und gegen Checkpoints. Die gewaltfreie
Bewegung, die Unterstützer seit Jahren den PalästinenserInnen
anraten, ist längst Tatsache - wo bleibt die offizielle
internationale Unterstützung?
Bis nächstens grüßt
Anka