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 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 27.9.2007
 

Liebe FreundInnen,

alle wichtigen Menschenrechts NGOs in Israel haben sich zusammengetan um gegen die lebensbedrohenden Sanktionen gegen Gaza zu protestieren.  Leider vertreten sie nach wie vor nur einen kleinen Teil der Bevölkerung.  Und nun wird wieder bombardiert und auf den Straßen
gekämpft, täglich gibt es neue Tote, die die Gewaltspirale immer wieder weiter drehen.


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Das Hohe Gericht in Großbritannien wird eine Klage anhören gegen den Verkauf von Waffen an Israel.  Die Kläger argumentieren dass dieser Verkauf gegen internationales Recht verstößt, da  das Haager Gericht Israel wegen Menschenrechtsverletzungen verurteilt hat, und ein britisches Gesetz verbietet Waffenexporte  an Länder  wo ein klares Risiko besteht, dass diese Waffen für interne Unterdrückung eingesetzt werden.


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Die israelische ARmee ist in das Al Ayn Flüchtlingslager bei Nablus eingedrungen.  Sie wurden von starkem Widerstand durch Steine werfende Jugendlichen begrüßt.  Es gab etliche Verwundete, auch Krankenwagen, die versuchten in das Lager zu fahren wurden durch Schüsse zurückgedrängt.  Das Lager wurde abgeriegelt, weder Lebensmittel noch Medikamente wurden hereingelassen.

Nach zwei Tagen wurde ein großer gewaltfreier Protestmarsch organisiert.  Die Armee erwiderte wie immer mit Tränengas und 'Gummigeschossen', die willkürlich in die Menge geschossen wurden.  In dem Tumult gelang es einem Sanitäterteam und einigen Menschenrechtsbeobachter, an den Soldaten vorbei zu laufen und dringend benötigte Arzneien und Lebensmittel ins Lager zu bringen.  Ein 38jähriger, behinderte Mann wurde in seinem Rollstuhl am Fenster sitzend angeschossen.  Ein Sanitäter wurde festgenommen und schlimm geschlagen während seiner Haft, bevor er am Abend freigelassen wurde.  Als die Gruppe versuchte, das Lager zu verlassen um Nachschub zu holen wurden sie nicht herausgelassen.

Abends gab es etwa 20 Minuten lang Explosionen im Lager, bei denen viele Wohnhäuser zerstört wurden, darunter ein Haus in dem 50 Kinder gewohnt hatten.  Erst nach 3 Tagen zog sich die Armee zurück.  Mindestens zwei Palästinenser waren tot, 49 festgenommen, Unzählige verletzt.


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Als ein Bus voller Soldaten in der Ausbildung und ein Bus voller SiedlerInnen nach Tel Rumeida einfuhr, wurde zwei MenschenrechtsarbeiterInnen ohne Angabe von Gründen gesagt, sie müssten die Gegend verlassen.  Die AusländerInnen, in Sorge für die Kinder von Tel Rumeida, die sie beschützten, weigerten sich zu gehen.  Schließlich wurde die Polizei gerufen.  Als die MRA sich abermals nach dem Grund erkundigten, antwortete ein Soldat, der vorher behauptet hatte, kein Englisch zu können, dass es zu ihrer eigenen Sicherheit sei.  Auf die Frage, von wem diese bedroht sei, und wer die Kinder beschützen würde wenn sie weggingen, erhielten sie keine Antwort.  Sie baten daraufhin, einen schriftlichen Befehl und einen Plan zu sehen, auf der das verbotene Gebiet bezeichnet sei.  Der Polizist antwortete, "Das ist nicht nötig, was ich sage ist Gesetz!" Also mussten die zwei gehen. Am folgenden Tag wurden mehrere MRA, die in Tel Rumeida unterwegs waren, angehalten, kontrolliert und belehrt, dass ganz Tel Rumeida wegen eines jüdischen Feiertags eine militärische Sperrzone sei.  Die Polizei weigerte sich, irgendeine Garantie für den Schutz der Schulkinder gegen Siedlerangriffe abzugeben und sagte schließlich, wenn die MRA sich weiterhin auf der Straße aufhielten würden sie festgenommen.


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Einem Griechisch-orthodoxer Priester der Melkitischen Kirche mit einem jordanischen und einem vatikanischen Pass wurde die Einreise in die Westbank verweigert, obwohl er seit Jahren regelmäßig zwischen Jordanien und der Westbank hin und herfahre.


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Der Hawarra Checkpoint, Hauptzugang zu Nablus, wurde geschlossen, nachdem zunächst gesagt worden war, dass über 50jährige Männer während des Ramadan sich in der Westbank bewegen und nach Jerusalem fahren dürften.  Zwei MRA fanden eine große Menschenmenge vor, die geduldig wartete in der Hoffnung dass der Checkpoint wieder eröffnet würde und sie nach Hause könnten.  Ein Soldat versuchte, einem MRA die Kamera wegzunehmen.  Dieser konnte sich durch schnelle Reaktion und schnelles Rennen (mit der Kamera) retten, wurde allerdings von den Soldaten bedroht.


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Eine Erinnerung an das Massaker in den Flüchtlingslagern von Sabra und Shatila im Libanon
vor 25 Jahren, am 19. September 1982.

Eine amerikanische Berichterstatterin, die damals regelmäßig das Lager besuchte und von den Insassen "die kleine Trommlerin" genannt und für ihren Einsatz bewundert wurde, beschrieb damals den Ort des Schreckens: "Ich sah tote Frauen mit ihren Röcken um die Taille und die Beine ausgebreitet; Dutzende jungern Männer die an eine Mauer gestellt und erschossen worden waren; Kinder mit durchgeschnittenen Kehlen, eine schwangere Frau mit aufgeschlitztem Bauch, die Augen weit geöffnet, ihr geschwärztes Gesicht ein stummer Schrei; unzählige Babys und Kleinkinder, die erstochen oder auseinandergerissen und auf Müllhaufen geworfen worden waren."

Keine angenehme Lektüre, darf aber nicht dem Vergessen anheimgegeben werden, bis im Libanon wirklich Frieden einkehrt und die PalästinenserInnen endlich in Freiheit leben können.
Heute versinken die Flüchtlingen im Libanon in immer größerem Elend.  Es gibt kaum Infrastruktur, in der Hoffnungslosigkeit der Menschen bricht immer wieder Wut und Gewalt aus. Wen wundert es dass auch Drogen ein wachsendes Problem darstellen?

Viele der damaligen Mörder haben inzwischen ihre Drei-Tage-Orgie der Verwaltigung und des Abschlachtens zugegeben.  Auch dass ihnen vorher Cocaine, Hash und Alkohol gegeben wurde, um ihren Mut zu stärken.  Ein Versuch, die Hauptverantwortlichen in Belgien vor 5 Jahren vor Gericht zu stellen schlug fehl.  Im Gegenteil, die damaligen Befehlshaber, vorne weg Ariel Sharon, haben politisch Karriere gemacht.  Einige von ihnen, die vor einigen Jahren beschlossen hatten, an die Öffentlichkeit zu gehen und von ihren Taten zu berichten, sind durch Attentate umgekommen.

Die obengenannte Amerikanerin, Janet Stevens, kam 1983 bei einer Explosion in der US Botschaft in Beirut um.  Sie war dorthin gegangen, um für mehr Hilfe für die palästinensischen Flüchtlingen zu plädieren.  63 Menschen kamen bei dem Attentat um.  Janet, 32 Jahre alt, war schwanger.  Die obigen Informationen beruhen auf einem Brief an Janet von ihrem Mann, Franklin P. Lamb, geschrieben im 25-jährigen Gedenken, am 12. September 2007.  Er hat 1983 ein Buch über das Massacre geschrieben.


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In der zweiten Septemberwoche haben internationale AktivistInnen und lokale Freiwillige Bäume in der Nablusregion gepflanzt.  Damit ist eine Aktion lanciert, im Laufe dessen in diesem Gebiet 100 000 Bäume gepflanzt werden sollen, vor allem in den Flüchtlingslagern und den umliegenden Dörfern, auch während Demonstrationen an Checkpoints.


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Dorothy schreibt von ihrer Wut, nachdem sie verabredungsgemäß, wie sie es schon oft getan ist, am frühen Morgen losfuhr um am Erez Checkpoint an der Grenze Gazas einen 17jährigen Jungen abzuholen, der zu einer dringend nötigen Leukemiebehandlung in ein israelisches Krankenhaus gebracht werden sollte.  Sie wusste, dass die Grenzen Gazas und der Westbank alle wegen der Hohen Feiertage Rosh Hashanah und Yom Kippur geschlossen waren, es hieß aber dass humanitäre Fälle durchgelassen  würden.  Nachdem sie - einmal in Erez angekommen - sich die Finger wund telefoniert hatte ohne an der Situation etwas zu ändern, kehrte sie voller Wut nach Hause.


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Und schließlich noch von Amos, "Sagt nicht, wir hätten es nicht gewusst":
David Ben Shimal, israelischer Jude, wurde lebenslänglich verurteilt weil er eine Bombe auf einen Bus voller arabischer Israelis geworfen hat, einen getötet und Dutzende verletzt.  Er kam schließlich nach 11 Jahren frei wegen guter Führung.

Muhammad Mansur Ziada, palästinensischer Israeli, 51 und Vater von 7 Kindern ist auch lebenslänglich verurteilt worden, nachdem er eine Handgranate auf ein Bus voller Soldaten geworfen hat.  Die Granate ist nicht explodiert, es gab keinerlei Schaden.  Er sitzt seit 17 Jahren, seine Strafe ist nicht vermindert worden.

Mukhles Ahmad Murghal, palästinensischer Israeli, ist aus ähnlichem Grund in Haft.  Seine lebenslängliche Strafe ist auf 40 Jahre reduziert worden.  Er sitzt seit 18 Jahren.

Ami Popper, jüdischer Israeli, erhielt siebenmal lebenslänglich wegen des Mordes von 7 palästinensischen Arbeitern und Verletzung von 14 weiteren.  Auch seine Strafe wurde auf 40 Jahre reduziert.  Er hat während der Haft geheiratet und 5 Kinder bekommen.  Er geht frei ein und aus, kann Urlaub nehmen und darf frei telefonieren.

Muhammad und Mukhles dürfen nicht telefonieren, zu Besuchern keinen Körperkontakt haben und hatten noch nie Urlaub.


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Ich grüße euch, kann nicht sagen wann der nächste Brief erfolgen wird,
Anka

 

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