Liebe FreundInnen,
alle wichtigen Menschenrechts NGOs in Israel haben sich
zusammengetan um gegen die lebensbedrohenden Sanktionen
gegen Gaza zu protestieren. Leider vertreten sie nach wie
vor nur einen kleinen Teil der Bevölkerung. Und nun wird
wieder bombardiert und auf den Straßen
gekämpft, täglich gibt es neue Tote, die die Gewaltspirale
immer wieder weiter drehen.
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Das Hohe Gericht in Großbritannien wird eine Klage anhören
gegen den Verkauf von Waffen an Israel. Die Kläger
argumentieren dass dieser Verkauf gegen internationales
Recht verstößt, da das Haager Gericht Israel wegen
Menschenrechtsverletzungen verurteilt hat, und ein
britisches Gesetz verbietet Waffenexporte an Länder wo ein
klares Risiko besteht, dass diese Waffen für interne
Unterdrückung eingesetzt werden.
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Die israelische ARmee ist in das Al Ayn Flüchtlingslager bei
Nablus eingedrungen. Sie wurden von starkem Widerstand
durch Steine werfende Jugendlichen begrüßt. Es gab etliche
Verwundete, auch Krankenwagen, die versuchten in das Lager
zu fahren wurden durch Schüsse zurückgedrängt. Das Lager
wurde abgeriegelt, weder Lebensmittel noch Medikamente
wurden hereingelassen.
Nach zwei Tagen wurde ein großer gewaltfreier Protestmarsch
organisiert. Die Armee erwiderte wie immer mit Tränengas
und 'Gummigeschossen', die willkürlich in die Menge
geschossen wurden. In dem Tumult gelang es einem
Sanitäterteam und einigen Menschenrechtsbeobachter, an den
Soldaten vorbei zu laufen und dringend benötigte Arzneien
und Lebensmittel ins Lager zu bringen. Ein 38jähriger,
behinderte Mann wurde in seinem Rollstuhl am Fenster sitzend
angeschossen. Ein Sanitäter wurde festgenommen und schlimm
geschlagen während seiner Haft, bevor er am Abend
freigelassen wurde. Als die Gruppe versuchte, das Lager zu
verlassen um Nachschub zu holen wurden sie nicht
herausgelassen.
Abends gab es etwa 20 Minuten lang Explosionen im Lager, bei
denen viele Wohnhäuser zerstört wurden, darunter ein Haus in
dem 50 Kinder gewohnt hatten. Erst nach 3 Tagen zog sich
die Armee zurück. Mindestens zwei Palästinenser waren tot,
49 festgenommen, Unzählige verletzt.
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Als ein Bus voller Soldaten in der Ausbildung und ein Bus
voller SiedlerInnen nach Tel Rumeida einfuhr, wurde zwei
MenschenrechtsarbeiterInnen ohne Angabe von Gründen gesagt,
sie müssten die Gegend verlassen. Die AusländerInnen, in
Sorge für die Kinder von Tel Rumeida, die sie beschützten,
weigerten sich zu gehen. Schließlich wurde die Polizei
gerufen. Als die MRA sich abermals nach dem Grund
erkundigten, antwortete ein Soldat, der vorher behauptet
hatte, kein Englisch zu können, dass es zu ihrer eigenen
Sicherheit sei. Auf die Frage, von wem diese bedroht sei,
und wer die Kinder beschützen würde wenn sie weggingen,
erhielten sie keine Antwort. Sie baten daraufhin, einen
schriftlichen Befehl und einen Plan zu sehen, auf der das
verbotene Gebiet bezeichnet sei. Der Polizist antwortete,
"Das ist nicht nötig, was ich sage ist Gesetz!" Also mussten
die zwei gehen. Am folgenden Tag wurden mehrere MRA, die in
Tel Rumeida unterwegs waren, angehalten, kontrolliert und
belehrt, dass ganz Tel Rumeida wegen eines jüdischen
Feiertags eine militärische Sperrzone sei. Die Polizei
weigerte sich, irgendeine Garantie für den Schutz der
Schulkinder gegen Siedlerangriffe abzugeben und sagte
schließlich, wenn die MRA sich weiterhin auf der Straße
aufhielten würden sie festgenommen.
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Einem Griechisch-orthodoxer Priester der Melkitischen Kirche
mit einem jordanischen und einem vatikanischen Pass wurde
die Einreise in die Westbank verweigert, obwohl er seit
Jahren regelmäßig zwischen Jordanien und der Westbank hin
und herfahre.
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Der Hawarra Checkpoint, Hauptzugang zu Nablus, wurde
geschlossen, nachdem zunächst gesagt worden war, dass über
50jährige Männer während des Ramadan sich in der Westbank
bewegen und nach Jerusalem fahren dürften. Zwei MRA fanden
eine große Menschenmenge vor, die geduldig wartete in der
Hoffnung dass der Checkpoint wieder eröffnet würde und sie
nach Hause könnten. Ein Soldat versuchte, einem MRA die
Kamera wegzunehmen. Dieser konnte sich durch schnelle
Reaktion und schnelles Rennen (mit der Kamera) retten, wurde
allerdings von den Soldaten bedroht.
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Eine Erinnerung an das Massaker in den Flüchtlingslagern von
Sabra und Shatila im Libanon
vor 25 Jahren, am 19. September 1982.
Eine amerikanische Berichterstatterin, die damals regelmäßig
das Lager besuchte und von den Insassen "die kleine
Trommlerin" genannt und für ihren Einsatz bewundert wurde,
beschrieb damals den Ort des Schreckens: "Ich sah tote
Frauen mit ihren Röcken um die Taille und die Beine
ausgebreitet; Dutzende jungern Männer die an eine Mauer
gestellt und erschossen worden waren; Kinder mit
durchgeschnittenen Kehlen, eine schwangere Frau mit
aufgeschlitztem Bauch, die Augen weit geöffnet, ihr
geschwärztes Gesicht ein stummer Schrei; unzählige Babys und
Kleinkinder, die erstochen oder auseinandergerissen und auf
Müllhaufen geworfen worden waren."
Keine angenehme Lektüre, darf aber nicht dem Vergessen
anheimgegeben werden, bis im Libanon wirklich Frieden
einkehrt und die PalästinenserInnen endlich in Freiheit
leben können.
Heute versinken die Flüchtlingen im Libanon in immer
größerem Elend. Es gibt kaum Infrastruktur, in der
Hoffnungslosigkeit der Menschen bricht immer wieder Wut und
Gewalt aus. Wen wundert es dass auch Drogen ein wachsendes
Problem darstellen?
Viele der damaligen Mörder haben inzwischen ihre
Drei-Tage-Orgie der Verwaltigung und des Abschlachtens
zugegeben. Auch dass ihnen vorher Cocaine, Hash und Alkohol
gegeben wurde, um ihren Mut zu stärken. Ein Versuch, die
Hauptverantwortlichen in Belgien vor 5 Jahren vor Gericht zu
stellen schlug fehl. Im Gegenteil, die damaligen
Befehlshaber, vorne weg Ariel Sharon, haben politisch
Karriere gemacht. Einige von ihnen, die vor einigen Jahren
beschlossen hatten, an die Öffentlichkeit zu gehen und von
ihren Taten zu berichten, sind durch Attentate umgekommen.
Die obengenannte Amerikanerin, Janet Stevens, kam 1983 bei
einer Explosion in der US Botschaft in Beirut um. Sie war
dorthin gegangen, um für mehr Hilfe für die
palästinensischen Flüchtlingen zu plädieren. 63 Menschen
kamen bei dem Attentat um. Janet, 32 Jahre alt, war
schwanger. Die obigen Informationen beruhen auf einem Brief
an Janet von ihrem Mann, Franklin P. Lamb, geschrieben im
25-jährigen Gedenken, am 12. September 2007. Er hat 1983
ein Buch über das Massacre geschrieben.
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In der zweiten Septemberwoche haben internationale
AktivistInnen und lokale Freiwillige Bäume in der
Nablusregion gepflanzt. Damit ist eine Aktion lanciert, im
Laufe dessen in diesem Gebiet 100 000 Bäume gepflanzt werden
sollen, vor allem in den Flüchtlingslagern und den
umliegenden Dörfern, auch während Demonstrationen an
Checkpoints.
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Dorothy schreibt von ihrer Wut, nachdem sie
verabredungsgemäß, wie sie es schon oft getan ist, am frühen
Morgen losfuhr um am Erez Checkpoint an der Grenze Gazas
einen 17jährigen Jungen abzuholen, der zu einer dringend
nötigen Leukemiebehandlung in ein israelisches Krankenhaus
gebracht werden sollte. Sie wusste, dass die Grenzen Gazas
und der Westbank alle wegen der Hohen Feiertage Rosh
Hashanah und Yom Kippur geschlossen waren, es hieß aber dass
humanitäre Fälle durchgelassen würden. Nachdem sie -
einmal in Erez angekommen - sich die Finger wund telefoniert
hatte ohne an der Situation etwas zu ändern, kehrte sie
voller Wut nach Hause.
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Und schließlich noch von Amos, "Sagt nicht, wir hätten es
nicht gewusst":
David Ben Shimal, israelischer Jude, wurde lebenslänglich
verurteilt weil er eine Bombe auf einen Bus voller
arabischer Israelis geworfen hat, einen getötet und Dutzende
verletzt. Er kam schließlich nach 11 Jahren frei wegen
guter Führung.
Muhammad Mansur Ziada, palästinensischer Israeli, 51 und
Vater von 7 Kindern ist auch lebenslänglich verurteilt
worden, nachdem er eine Handgranate auf ein Bus voller
Soldaten geworfen hat. Die Granate ist nicht explodiert, es
gab keinerlei Schaden. Er sitzt seit 17 Jahren, seine
Strafe ist nicht vermindert worden.
Mukhles Ahmad Murghal, palästinensischer Israeli, ist aus
ähnlichem Grund in Haft. Seine lebenslängliche Strafe ist
auf 40 Jahre reduziert worden. Er sitzt seit 18 Jahren.
Ami Popper, jüdischer Israeli, erhielt siebenmal
lebenslänglich wegen des Mordes von 7 palästinensischen
Arbeitern und Verletzung von 14 weiteren. Auch seine Strafe
wurde auf 40 Jahre reduziert. Er hat während der Haft
geheiratet und 5 Kinder bekommen. Er geht frei ein und aus,
kann Urlaub nehmen und darf frei telefonieren.
Muhammad und Mukhles dürfen nicht telefonieren, zu Besuchern
keinen Körperkontakt haben und hatten noch nie Urlaub.
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Ich grüße euch, kann nicht sagen wann der nächste Brief
erfolgen wird,
Anka
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