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ief-aus-Israel]


 

 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 10.8.2007
 

Liebe FreundInnen,

weiter in der Flut der Informationen:

Im Jordantal, das Israel ja voll annektiert hat (mit den ganzen Siedlungen macht das etwa die Hälfte der gesamten Westbank aus!), und zu dem palästinensische Nichtbewohner überhaupt keinen Zugang mehr haben, werden jetzt zunehmend Häuser und Wassertanks zerstört, um die palästinensischen Besitzer von ihrem Land zu vertreiben.  Ein Gerichtsprozess gegen die Vertreibung, der durch 17 Bedouinenfamilien angestrengt wurde, ist im Dez. 2006 endgültig negativ beschieden.  Jetzt werden diese Familien vertrieben, angeblich für ihre eigene Sicherheit, weil ihr Gebiet in einem "geschlossen Militärgebiet" liegt.   Damit werden 180 Menschen demnächst obdachlos!


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In TIME - nicht gerade ein Produkt der Alternativszene - ist ein ausführlicher Artikel erschienen über die positiven Auswirkungen der Übernahme der Kontrolle im Gazastreifen durch die Hamas.  Die öffentliche Meinung in USA wird offensichtlich immer kritischer gegenüber der einseitig israelfreundlichen Politik.  Auch unter den Evangelikalen, Bushs hauptsächliche Unterstützung, wächst Kritik an der Is/Pal Politik.  Ein kleiner Hoffnungsschimmer?


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Es mehren sich die Stimmen in den internationalen Medien, die betonen, dass das Augenblickliche Gerede über die Schaffung eines Palästinensischen Staates (ist es nur meine persönliche Wahrnehmung, oder ist das Wort 'lebensfähig' oder 'viable' von den Aussagen verschwunden?) nichts als reine Augenwischerei oder aber - seitens der Palästinenser - Wunschdenken sei.  Z.B. eine Überschrift aus Le Monde Diplomatique: "Palästina: eine Politik absichtlicher Blindheit", über einem Artikle von Régis Debray, der Anfang des Jahres von Jaques Chirac gebeten wurde, die Situation im mittleren Osten zu studieren.  Israel verfolge - wie schon bei der Staatsgründung, die vor der UNO Resolution bereits fait accompli war - stets eine Politik der Schaffung von Tatsachen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.  So auch jetzt, wo keiner mehr daran denken könne, auch nur die zerstreuten Siedlungen entlang der Mauertrasse zu räumen, geschweige denn die großen, die Palästina zerstückeln.  Und von dem Jordantal, das nun Stück für Stück zwangsgeräumt wird, rede keiner.

Jeff Halper, Vorsitzender von ICAHD (Israeli Committee Against House Demolition), schreibt über das 'großzügige Angebot' von  Olmert, einen Staat auf  "dem Äquivalent von 100% der 1967 besetzten Gebieten" zu befürworten.  Nur 5% sollen in israelischer Hand bleiben.  Aber welche 5%?  Lebensfähig - viable - könne eine palästinensischer Staat nur sein, wenn es  seine Grenzen und seine Wasservorräte - also, den Jordan - kontrolliert, und wenn Ostjerusalem ein integrierter Teil ist.  Und wenn diese Grenzen endgültig sind und nicht - wie in Teil II der Roadmap festgelegt - vorläufig.  Nichts davon ist von Olmert vorgesehen.  Was fehle ist eine starke palästinensische Stimme, die dieses deutlich macht.

Wird die Tatsache, dass die One Voice Movement in Israel und Palästina inzwischen eine halbe Million Unterstützer gefunden hat für ihre Forderung nach "sofortigen, weitergehenden, ununterbrochene Verhandlungen bis ein umfassendes Zweistaatenabkommen erreicht ist", und ihre Bestrebung, die Zahl der Unterstützer durch gleichzeitige 'Gipfel' in Jerusalem, Tel Aviv und Jericho im Oktober auf eine Million zu erhöhen, daran irgendetwas ändern könnne?  Immerhin  hat/will man eine Riege bekannte Filmemacher, Würdenträger, religiöse Führer, internationale Musiker und Promis aller Art zur Unterstützung gewonnen/gewinnen.  Auch 3000 "hoch trainierte Jugendleiter" sind dabei.  Frage ist ja nur, wer sich was unter dem Zweistaatenabkommen vorstellt.

Vielleicht ist die Arbeit von dem Palästinenser-Amerikaner und Komödiant Ray Hanania,  dem es bei seinen Shows gelingt, Juden und Palästinenser zusammen in einem Raum zum Lachen und sogar miteinander zu reden

letztlich ergiebiger.  Also hoffen wir weiter.


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Und hier die letzten "Sagt nicht, wir hättens nicht gewusst", von Amos Gvirtz:

Wie Israel sich in der Westbank ausdehnt: Siedlungen werden zu großen Stadtgebieten ausgedehnt.  Dann werden weitere 'Nachbargebiete' gegründet, die mit Straßen an die Hauptsiedlung angebunden werden.   PalästinenserInnen dürfen diese zunächst nicht überschreiten, um ihr Land zu bebauen.  Kurz bevor dieses Verbot aufgehoben werden soll, brennt es in einem Militärposten. Nachts dringt die Armee in das Dorf ein, schlägt die Bewohner  zusammen und die Fenster ein.  Am nächsten Tag wird die Aufhebung des Verbots rückgängig gemacht, und wieder hat Landraub stattgefunden, ist die Siedlung vergrößert.

Die Professorin Stacy Krainz, amerikanische Staatsbürgerin, hat 3 Jahre lang die englische Fakultät der Arabisch-Amerikanischen Universität Jenin geleitet.  Alle drei Monate musste sie das Land verlassen, um ihr Visum verlängern zu lassen.  Im September 2006 wurde ihr bei der Rückkehr aus Jordanien das Visum vorenthalten.  auch im Oktober und November wurde ihr die Einreise verwehrt.  Erst das amerikanische Konsulat in Jerusalem konnte erreichen, dass sie im März 2007 noch einmal einreisen durfte, um ihre Sachen zu holen.  Die meisten der EnglischlehrerInnen in Jenin sind AusländerInnen.  Alle haben natürlich nun Angst um ihre Arbeit, die 272 Englischstudierende um ihr Studium.


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Entschuldigt, dass ich schon wieder Spendenbitten weiterleite, aber die Not ist, wie ihr alle wisst, groß -

Die Anarchists against the Wall, die vor allem an den Demos in Bil'in regelmäßig sehr aktiv teilnehmen, bitten inständig um Spenden, um ihnen mit Gerichtskosten zu helfen.  die Gruppe - die nur lose organisiert ist - hat inzwischen $40 000 Schulden für mehr als 60 Anschuldigungen.  Außerdem haben sie stets hohe Transport- und Telefonkosten, um ihre Arbeit durchzu führen.  Eine Spendenmöglichkeit (durch Kreditkarte oder Paypal) ist unter www.awalls.org zu finden.

Es gibt ein Projekt, die Kinder von den Dörfern des Hebrongebiets in die für sie zuständige Schulen zu transportieren, damit sie nicht ständig einem Spießrutenlaufen durch Siedlergewalt unterworfen sind, oder aber lange Wege (bis 9km) in jedem Wetter auf Eseln oder zu Fuß zurücklegen müssen.  Eigentlich sollten sie  zudem durch Armee und Polizei geschützt werden, im Jahr 2005-6 haben aber nur Internationale einen wirksamen Schutz gegeben, 2006-7 haben eine britische Stiftung und einzelne Spender den Transport finanziert.  Um dieses Projekt weiterzuführen sind dringend weiter Spenden nötig.  Hinzu kommt dringend benötigte Unterstützung für 6 junge Leute aus der Gegend, denen es gelungen ist, Kurse in der AlQuds Open University in Hebron zu besuchen.  Ihre Familien können dies aber nicht weiter finanzieren.  Ich kann gerne die (englische) Vorstellung des Projekts zusenden, eine Spendenadresse erhalte ich erst noch.


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Und eine letzte Information, nur um der Genauigkeit willen, und um zu verdeutlichen, was Propaganda mit uns macht.  Ahmadinedschad hat nie gesagt, "Israel müsse von der Landkarte gewischt werden" (so etwa wars auf Englisch wiedergegeben).  Eine wörtliche Übersetzung seiner Aussage lautet: "Der Imam [Khomeini] hat gesagt,  das Regime, das Jerusalem besetzt, muss aus der Zeit ('from the page of time) verschwinden".

Das wärs.  Gruß,
Anka
 

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