Liebe FreundInnen,
weiter in der Flut der Informationen:
Im Jordantal, das Israel ja voll annektiert hat (mit den
ganzen Siedlungen macht das etwa die Hälfte der gesamten
Westbank aus!), und zu dem palästinensische Nichtbewohner
überhaupt keinen Zugang mehr haben, werden jetzt zunehmend
Häuser und Wassertanks zerstört, um die palästinensischen
Besitzer von ihrem Land zu vertreiben. Ein Gerichtsprozess
gegen die Vertreibung, der durch 17 Bedouinenfamilien
angestrengt wurde, ist im Dez. 2006 endgültig negativ
beschieden. Jetzt werden diese Familien vertrieben,
angeblich für ihre eigene Sicherheit, weil ihr Gebiet in
einem "geschlossen Militärgebiet" liegt. Damit werden 180
Menschen demnächst obdachlos!
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In TIME - nicht gerade ein Produkt der Alternativszene - ist
ein ausführlicher Artikel erschienen über die positiven
Auswirkungen der Übernahme der Kontrolle im Gazastreifen
durch die Hamas. Die öffentliche Meinung in USA wird
offensichtlich immer kritischer gegenüber der einseitig
israelfreundlichen Politik. Auch unter den Evangelikalen,
Bushs hauptsächliche Unterstützung, wächst Kritik an der Is/Pal
Politik. Ein kleiner Hoffnungsschimmer?
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Es mehren sich die Stimmen in den internationalen Medien,
die betonen, dass das Augenblickliche Gerede über die
Schaffung eines Palästinensischen Staates (ist es nur meine
persönliche Wahrnehmung, oder ist das Wort 'lebensfähig'
oder 'viable' von den Aussagen verschwunden?) nichts als
reine Augenwischerei oder aber - seitens der Palästinenser -
Wunschdenken sei. Z.B. eine Überschrift aus Le Monde
Diplomatique: "Palästina: eine Politik absichtlicher
Blindheit", über einem Artikle von Régis Debray, der Anfang
des Jahres von Jaques Chirac gebeten wurde, die Situation im
mittleren Osten zu studieren. Israel verfolge - wie schon
bei der Staatsgründung, die vor der UNO Resolution bereits
fait accompli war - stets eine Politik der Schaffung von
Tatsachen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
So auch jetzt, wo keiner mehr daran denken könne, auch nur
die zerstreuten Siedlungen entlang der Mauertrasse zu
räumen, geschweige denn die großen, die Palästina
zerstückeln. Und von dem Jordantal, das nun Stück für Stück
zwangsgeräumt wird, rede keiner.
Jeff Halper, Vorsitzender von ICAHD (Israeli Committee
Against House Demolition), schreibt über das 'großzügige
Angebot' von Olmert, einen Staat auf "dem Äquivalent von
100% der 1967 besetzten Gebieten" zu befürworten. Nur 5%
sollen in israelischer Hand bleiben. Aber welche 5%?
Lebensfähig - viable - könne eine palästinensischer Staat
nur sein, wenn es seine Grenzen und seine Wasservorräte -
also, den Jordan - kontrolliert, und wenn Ostjerusalem ein
integrierter Teil ist. Und wenn diese Grenzen endgültig
sind und nicht - wie in Teil II der Roadmap festgelegt -
vorläufig. Nichts davon ist von Olmert vorgesehen. Was
fehle ist eine starke palästinensische Stimme, die dieses
deutlich macht.
Wird die Tatsache, dass die One Voice Movement in Israel und
Palästina inzwischen eine halbe Million Unterstützer
gefunden hat für ihre Forderung nach "sofortigen,
weitergehenden, ununterbrochene Verhandlungen bis ein
umfassendes Zweistaatenabkommen erreicht ist", und ihre
Bestrebung, die Zahl der Unterstützer durch gleichzeitige
'Gipfel' in Jerusalem, Tel Aviv und Jericho im Oktober auf
eine Million zu erhöhen, daran irgendetwas ändern könnne?
Immerhin hat/will man eine Riege bekannte Filmemacher,
Würdenträger, religiöse Führer, internationale Musiker und
Promis aller Art zur Unterstützung gewonnen/gewinnen. Auch
3000 "hoch trainierte Jugendleiter" sind dabei. Frage ist
ja nur, wer sich was unter dem Zweistaatenabkommen
vorstellt.
Vielleicht ist die Arbeit von dem Palästinenser-Amerikaner
und Komödiant Ray Hanania, dem es bei seinen Shows gelingt,
Juden und Palästinenser zusammen in einem Raum zum Lachen
und sogar miteinander zu reden
letztlich ergiebiger.
Also hoffen wir weiter.
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Und hier die letzten "Sagt nicht, wir hättens nicht
gewusst", von Amos Gvirtz:
Wie Israel sich in der Westbank ausdehnt: Siedlungen werden
zu großen Stadtgebieten ausgedehnt. Dann werden weitere
'Nachbargebiete' gegründet, die mit Straßen an die
Hauptsiedlung angebunden werden. PalästinenserInnen dürfen
diese zunächst nicht überschreiten, um ihr Land zu bebauen.
Kurz bevor dieses Verbot aufgehoben werden soll, brennt es
in einem Militärposten. Nachts dringt die Armee in das Dorf
ein, schlägt die Bewohner zusammen und die Fenster ein. Am
nächsten Tag wird die Aufhebung des Verbots rückgängig
gemacht, und wieder hat Landraub stattgefunden, ist die
Siedlung vergrößert.
Die Professorin Stacy Krainz, amerikanische Staatsbürgerin,
hat 3 Jahre lang die englische Fakultät der
Arabisch-Amerikanischen Universität Jenin geleitet. Alle
drei Monate musste sie das Land verlassen, um ihr Visum
verlängern zu lassen. Im September 2006 wurde ihr bei der
Rückkehr aus Jordanien das Visum vorenthalten. auch im
Oktober und November wurde ihr die Einreise verwehrt. Erst
das amerikanische Konsulat in Jerusalem konnte erreichen,
dass sie im März 2007 noch einmal einreisen durfte, um ihre
Sachen zu holen. Die meisten der EnglischlehrerInnen in
Jenin sind AusländerInnen. Alle haben natürlich nun Angst
um ihre Arbeit, die 272 Englischstudierende um ihr Studium.
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Entschuldigt, dass ich schon wieder Spendenbitten
weiterleite, aber die Not ist, wie ihr alle wisst, groß -
Die Anarchists against the Wall, die vor allem an den Demos
in Bil'in regelmäßig sehr aktiv teilnehmen, bitten inständig
um Spenden, um ihnen mit Gerichtskosten zu helfen. die
Gruppe - die nur lose organisiert ist - hat inzwischen $40
000 Schulden für mehr als 60 Anschuldigungen. Außerdem
haben sie stets hohe Transport- und Telefonkosten, um ihre
Arbeit durchzu führen. Eine Spendenmöglichkeit (durch
Kreditkarte oder Paypal) ist unter
www.awalls.org zu
finden.
Es gibt ein Projekt, die Kinder von den Dörfern des
Hebrongebiets in die für sie zuständige Schulen zu
transportieren, damit sie nicht ständig einem
Spießrutenlaufen durch Siedlergewalt unterworfen sind, oder
aber lange Wege (bis 9km) in jedem Wetter auf Eseln oder zu
Fuß zurücklegen müssen. Eigentlich sollten sie zudem durch
Armee und Polizei geschützt werden, im Jahr 2005-6 haben
aber nur Internationale einen wirksamen Schutz gegeben,
2006-7 haben eine britische Stiftung und einzelne Spender
den Transport finanziert. Um dieses Projekt weiterzuführen
sind dringend weiter Spenden nötig. Hinzu kommt dringend
benötigte Unterstützung für 6 junge Leute aus der Gegend,
denen es gelungen ist, Kurse in der AlQuds Open University
in Hebron zu besuchen. Ihre Familien können dies aber nicht
weiter finanzieren. Ich kann gerne die (englische)
Vorstellung des Projekts zusenden, eine Spendenadresse
erhalte ich erst noch.
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Und eine letzte Information, nur um der Genauigkeit willen,
und um zu verdeutlichen, was Propaganda mit uns macht.
Ahmadinedschad hat nie gesagt, "Israel müsse von der
Landkarte gewischt werden" (so etwa wars auf Englisch
wiedergegeben). Eine wörtliche Übersetzung seiner Aussage
lautet: "Der Imam [Khomeini] hat gesagt, das Regime, das
Jerusalem besetzt, muss aus der Zeit ('from the page of
time) verschwinden".
Das wärs. Gruß,
Anka
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