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ief-aus-Israel]


 

 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 25.1.07
 

Liebe Leute,

ein Mitarbeiter von der ISM hat eine Reise beschrieben, die er durch das Jordantal gemacht hat. Erst musste er allerdings 2 Stunden warten auf seinen palästinensischen Kontak, der so lange an einem Checkpoint aufgehalten wurde - völlig normal. Ein Soldat hatte auf einem staubigen Auto einen Davidsstern gezeichnet. Als er nach kurzem zurückkehrte hielt er alle, die dort warteten 2 Stunden fest weil er wissen wollte, wer den Stern weggewischt hatte. Da kann man nur sagen, wie die Schulkinder - nur hier sind die Konsequenzen andere.

Israelische 'Siedler-Kolonisten', die ins Jordantal ziehen möchten erhalten 70  dunum Land, ein Haus und ein langfristiges Darlehen von $70 000. (Dollar, nicht NIS) Sie erhalten 75% Rabatt auf Wasser, Telefon und Stromkosten. Die dort (noch) lebenden Palästinenser erhalten keine dieser Dienste. Sie können neben Wasserreservoire oder Stromleitungen leben, durfen sie aber nicht nutzen. Da ihre Häuser regelmäßig zerstört werden bauen sie nur noch Blechhütten. Die palästinensische Bevölkerung ist von 300 000 vor 1967 auf 52 000 im vergangenen Jahr gefallen - inklusive die Stadt Jericho. Palästinenser erhalten keinerlei Baugenehmigung, selbst eine in einem Zelt errichtete Klinik wurde abgerissen. Ein Palästinenser wurde 3 Tage inhaftiert und musste 300 NIS Buße zahlen, weil er gewagt hat, eine von einer NGO bezahlte Solaranlage aufzustellen.

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Unter www.thefreedomtheatre.org ist von der bewundernswerten Arbeit des Kindertheaters in Jenin zu lesen, auch eine Ausstellung von kunstvoll und bewegenden Kinderbildern zum Libanonkrieg - es lohnt sich, mal reinzuschauen.

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Inzwischen leben etwa 250 000 PalästinenserInnen in völlig von der Westbank abgeschlossenen Enklaven - durch die Mauer von ihrem eigenen Umfeld abgesperrt und völlig abhängig von willkürlich ausgegebenen Sondererlaubnissen um überhaupt zu leben. In manchen Fällen handelt es sich um einzelne Häuser, deren BewohnerInnen keine Nachbarn haben und oft eine Sondererlaubnis brauchen um sich überhaupt dort aufhalten zu dürfen. Kann ein Mensch so eine Situation psychisch auf Dauer ertragen?

Die stärkste Belastung kommt von dieser völligen Willkür, da man in ständiger Unsicherheit lebt, ob irgendein Vorhaben - Einkaufen, Besuch, Krankenhausbesuch usw. durchführbar sein wird oder nicht. An manchen Stellen wird die Mauer wie eine internationale Grenze bewacht, an anderen, v.a. in Jerusalem, können BewohnerInnen an manchen Stellen unbehelligt durchschlüpfen - manchmal.

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Deb Reich, eine in Israel lebende Amerikanerin, schreibt an ihren Bruder in Bezug auf Jimmy Carters Buch Palestine: Peace not Apartheid, das in USA sehr angegriffen wird:

Warum Carter "gut ist für die Juden" (ein Brief an meinen Bruder, der nach meiner Meinung gefragt hat) Irgendwelche möglichen Irrtümern in Carters Buch (ich habe es nicht gelesen) verblassen im Vergleich zu dem riesigen Dienst den er Juden überall erwiesen hat -- trotz der Beschimpfung durch 'mainstream' jüdische Organisationen usw. -- indem er eine Debate eröffnet die es (endlich) einigermaßen anständig macht, ehrlich anzuschauen was in Israel/Palästina geschieht...

In künftigen Jahren werden wir als Juden uns furchtbar schämen, wir werden gedemütigt, entehrt und voll unerträglichen Reue sein wegen unserer so lange währenden Verleugnung der palästinensischen Wirklichkeit - sowohl heute wie historisch. .. Wir weigern uns willentlich zu sehen was in unserem Namen verübt wird. Kommt und besucht die Mauer, ein paar Checkpoints usw. und schaut selber, ihr Leute... Sprecht nicht über 'die Palästinenser' bis ihr persönlich ein paar kennengelernt habt. Sie werden eure Stereotypen dauerhaft zerstreuen. Sie sind Menschen, genau wie wir... Sogar ihre dummen Anführer sind nicht dümmer als unsere dummen Anführer!

Priorität hat jetzt nicht die Motivation zur Schaffung des Staates Israel, der Holocaust oder irgendwelche vergangene Politik Israels. Das ist jetzt Nebensache. Die Priorität im Moment ist, dem zur Zeit durchgeführten Genozid in der Westbank und Gaza ein Ende zu machen. Der künftige "gesäuberte" (von PalästinenserInnen) Staat den die israelische Armee und eine Folge israelischer Regierungen schaffen wird jedem normalen Menschen ein Gräuel sein, aber dann wird es zu spät sein. Eins ist sicher: ein "jüdischer" Staat wird es nicht sein. "Du hast getötet und dann geerbt" ist im Judentum verboten. Fragt den Geist Rabins.

Ich werde gefragt warum ich nicht von dem Bösen spreche, das von (manchen) Palästinensern verübt wird. Ich antworte, es ist nicht meine Aufgabe, das zu reparieren was die andere Seite an Unrecht tut, sondern das was meine Gruppe in meinem Namen, mit meinen Steuergeldern verübt.

Leute wie ich auf der anderen Seite kämpfen heroisch für ihre eigene Agende der zivilen Reparatur und sie verdienen volle internationale Unterstützung (erhalten aber nicht viel)... Ich hoffe, das beantwortet deine Frage! PS, mein neuer Slogan: Ich bin keine selbsthassende Jüdin, ich bin ein selbstliebender Mensch.

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Gruß wie immer,

Anka

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