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Nur Imagepflege oder wirklich neue Einsichten?

Der israelische Außenminister Yair Lapid bricht in einer Rede über Antisemitismus mit einigen zionistischen Tabus und hält zugleich am zionistischen Dogma fest

Arn Strohmeyer - 8.08.2021

Israels neue Regierung betreibt intensive Imagepflege, es hat sich seit ihrem Machtantritt zwar nichts geändert im Staat Israel, aber man ist bestrebt, ihn zumindest besser zu „verkaufen“ – eben als ganz „normale“, liberale und friedfertige westliche Demokratie. In diesem Zusammenhang muss wohl auch die Rede des neuen Außenministers Yair Lapid über Antisemitismus gesehen werden, die er kürzlich vor dem Globalen Forum zur Bekämpfung des Antisemitismus in Jerusalem gehalten hat.

In Israel rief sie heftige Reaktionen hervor – positive wie äußerst kritische. So hieß es in der liberalen Tageszeitung Haaretz, die Rede sei von grundlegender Bedeutung für die Geschichte Israels und vielleicht sogar für die Geschichte des jüdischen Volkes. Der frühere Regierungschef Benjamin Netanjahu nannte die Ausführungen Lapids dagegen „skandalös und unverantwortlich“, weil sie die Einzigartigkeit des Judenhasses in der Geschichte und das Ausmaß der Tragödie des Holocaust in Frage stelle.

Wenn man die offizielle israelische Staatsideologie (den Zionismus) als Maßstab nimmt, hatte Lapid in der Tat einige erstaunliche Aussagen gemacht. So behauptete er, dass der Antisemitismus nur eine Unterart des Rassismus sei, die sich nicht von diesem unterscheide. Wörtlich führte er aus: „Antisemitismus existiert überall. Die Antisemiten waren [im Zweiten Weltkrieg] nicht nur im Budapester Ghetto. (…) Antisemiten waren die Sklavenhändler, die angekettete Sklaven über Bord ins Meer warfen. Antisemiten waren die Angehörigen des Hutu-Stammes in Ruanda, die Angehörige des Tutsi-Stammes massakrierten. Antisemiten sind die muslimischen Extremisten, die im letzten Jahrzehnt 20 Millionen Mitmuslime getötet haben. Antisemiten sind Islamischer Staat und Boko Haram. Antisemiten sind Menschen, die junge Mitglieder der LGBT-Gemeinschaft zu Tode schlagen.“

Antisemiten sind nach diesem Begriff also Menschen, die im kleinen oder großen Rahmen Massaker begehen und dieses Morden mit einer entsprechenden Ideologie rechtfertigen. Lapid fügt dieser Definition noch hinzu: Antisemiten sind diejenigen, die Menschen nicht wegen ihrer Taten verfolgen, sondern wegen dem, was sie sind, weil sie so geboren wurden. Der moderne Antisemitismus existiere deshalb überall, weil er eben kein nur auf Juden bezogenes Phänomen sei, sondern Teil des allgemein-menschlichen Phänomens des Hasses

Der Hass auf die Juden auf Grund ihrer ethnischen oder religiösen Herkunft unterscheidet sich Lapid zufolge also nicht von dem Hass, den Angehörige anderer Religionen und Ideologien gegenüber „Andersartigen“ ausüben. Daraus folgt dann ganz automatisch Lapids weitere Aussage, dass das jüdische Volk nicht einzigartig ist – außer der Einzigartigkeit, die es sich selbst zuschreibt. Zwischen dem jüdischen Volk, so Lapid, und anderen Völkern gibt es also keinen Unterschied, die Juden sind nicht das „auserwählte Volk“ und auch nicht das Licht für andere Völker.

Lapid bekräftigte zwar, dass er den Holocaust für einzigartig in der Menschheitsgeschichte halte, sich aber andererseits etwa vom Völkermord der Türken an den Armeniern nur durch sein Ausmaß unterscheide, das im Falle des Holocaust in der Effizienz und Entschlossenheit der Deutschen und an der Technologie gelegen habe, die ihnen zur Verfügung gestanden habe. Der Massenmord der Nazis an den Juden unterscheide sich so gesehen nicht von der Vernichtung eines ganzen Stammes in Afrika oder von Massakern während der Kreuzzüge oder bei den muslimischen Eroberungen. Hat Lapid also den Holocaust relativiert?

Das mögen in der Tat neue Töne in der israelischen Politik sein, nicht aber unter israelischen oder jüdischen Intellektuellen in der Diaspora, die schon viel weiter gedacht und radikalere Positionen vertreten haben. So hatte der amerikanisch-jüdische Historiker Peter Novick schon in den 90er Jahren in seinem inzwischen zum Klassiker gewordenen Buch Nach dem Holocaust. Der Umgang mit dem Massenmord das Beharren auf der Einzigartigkeit des Holocaust als „unfruchtbares Unterfangen“ bezeichnet. Er schrieb: „Man braucht nur einen Moment lang nachzudenken, um zu erkennen, dass der Begriff der Einzigartigkeit ziemlich leer ist. Jedes historische Ereignis, einschließlich des Holocaust, ähnelt in verschiedener Hinsicht anderen Ereignissen, mit denen es verglichen werden kann, und unterscheidet sich in mehrerlei Hinsicht von ihnen. Die Ähnlichkeiten und Unterschiede sind ein sinnvoller Diskussionsgegenstand. Nur die Aspekte des Holocaust zu berücksichtigen, die einzigartig waren, und die Aspekte zu ignorieren, die er mit anderen Gräueltaten gemeinsam hatte, und ihn auf der Grundlage dieser Manipulation für unvergleichbar zu erklären, ist hingegen ein intellektueller Taschenspielertrick. Die Behauptung, der Holocaust sei einzigartig – wie die, er sei unfassbar und nicht darstellbar – ist tatsächlich zutiefst beleidigend. Was könnte es anders bedeuten als: ‚Eure Katastrophe ist im Gegensatz zu unserer gewöhnlich, fassbar und darstellbar.‘“

Ganz ähnlich argumentierte in den letzten Jahren der amerikanisch-jüdische Literaturwissenschaftler Michael Rothberg. Er plädiert unter dem Stichwort multidirektionale Erinnerung dafür, den Holocaust eben nicht als einzigartig anzusehen, sondern ihn im Verhältnis zu anderen Gewalterinnerungen zu untersuchen – vor allem denen des Kolonialismus und der Sklaverei. Vergleichen heißt nicht gleichsetzen, betont er. Nur durch Vergleiche zwischen dem Holocaust und anderen Gewalttaten in der Geschichte könne aber aufgezeigt werden, was manche Ereignisse gemeinsam hätten und was sie unterscheidet. Die Sakralisierung des Holocaust als „einzigartig“ entferne ihn aus dem Bereich des gewöhnlichen historischen Verständnisses.

Norman Finkelstein stellte kritisch fest: „Die Behauptung der Einzigartigkeit des Holocaust ist auch die Behauptung der jüdischen Einzigartigkeit. Nicht das Leiden der Juden machte den Holocaust so einzigartig, sondern die Tatsache, dass Juden litten. Oder: Der Holocaust ist etwas Besonderes, weil Juden etwas Besonderes sind.“

Der israelische Philosoph Jehuda Elkana, der Auschwitz überlebt hat, ging noch weiter. Geschockt von den Gewaltexzessen der israelischen Armee in den besetzten Gebieten schrieb er einen aufsehenerregenden Essay, in dem er bekannte: „Was in Deutschland geschah, kann überall geschehen, in jedem Volk, auch dem meinen.“ Er fragte, was die israelischen Soldaten zu ihren brutalen Taten veranlasse und kam zu dem Schluss, dass eine tiefe, existentielle Furcht, die von bestimmten Interpretationen des Holocaust genährt werde und auf dem Glauben basiere, dass die ganze Welt gegen das jüdische Volk eingestellt sei, der Grund für die israelischen Gewaltexzesse sei.   mehr >>>

 

 

Yair Lapid - Wer ist antisemitisch?  mehr >>>
 

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Die Entkolonialisierung des Geistes: Ein Interview mit der palästinensischen Dichterin Dareen Tatour

Sie wurde wegen "Anstiftung zur Gewalt" und "Unterstützung des Terrorismus" durch ihre Gedichte inhaftiert

Kasturi Chakraborty - 12. Juli 2021

Von versuchter Vergewaltigung über nackte Durchsuchungen und die Ausbeutung des Körpers einer Frau bis hin zu verbaler und sexueller Belästigung - Dareen Tatour sagt, dass alles, was sie im Gefängnis erlebt hat, in höchstem Maße grausam war.

Kann ein Gedicht kriminalisiert werden? Mit einer Macht, die größer ist als Waffen, ist das Verbrechen eines Dichters das der Vorstellungskraft und des literarischen Widerstands - das Infragestellen der anerkannten Erzählung und die Erneuerung des politischen Bewusstseins - in einem System, das einst das Wort "Palästina" als so bedrohlich ansah, dass es in den Schulbüchern der Kinder im Westjordanland zensiert wurde.

Die palästinensische Dichterin und Fotografin Dareen Tatour (39) wurde für etwas verfolgt, das jeder Künstler aus Berufung tut. Sie wurde wegen ihres Gedichts Qawem ya sha'abi, qawemhum (Widersteht, mein Volk, widersteht ihnen) verhaftet, das sie geschrieben hatte, nachdem 2014 und 2015 Dutzende junger palästinensischer Männer und Frauen von israelischen Besatzungssoldaten und extremistischen Gruppen kaltblütig erschossen worden waren.

Von versuchter Vergewaltigung über nackte Durchsuchungen und die Ausbeutung des Körpers einer Frau bis hin zu verbaler und sexueller Belästigung und dem Fesseln an Krankenhausbetten, wenn sie krank war, sagt sie, dass all die Dinge, die sie im Gefängnis erlebt hat, in höchstem Maße grausam waren. Sie erzählt Kasturi Chakraborty, dass einige zionistische Gruppen mehrfach versucht haben, sie zu töten, seit sie aus dem Gefängnis entlassen wurde, und dass sie niemals frei sein wird, solange die Besatzung besteht.

Als Dichterin, die inhaftiert wurde, weil sie es wagte, von einem freien Palästina zu träumen und ihre Fahne bis zum Ende der Besatzung nicht zu senken, hat Dareens außergewöhnlicher Fall die Fackel der Entschlossenheit und Hoffnung neu entfacht, die von vielen Künstlern als Inspiration für ihre künstlerischen Ausdrucksformen im Widerstand gegen die Besatzung genutzt wurde.

Dareen Tatour, die ursprünglich aus Reineh in Israel stammt, hält sich derzeit mit einem Stipendium des International Cities of Refuge Network (ICORN) und des PEN für gefährdete Schriftsteller und Künstler für zwei Jahre in Schweden auf. Sie sagt, dass nichts sie vom Schreiben abhalten kann, und selbst wenn sie wieder inhaftiert wird, was sie bei ihrer Rückkehr nach Palästina erwartet, wird sie nicht aufhören.

Auszüge aus dem Interview:


Q. Wie hat sich alles entwickelt, bevor das Gericht Sie wegen "Anstiftung zur Gewalt" und "Unterstützung einer terroristischen Vereinigung" verurteilt hat?


A. In den Jahren 2014-15 wurde Palästina Zeuge von kaltblütigen Morden, die von den Besatzungstruppen und extremistischen Gruppen verübt wurden. Der Märtyrer Mohammed Abu Khdeir wurde in Jerusalem ermordet, die Familie des 18 Monate alten Ali Dawab wurde bei lebendigem Leib verbrannt, und junge Männer und Frauen wurden in barbarischen Akten erschossen.

Diese schmerzhaften Vorfälle haben mich zutiefst berührt, und ich habe am 2. Oktober 2015 ein Gedicht mit dem Titel "Widersteht, mein Volk" geschrieben, um all das, was ich gesehen habe, zum Ausdruck zu bringen. Es wurde auf meiner Facebook-Seite veröffentlicht. Als politischer Aktivist veröffentlichte ich außerdem einige Nachrichtenartikel und Blogs über die Schließung Jerusalems durch die Besatzungsbehörden und den Entzug unseres Rechts, in der Al-Aqsa-Moschee frei zu beten.

Am 11. Oktober, gegen 3 Uhr morgens, kam ein großes Aufgebot an israelischen Soldaten und Polizisten zu meinem Haus und verhaftete mich. Das war der Beginn einer fast dreijährigen Inhaftierung. Ich wurde erst am 20. September 2018 freigelassen.

Q. Wie lange haben Sie im Gefängnis gesessen und wie lange standen Sie unter Hausarrest?


A. Zunächst war ich drei Monate lang im Gefängnis, dann wurde ich für drei Jahre unter Hausarrest gestellt. Danach verurteilte mich das Besatzungsgericht zu einer Haftstrafe von fünf Monaten. Ich kehrte also ins Gefängnis zurück, um die Strafe zu vollenden.

Q. Würden Sie sich jetzt als frei bezeichnen?

A. Solange die Besatzung in Palästina existiert, werde ich niemals frei sein. Nach Beendigung meiner Strafe war ich vielen Schikanen ausgesetzt - die israelische Besatzungsmacht versuchte mit allen Mitteln, die Veröffentlichung meiner Bücher und Schriften zu verhindern, und zionistische Gruppen versuchten dreimal, mich zu töten.

Q. Wo halten Sie sich derzeit auf?


A. Ich befinde mich in Schweden, wo ich für zwei Jahre ein Stipendium des International Cities of Refuge Network und des PEN für gefährdete Schriftsteller und Künstler erhalte.

Q. Wie würden Sie die Bedingungen in einem israelischen Gefängnis beschreiben, insbesondere für weibliche Gefangene?

A. Es war eine sehr schwierige Zeit. Das Besatzungsgefängnis ist die Hölle auf Erden. Ich gehörte zu den weiblichen Gefangenen, denen sogar die grundlegenden Menschenrechte vorenthalten wurden. Meine Mitgefangene, Nasreen Hassan aus Gaza, die sechs Jahre lang inhaftiert war, durfte ihre Kinder bis heute nicht sehen.

Eine andere Freundin, die zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde, Shurooq Dwaiyat aus Jerusalem, durfte ihre Mutter und ihre Familie bei Besuchen nicht einmal umarmen. Jedes Mal mussten sie sich durch eine gläserne Trennwand küssen, was an sich schon eine herzzerreißende Szene ist.

Meine Freundin im Gefängnis, Israa Jaabis, ist zu Unrecht zu 11 Jahren Haft verurteilt worden. Sie wird nicht behandelt und leidet unter Verbrennungen am ganzen Körper.

Wo bleiben in diesem Fall die Rechte und die Menschlichkeit? Spreche ich über das schlechte und verbrannte Essen, das ihr während der Haftzeit verabreicht wird? Von regelmäßigen Nacktdurchsuchungen, von Einzelhaft, davon, dass sie monatelang die Sonne nicht sehen darf? Von der Ausbeutung des Körpers einer Frau und der Ausübung von Druck auf sie, damit sie die gegen sie erhobenen Anschuldigungen gesteht! Über verbale und sexuelle Belästigung! Von versuchter Vergewaltigung! Über die Unterlassung einer angemessenen Behandlung? Ärzte und Krankenschwestern haben einige weibliche Gefangene während ihres Aufenthalts im Krankenhaus sexuell belästigt! Darüber, dass ich in einem Krankenhausbett gefesselt wurde, während ich krank war?

All das, was ich im Gefängnis erlebt habe, war in höchstem Maße grausam.

Q. Wurden Sie dazu inspiriert, über etwas zu schreiben, das Sie im Gefängnis erlebt haben?

A. Alles, was ich in der Zeit der Haft und der Inhaftierung erlebt habe! Ich habe über alles geschrieben, was mich inspiriert hat. Sie hatten mich wegen eines Gedichts verhaftet, und ich kam mit drei Büchern in drei Jahren heraus. Ich schrieb sogar über die Insekten, die mir das Blut aus der Haut saugten. Ich schrieb über den Schmerz meiner gefangenen Freunde und ich schrieb über jeden Moment, den ich in der Hölle der Besatzung erlebte.

Q. Warst du der Einzige, der damals verhaftet wurde?


A. Ich war während der Haftzeit nicht allein. Achtundsechzig palästinensische Frauen wurden mit mir verhaftet, und einige von ihnen sind immer noch im Gefängnis und verbüßen eine 16-jährige Haftstrafe.

Q. Wie wehren Sie sich gegen die Absurdität und die Gefahren der Kriminalisierung der Rede?


A. Es gibt keine Macht, die Worte und Kunst einsperren kann. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch, der an Gott glaubt, und ich finde immer einen Weg, meinen Kampf, meine Kunst und meinen Widerstand durch meine Gedichte gegen diese Besetzung fortzusetzen. Wichtig ist, dass ich meinen Rechten treu bleibe. Ich habe keine Angst vor irgendetwas, solange ich weiß, dass ich die höchste Sache der Welt verteidige, die Sache meines Heimatlandes Palästina.

Die Besatzungsmacht behauptet von sich selbst, der demokratische Staat im Osten zu sein, aber das ist eine Lüge. Ihre Demokratie ist nur für die Juden da, und der beste Beweis dafür ist die Zahl der Palästinenser, die nur wegen ihrer Beiträge in den sozialen Medien inhaftiert wurden. Mein Fall war einer der Fälle, die international bekannt wurden, aber es gibt Hunderte von ähnlichen Geschichten in Palästina. Das ist Apartheid.

Ich habe nie aufgehört zu schreiben. Trotz allem weiter zu schreiben, bedeutet Bajonette. Und mein jüngstes Buch auf Englisch, My Threatening Poem - Memoir of a Poet in Occupation Prisons, ist die Antwort darauf.

Q. Sie haben den OXFAM Novib/PEN Award for Freedom of Expression (2019), den dänischen Carl-Scharenberg-Preis (2017) und den Preis für "Kreativität im Kampf" (2016) des Online-Magazins Maayan erhalten. Glauben Sie, dass das alles seinen Preis hatte?

A. Ich habe nichts falsch gemacht. Ich bereue nichts, und wenn ich in der Zeit zurückgehen würde, würde ich das gleiche Gedicht schreiben und veröffentlichen. Ich glaube an meine Rechte und an meine Gedichte. Die Besatzung wird es bedauern, nicht ich. Sie können mich nicht daran hindern, weiter zu schreiben, ich schreibe und werde weiter schreiben. Selbst wenn ich wieder inhaftiert werde, und das ist zu erwarten, wenn ich nach Palästina zurückkehre. Ich werde mich trotzdem nicht ändern.

Kürzlich habe ich einige meiner Schriften aus dem Gefängnis als Buch veröffentlicht, und jetzt bereite ich ein zweites Buch vor, das veröffentlicht werden soll. Es wird eine Gedichtsammlung auf Arabisch und Englisch sein.

Ich versuche, eine schwedische Version des Theaterstücks, das ich im Gefängnis geschrieben habe, ins Kino zu bekommen. Außerdem arbeite ich an einem Film, der die Geschichte meiner Verhaftung erzählt. Ich betreibe auch Fotografie.

Q. Welche Botschaft haben Sie für alle palästinensischen Aktivisten, Künstler und Journalisten, die willkürlich verhaftet werden, und für diejenigen, die immer noch in israelischen Gefängnissen schmachten?

A. Ich würde jedem Menschen oder Künstler, der inhaftiert wurde, raten, nicht aufzuhören, seine Kunst zu verbreiten. Eure Stimme wird sich erheben und die Besatzung wird enden. Die Freiheit beginnt, wenn die Seele von ihren Ketten befreit ist - die erste davon ist die Angst -, wenn alle Gefängnisse vergänglich werden.

Und wie ich in meinem Gedicht sagte:

"Widersteht, mein Volk, widersteht ihnen":


Habt keine Angst vor zweifelhaften Zungen;
Die Wahrheit in eurem Herzen ist stärker,
Solange ihr Widerstand leistet in einem Land
Das Überfälle und Siege erlebt hat.
Widersteht, mein Volk, widersteht ihnen.                              Quelle

"Not Just Your Picture - The Story of the Kilani Family"
Official Trailer (EN/DE/FR/AR Subs)

nächste Vorführungstermine: notjustyourpicture.com

Layla und Ramsis, deutsch-palästinensische Geschwister, die in Deutschland leben, erleben eine Familientragödie weit weg im belagerten Gazastreifen. Ein Dokumentarfilm von Anne Paq und Dror Dayan.
 


 

Im Sommer 2014 werden Ibrahim, seine Frau und ihre fünf Kinder getötet, als ihr Haus während eines Angriffs auf Gaza von einer israelischen Rakete getroffen wird. Ibrahim hatte auch zwei Kinder aus einer früheren Ehe: Layla (24) und Ramsis (26), die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind. Die Trauer von Layla und Ramsis über den Tod ihres Vaters und ihrer Stieffamilie bringt sie auf eine Reise des politischen Erwachens.

Layla reist nach Palästina, in der Hoffnung, etwas über ihre Wurzeln zu erfahren und ihre Familie in Gaza zu treffen.

Ramsis reist durch Europa und erzählt die Geschichte seiner Familie, während er vor deutschen Gerichten eine Klage gegen den Staat Israel anstrengt.

hre Familie im Gazastreifen versucht unterdessen, die Folgen der Tragödie zu bewältigen; ihr Onkel Saleh möchte die Kinder seines Bruders kennenlernen, die er als Erwachsene nie gesehen hat.

Zwischen Gaza und Deutschland, in der Vergangenheit und in der Gegenwart, folgen wir dem Drang der Familie nach Wiedervereinigung.

Layla und Ramsis gehören zu einer neuen Generation von Kindern palästinensischer Flüchtlinge und Migranten und sind gezwungen, ihre persönliche und politische Identität neu zu definieren. In ihrem Kampf, ihre Trauer zu überwinden und ihrer Familie Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, werden sie zu einer wichtigen Stimme, die den aktuellen politischen Diskurs in Europa über Migration und den Nahen Osten neu gestaltet.


 


»Unser Vater ist ein Fuchs«

2014 werden in Gaza sieben Mitglieder der deutsch-palästinensischen Kilani-Familie getötet.
»Not Just Your Picture« erzählt ihre Geschichte

Jakob Reimann - 6. 8. 2021

Seit 13 Tagen wütet der Krieg. Er wird am Ende weit über 2.000 Menschen das Leben kosten. Sie kämpfen gegen Terroristen, sagen sie, doch sind drei von vier Toten Zivilisten. Es ist der 21. Juli 2014, in Gaza-Stadt. Israelische Kampfjets bombardieren ein Hochhaus.

 Sieben Mitglieder der Kilani-Famile werden getötet: Ibrahim (54), Taghrid (45), Rim (zwölf), Sawsan (elf), Jassin (neun), Jasser (acht), Elias (vier).

Der Dokumentarfilm »Not Just Your Picture« von Anne Paq und Dror Dayan, der in dieser Woche in Berlin Deutschland-Premiere feierte, erzählt die Geschichte der Kilanis. Anfang der 80er zieht Ibrahim aus Gaza zum Studium nach Deutschland. Schon als kleiner Junge war er verrückt nach Architektur, kritzelte Gebäude auf jede Oberfläche, die er finden konnte. In Siegen lernt er Kerstin kennen, wacklige Aufnahmen zeigen die ausgelassene Hochzeitsfeier. Anfang der 90er kommen Ramsis und Layla zur Welt. Bald gehen die Eheleute getrennte Wege, 2002 zieht Ibrahim zurück nach Gaza. Die beiden Geschwister sehen ihren Vater zum letzten Mal. Ibrahim heiratet wieder und beschert Layla und Ramsis fünf weitere Geschwister. Das Lachen ihrer Schwestern und Brüder in Gaza hören die beiden nur übers Telefon. Jedes Mal sagen alle, wie sehr sie sich lieben, doch getroffen haben sich die sieben nie.

In Gaza lernen wir Ibrahims Bruder Salih kennen. Per Video telefoniert der stolze Onkel mit Layla und Ramsis. »Wir sind wie ein Vogel in einem Käfig«, sagt er. Diesen strahlenden Mann weinen zu sehen geht an die Substanz. Wir begleiten Salih durch Gaza. Mit seiner Schwester Khadidscha besucht er die Obstplantage, die sein Bruder gekauft hatte. Zwei Jahre lang konnten Salih und Khadidscha die Plantage nicht betreten, zu groß war die Trauer um ihren getöteten Bruder. Die Plantage verdorrte. Doch dann kam der Regen zurück, erzählt Khadidscha, und es sprießt wieder neues Leben. Sie pflückt so viele Mirabellen, wie sie tragen kann.
A Luta Continua Lucha Amada III

»Unser Vater ist ein Fuchs«, erzählt Layla in Siegen. Immer ahnte er voraus, was wann wo geschehen wird. Nur einmal verließen ihn seine Instinkte. Die Familie wohnte in Beit Lahia, im Norden des Gazastreifens. Unweit der Grenze zu Israel war die Stadt oft Schauplatz der Gewalt, 2009 begeht die israelische Luftwaffe das Massaker an der Ibrahim-Al-Makadma-Moschee. Als im Sommer 2014 die ersten Bomben fallen, ahnt Ibrahim, dass seine Familie hier nicht mehr sicher ist. Seine Mutter Fatma fleht ihn an: »Bleibt. Lasst uns alle hier zusammen sterben!« Doch Ibrahim »will seine Kinder in ein sichereres Gebiet bringen«. Sie fliehen nach Schedschaija zur Familie von Ibrahims Frau Taghrid. Doch in der Nacht wird der Vorort dem Erdboden gleichgemacht und sie ziehen weiter nach Gaza-Stadt. Schließlich finden sie Unterschlupf in einem Bürogebäude, dem »Al-Salam Tower«. Einen Tag später ist der »Turm des Friedens« ein Schutthaufen.

Nachdem die Bomben gefallen sind, erhält Layla in Siegen die Todesnachricht. In Sekunden liegt   mehr >>>

Die deutschen Pässe von Ibrahim Kilani und vier seiner fünf Kinder, die zusammen mit ihrer Mutter bei einem israelischen Luftangriff getötet wurden.

 

Hinterbliebene und Verlassene

Maureen Clare Murphy - 29. Juli 2021 - Übersetzt mit DeepL

Im Mittelpunkt von Not Just Your Picture, einem einstündigen Dokumentarfilm von Anne Paq und Dror Dayan, steht die Auslöschung einer Familie im Gazastreifen durch einen israelischen Luftangriff. Anne Paq, eine Fotografin und Videofilmerin, schreibt seit langem für The Electronic Intifada. Dayan ist nicht nur Filmemacher, sondern auch Palästina-Solidaritätsaktivist mit Sitz in Berlin und im Vereinigten Königreich.

Etwa 150 Familien im Gazastreifen haben bei den israelischen Angriffen im Juli und August 2014 drei oder mehr Mitglieder verloren, was zu etwa 750 Todesfällen führte. Unter ihnen waren Ibrahim und Taghrid Kilani, ihre fünf kleinen Kinder und vier von Taghrids Geschwistern.
Sie kamen gemeinsam ums Leben, als Israel das Hochhaus in Gaza-Stadt bombardierte, in dem sie sich aufhielten, da Ibrahim glaubte, die Gegend sei sicherer als ihr Haus im nördlichen Gazastreifen Beit Lahiya.

Not Just Your Picture wurde 2019 produziert, wird aber erst jetzt in den Kinos gezeigt, nachdem die COVID-19-Beschränkungen im vergangenen Jahr eine Pause eingelegt hatten.

Seitdem hat Israel den Palästinensern im Gazastreifen neue Schrecken eingebrockt. Vierzehn palästinensische Familien haben im Mai dieses Jahres bei israelischen Angriffen auf ihre Häuser im Gazastreifen drei oder mehr Mitglieder verloren.

In ihrem Dokumentarfilm halten sich Paq und Dayan nicht mit dem Spektakel der israelischen Luftangriffe auf. Es ist ein Film über eine Familie, nicht über den Krieg. Im Mittelpunkt von Not Just Your Picture steht Ibrahim, der in der ersten Szene von seinem deutschen Schwiegervater aus erster Ehe zu einem Toast eingeladen wird. Der Schwiegervater würdigt die Mühen, die Ibrahim auf sich genommen hat, um seinen Traum als Ingenieur zu verwirklichen und sich ein Leben in Deutschland aufzubauen.

Durch die Montage von Familienvideos kann der Zuschauer sehen, wie Ibrahim seine Frau umarmt und mit seinen kleinen Kindern in Deutschland spielt. Er ist mehr als ein Opfer; er ist jemand, der ein einzigartiges, unersetzliches Leben geführt hat.

Der Zuschauer erfährt, dass Ibrahims Familie in Gaza knauserte und sparte, um ihm zu helfen, seine Ambitionen zu erfüllen, wie sich sein hingebungsvoller, kettenrauchender Bruder Saleh erinnert. Nach 20 Jahren in Deutschland kehrte Ibrahim im Jahr 2002 nach Gaza zurück. Seine Kinder Ramsis und Layla waren zu diesem Zeitpunkt 12 bzw. 9 Jahre alt. In Gaza heiratete er schließlich erneut und bekam fünf Kinder mit seiner zweiten Frau Taghrid.

Layla und Ramsis erinnern sich voller Rührung an den schrecklichen Tag, an dem sie erfuhren, dass ihr Vater, Taghrid und ihre Kinder getötet worden waren. Dieser unvorstellbare Verlust sollte ihr Leben in eine neue Richtung lenken.

Geschlossene Türen
- Not Just Your Picture zeigt, wie Ramsis auf der Suche nach Gerechtigkeit für seine Familie einen Vertreter einer Menschenrechtsgruppe aufsucht. Ihm wird gesagt, dass sich in dem Fall nichts tut.

Die Regierung von Angela Merkel hat nicht offiziell anerkannt, was seiner Familie zugestoßen ist, was für Ramsis besonders schmerzlich ist. Er rechnet damit, dass es Jahrzehnte dauern würde, auf dem Rechtsweg Gerechtigkeit zu erlangen, und dass es im Grunde um mein Leben ginge".


In der Zwischenzeit fühlt sich Layla, die in ihrer Trauer politisiert wird, gezwungen, ihre eigene Analyse der Ungerechtigkeit im Heimatland ihres Vaters zu erstellen. Sie versucht zu verstehen, was jemanden dazu bringt, "auf ein Gebäude zu schießen, ohne zu wissen, wer sich darin befindet". Sie reist in das Westjordanland und ist schockiert über die eklatante Diskriminierung, die Israel gegenüber den Palästinensern ausübt.

In einer Szene versucht ein Siedler in der Altstadt von Hebron, Layla und ihre Reisegruppe zu verscheuchen, als sie die verschlossenen Geschäfte in der Shuhada-Straße besuchen. "Dies ist mein Land", schreit der Siedler die Gruppe an, bevor er zwei in der Nähe stehende israelische Soldaten ermahnt und ihnen mit dem Finger ins Gesicht winkt.

Layla Kilani im besetzten Westjordanland.
- Die Filmemacher lassen die Zuschauer die Machtstrukturen, die in Palästina im Spiel sind, mit eigenen Augen sehen, anstatt die Geschichte oder den Kontext durch einen Off-Kommentar oder Interviews mit Experten zu erklären. Auf diese Weise zeigen sie eher, als dass sie erzählen.

Die Geschwister führen unterdessen Videogespräche mit ihrem Onkel Saleh und ihrer Großfamilie in Gaza.Ein Dolmetscher übersetzt während dieser Anrufe vom Englischen ins Arabische, die durch die chronische Stromkrise im Gazastreifen unterbrochen werden - eine direkte Folge der strengen israelischen Blockade des Gebiets.

Die Blockade hindert die Familie auch daran, sich gemeinsam in einem Raum aufzuhalten. Trotz der geografischen Nähe zwischen Gaza, wo Saleh lebt, und Ramallah, wo sich Layla aufhält, können sich die beiden nicht treffen. Dies scheint Saleh mehr als alles andere zu stören. Layla gibt Israel die Schuld an der Situation, wird aber von ihrem Onkel zurechtgewiesen: "Nicht Israel ist schuld, sondern die ganze Welt". In der Tat ist es die Schuld von Israels internationalen Freunden wie Deutschland, deren Führer ihre bedingungslose Unterstützung für den Staat zusagen, egal was er den Palästinensern antut, die unter seiner Besatzung und Apartheidherrschaft leben.

Skandalöses Schweigen
- Aufgrund des beschämenden, schockierenden und skandalösen Fehlens von Rechenschaftspflicht kann Israel im Jahr 2021 noch mehr Palästinenser in der Unantastbarkeit ihrer Häuser massakrieren.

Das dramatische Spektakel der israelischen Gewalt könnte der offensichtliche Fokus für einen Film sein. Doch Paq und Dror zeigen stattdessen die heimtückische und unsichtbare Gewalt, mit der die israelische Politik Familien auseinanderreißt. Ramsis und Layla konnten ihren Vater nie besuchen, nachdem er nach Gaza zurückgekehrt war. Sie sahen ihn zuletzt persönlich, als sie 11 bzw. 9 Jahre alt waren. Ibrahims kleine Kinder in Gaza hatten ihre älteren Halbgeschwister in Deutschland nie kennen gelernt.

Ibrahim erwirkte die deutsche Staatsbürgerschaft für seine Kinder in Gaza, um sie mit Ramsis und Layla zu verbinden. Er kaufte ein Haus in Beit Lahiya in der Nähe des Meeres, weil er wollte, dass seine Kinder in Deutschland sie besuchen können. Doch zu dieser Familienzusammenführung kam es nie. Ebenso wenig wie eine Verurteilung durch die deutsche Regierung nach dem Massaker an sechs ihrer Bürger durch einen israelischen Luftangriff.

Das Einzige, was Ramsis erhalten hat, ist ein sorgfältig formuliertes Beileidsschreiben eines Mitarbeiters der deutschen diplomatischen Vertretung in Ramallah, das in persönlicher Eigenschaft und nicht im Namen der Regierung verfasst wurde.


Not Just Your Picture zeigt, wie Ramsis und Layla, die von ihrer Regierung an den Rand gedrängt wurden, eine Beziehung zu ihrer Familie in Gaza aufbauen und ihre Verbindung zur palästinensischen Sache und ihrer palästinensischen Identität vertiefen. Die Familie ihres Vaters in Gaza ist stolz, nachdem sie ein Video von Ramsis gesehen hat, in dem er auf einer Konferenz in Europa eine Rede hält und sich für Gerechtigkeit einsetzt. Sie ermutigen ihn, sich weiterhin aktiv für die palästinensische Sache einzusetzen.

Wie einer seiner Verwandten erklärt: "Wenn du deine Stimme erhebst, stirbst du, und wenn du deine Stimme nicht erhebst, stirbst du. Also sprich lauter!" Das ist eine Botschaft, die alle Zuschauer aus diesem Film mitnehmen sollten, damit nicht noch mehr Familien in Gaza ausgelöscht werden
.   Quelle

Bilder des palästinensischen Künstlers Nabil Anani

Nabil Anani (geb. 1943, Latroun, Palästina) ist einer der bekanntesten palästinensischen Künstler.

 

 

 

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Der Kampf um Palästinas Sheikh Jarrah ist noch nicht vorbei

Hamza Ali Shah - 8. 8. 2021 - Übersetzt mit DeepL

Das Urteil des Obersten Gerichtshofs Israels über die Räumung von Sheikh Jarrah, die Anfang des Jahres große Proteste in Palästina ausgelöst hatte, wurde diese Woche vertagt. Der den Palästinensern angebotene Kompromiss zeigt jedoch, dass Israel nach wie vor auf die Enteignung dieser Menschen aus ist. Im Mai dieses Jahres drohte der Oberste Gerichtshof Israels, die Zwangsräumung von sechs Familien aus dem Sheikh Jarrah-Viertel in Ostjerusalem zugunsten israelischer Siedler zu bestätigen. Diese Ungerechtigkeit löste unter den Unterstützern der Familien heftige Proteste in der Region, in Teilen der besetzten palästinensischen Gebiete und später in der ganzen Welt aus. Das Gericht vertagte daraufhin die Anhörung.

Als sich die Wut steigerte und die Demonstrationen zunahmen, reagierten die israelischen Sicherheitskräfte mit der Sprache der Aggression, in der sie inzwischen geübt sind. Die israelischen Streitkräfte stürmten während des muslimischen Fastenmonats Ramadan die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem - eine heilige Stätte im Islam - und feuerten Tränengas und Betäubungsgranaten auf steinewerfende Palästinenser.

Als die Hamas Vergeltungsraketen abfeuerte, begann Israel mit einer elftägigen Bombardierung der isolierten Enklave Gaza. Eine Untersuchung der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kam zu dem Schluss, dass die Gewalt Israels einem Kriegsverbrechen gleichkam. Mindestens 248 Palästinenser wurden getötet und viele weitere verletzt, als Häuser und lebenswichtige Infrastrukturen in dem verarmten Gebiet zerstört wurden, was die Situation für die Bewohner, die bereits seit vierzehn Jahren unter der israelischen Blockade leben, noch lähmender machte.

Einige Monate später steht eine Gerichtsverhandlung über das kleine palästinensische Viertel in Ostjerusalem erneut im Mittelpunkt der zunehmenden Spannungen.

Am Montag wurde ein endgültiges Urteil über die Vertreibung palästinensischer Familien vertagt. Das oberste israelische Gericht schlug jedoch ein Angebot vor, wonach den palästinensischen Bewohnern eine Art geschütztes Mietverhältnis eingeräumt und die Vertreibung unter der Bedingung vermieden werden soll, dass sie auf jegliche Eigentumsansprüche an den Häusern und dem Land in dem Viertel verzichten. Einfach ausgedrückt: Palästinenser, die in palästinensischen Häusern leben, werden vom israelischen Gericht darauf hingewiesen, dass sie, um nicht vertrieben zu werden, praktisch zu zahlenden Mietern israelischer Siedler werden müssen.

Die Zeitung Times of Israel bezeichnete die Gerichtsentscheidung als einen "Kompromiss". In Wirklichkeit bestätigt der Vorschlag den Konsens einer wachsenden Zahl von Menschenrechtsorganisationen, dass Israel ein Apartheidregime ist, das die Kontrolle über die palästinensische Bevölkerung zu monopolisieren versucht.

Wenn Palästinenser nicht gewaltsam vertrieben werden, werden ihre Erfahrungen absichtlich bestraft. Heute steht Sheikh Jarrah weiterhin unter einer Blockade mit endlosen Beschränkungen, die das Leben der dort lebenden Palästinenser ersticken sollen. Bewaffnete Siedler streifen frei umher und nutzen ihr Privileg oft, um Gewalt zu schüren. Im Juni verletzten israelische Siedler mindestens neun Palästinenser, darunter vier Mädchen, und lösten damit weitere Unruhen aus, in deren Verlauf mindestens zwanzig weitere Palästinenser verletzt wurden. Die örtliche israelische Polizei schaltete sich ein, setzte Blendgranaten und Gummigeschosse ein und versprühte Stinkwasser.

Diese Erfahrung ist kein Einzelfall. Die Situation in Sheikh Jarrah ist ein Mikrokosmos für die Erfahrungen aller Palästinenser, die unter Israels kompromisslosem Siedlerkolonialprojekt leben - und diese Ereignisse finden auf Geheiß der Behörden statt, nicht trotz ihnen.

In Gebieten mit hoher Siedlerpräsenz arbeitet der israelische Staat häufig mit den Siedlern zusammen, um das Leben der Palästinenser unangenehm und erniedrigend zu machen. Ein neuer Bericht zeigt, dass die israelischen Sicherheitskräfte an einem "drastischen Anstieg" der von Siedlern gegen Palästinenser im besetzten Westjordanland verübten Gewalt beteiligt sind.

Unterdessen spielt die israelische Regierung regelmäßig jegliche staatliche Beteiligung an Räumungsangelegenheiten herunter und versucht, die Angelegenheit als einen Immobilienstreit zwischen privaten Parteien darzustellen. Aber die kolonialen Bestimmungen des Staates sind in allen derartigen Handlungen verankert - selbst wenn der Staat technisch gesehen nicht beteiligt ist, gibt es Gesetze, die den Status quo in Schach halten, und andere Institutionen, die vom selben diskriminierenden Gesangbuch singen, übernehmen Verantwortung. Das Ergebnis ist meist dasselbe: Ungerechtigkeit.

Das israelische Gesetz über das Eigentum von Abwesenden von 1950 ist ein typisches Beispiel dafür. Es regelt den Umgang mit dem Eigentum der 750.000 Palästinenser, die 1948 gewaltsam vertrieben wurden, was bedeutet, dass sie keine rechtliche Handhabe haben, ihr zurückgelassenes Eigentum zurückzufordern. Juden hingegen können ihr Eigentum, das sie vor 1948 besaßen, zurückerhalten, insbesondere in Ostjerusalemer Vierteln wie Sheikh Jarrah. Die israelischen Behörden erleichtern diesen Prozess gerne, indem sie die palästinensischen Bewohner vertreiben und den Weg für Siedler ebnen. Manchmal werden Wohnviertel abgerissen, um Platz für andere Einrichtungen zu schaffen: Wie Leila Sackur kürzlich in der Tribune schrieb, erhielten die Bewohner des Ostjerusalemer Stadtteils Silwan vor kurzem Abrissverfügungen - die sie verpflichten, ihre eigenen Häuser zu zerstören oder Geldstrafen in Höhe von rund 6 000 Dollar zu zahlen -, um Platz für einen biblischen Themenpark zu schaffen.

In gesunden Demokratien sollte die Justiz von der Regierung unabhängig sein und hat die verfassungsmäßige Aufgabe, für eine faire und unparteiische Justiz zu sorgen. Doch palästinensische Gerechtigkeit ist den israelischen Gerichten ein Gräuel - und die institutionelle Diskriminierung und die expansiven Gesetze dieser Gerichte, gepaart mit der Gewaltbereitschaft ihres Staates, haben stattdessen ein Ökosystem kolonialer Vorherrschaft befruchtet und aufrechterhalten.

Der Kampf zur Rettung der Häuser der Familien in Sheikh Jarrah ist noch nicht verloren. Auch wenn er verloren ist, müssen wir weiter auf Gerechtigkeit drängen - für sie und für alle Palästinenser, die dieses Leid schon viel zu lange ertragen müssen.         Quelle

 


 

Hamas besteht darauf, dass Marwan Barghouti Teil eines Gefangenenaustauschs mit Israel ist

Die Hamas hofft, dass sich ihre Unterstützung für Fatah-Führer Marwan Barghouti, der nach wie vor sehr beliebt ist, politisch auszahlen wird.

Ahmad Melhem - 4. August 2021 - Übersetzt mit DeepL

Unmittelbar nach dem Ende des jüngsten Krieges im Gazastreifen am 21. Mai nahm Ägypten indirekte Gespräche zwischen der Hamas und Israel auf, um einen langfristigen Waffenstillstand zwischen den beiden Parteien zu erreichen und Mechanismen für den Wiederaufbau des Gazastreifens sowie einen Gefangenenaustausch zu erörtern.

Am 27. Juli zitierte der israelische Sender Channel 12 eine palästinensische Quelle mit der Aussage, die Hamas habe unter ägyptischer Vermittlung ein Angebot unterbreitet, in einer ersten Phase zwei Gefangene freizulassen, Avera Mengistu und Hisham al-Sayeed, bei denen es sich nach Angaben der Hamas um Soldaten und nach Angaben Israels um Zivilisten handelt. In der zweiten Phase sollen zwei vermisste israelische Soldaten, Hadar Goldin und Oron Shaul, freigelassen werden, die nach israelischen Angaben im Gazastreifen getötet wurden. Im Rahmen des Abkommens würde die Hamas, die die vermissten Soldaten als Gefangene bezeichnet, sie (bzw. ihre Leichen) im Gegenzug für Barghoutis Freiheit freilassen. Israel hat noch nicht auf das Angebot reagiert.

Der Sender wies darauf hin, dass die Hamas Informationen über Goldin und Shaul erst nach Abschluss der ersten Phase preisgeben wird. Die Hamas hat die Freilassung der Israelis im Gegenzug für die Freilassung von 800 Gefangenen, darunter Barghouti und alle weiblichen Gefangenen, sowie der Leichen von etwa 300 Palästinensern vorgeschlagen.

Barghouti befindet sich seit dem 15. April 2002 in einem israelischen Gefängnis. Damals wurde er zu fünfmal lebenslänglicher Haft verurteilt, weil er hinter den bewaffneten Operationen der Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden, dem bewaffneten Flügel der Fatah, stand, bei denen zu Beginn der zweiten palästinensischen Intifada, die am 28. September 2000 begann, Dutzende von Israelis getötet und verwundet wurden.

Die Hamas hat mehrfach erklärt, dass sowohl Barghouti als auch der Generalsekretär der Volksfront zur Befreiung Palästinas, Ahmad Saadat, bei einem Gefangenenaustausch Vorrang hätten. Barghouti stand beim Tauschgeschäft mit Gilad Shalit im Jahr 2011 ganz oben auf der Liste, doch Israel weigerte sich, ihn freizulassen. Die Hamas misst auch der Rolle, die Barghouti angesichts seiner großen Popularität als Teil der Führung der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) in Zukunft spielen könnte, große Bedeutung bei. Die Hamas ist daher bestrebt, Barghouti in die politische Arena zurückzuholen, da sie in vielen Fragen übereinstimmende Ansichten vertreten, vor allem in Bezug auf den Widerstand und den Verzicht auf eine Sicherheitskoordinierung mit Israel.

Barghouti hat enge Beziehungen zu Hamas-Führern, genauer gesagt zu ehemaligen Gefangenen wie dem Hamas-Führer im Gazastreifen, Yahya Sinwar. Diese Beziehungen wurden während der Haftzeiten der beiden Männer in israelischen Gefängnissen geknüpft. Auch zwischen der Hamas-Führung und Barghoutis Familie gibt es einen ständigen Austausch. Am 10. Juni empfing Hamas-Chef Ismail Haniyeh die Ehefrau von Barghouti, Fadwa al-Barghouti, in Kairo, um den Austausch zu besprechen.

Hamas-Führer Atef Adwan sagte gegenüber Al-Monitor: "Barghouti und andere hochrangige Gefangene standen beim letzten Tauschgeschäft ganz oben auf der Liste, aber die Palästinensische Autonomiebehörde und einige ihrer einflussreichen Führer setzten Israel unter Druck, um Barghoutis Freilassung zu verhindern".

Er fügte hinzu: "Der Druck, der damals ausgeübt wurde, um die Freilassung von Barghouti zu verhindern, war größer als die Fähigkeit der Hamas, das Abkommen, das zur Umsetzung bereit war, zu stoppen oder zu behindern."

"Die Hamas glaubt, dass Barghoutis Anwesenheit [außerhalb des Gefängnisses] einen positiven Einfluss haben wird, da er innerhalb der Fatah-Bewegung sehr beliebt ist und viele Anhänger hat. Er ist ein Patriot und kann die interne Situation in Sicherheit bringen", sagte er.

Adwan sagte weiter: "Die Hamas will, dass alle Gefangenen, einschließlich Barghouti, freigelassen werden. Ich glaube, dass die Hamas dieses Mal auf seiner Freilassung bestehen wird, und sie wird nicht aufgeben, selbst wenn die PA oder einige ihrer Führer dagegen sind."

Adwan lehnte es ab, sich dazu zu äußern, ob es Fortschritte bei den indirekten Verhandlungen über das Abkommen zwischen Hamas und Israel gibt. "Niemand kann sich öffentlich zu dieser Angelegenheit äußern, zumal die Verhandlungen noch im Gange sind und es jederzeit zu Veränderungen kommen kann, die das Gleichgewicht kippen können."

Al-Monitor bat die Familie von Barghouti um eine Stellungnahme. Sie weigerten sich jedoch, mit den Medien zu sprechen, um die Verhandlungen nicht zu beeinflussen. Eine der Familie nahestehende Quelle erklärte gegenüber Al-Monitor: "Der Widerstand setzt sich dieses Mal für die Freilassung der inhaftierten Führer ein und hat in dieser Hinsicht deutliche Ernsthaftigkeit gezeigt."

Hani al-Masry, ein politischer Analyst und Kandidat der Freiheitsliste, die Marwan Barghouti und der entlassene Fatah-Führer Nasser al-Qudwa für die nun verschobenen Parlamentswahlen gegründet haben, sagte Al-Monitor: "Während eines Treffens mit Hamas-Führer Khaled Meshaal habe ich aus erster Hand erfahren, dass die Hamas bei früheren Verhandlungen auf der Freilassung von Barghouti bestand, da der inhaftierte Führer an der Spitze der Liste stand. Aber Israel weigerte sich, ihn freizulassen".

Masry fügte hinzu: "Barghouti ist eine prominente palästinensische Persönlichkeit und wird in Zukunft wahrscheinlich eine größere Rolle in der palästinensischen Arena spielen, vor allem wenn er freigelassen wird. Die Hamas und Barghouti haben in mehreren Fragen übereinstimmende Positionen."

Masry schloss aus, dass die Hamas und Israel bald zu einer Einigung kommen könnten, da die derzeitige israelische Regierung mit schicksalhaften und schwierigen Entscheidungen zu kämpfen habe.

Er sagte weiter, dass Israel der Palästinensischen Autonomiebehörde nicht erlauben werde, sich zu ändern und zu verbessern. Wenn Barghouti freigelassen und an die Spitze der Palästinensischen Autonomiebehörde gewählt würde, könnte er angesichts seiner großen Popularität Veränderungen innerhalb der Palästinensischen Autonomiebehörde herbeiführen. Deshalb sei zu erwarten, dass Israel unnachgiebig sei, sagte Masry und fügte hinzu, dass niemand wisse, welche Karten der Widerstand habe oder was in den Verhandlungen passieren könne.    Quelle



Nael Fakhuri in seinem Töpferatelier. Foto von Manal al-Ja'bri, B'Tselem, 19. Juni 2017

 

Siedler steinigen palästinensische Einwohner; Soldaten, die sie eskortieren, verhaften grundlos einen Freiwilligen von B'Tselem, misshandeln ihn und lassen ihn zwei Tage später wieder frei

04. August 2021 - Übersetzt mit DeepL

Am 11. Mai 2021, gegen 17:00 Uhr, griffen Dutzende von Siedlern, darunter Frauen und Kinder, palästinensische Bewohner des Viertels Gheith im Zentrum von Hebron an und warfen Steine durch den Zaun, den die Armee errichtet hat, um den Zugang der Palästinenser zur Hauptstraße zu begrenzen, auf sie. Die Bewohner warfen Steine auf die Siedler zurück. Die Soldaten ignorierten die Siedler und bewarfen die Bewohner mit Tränengaskanistern und Blendgranaten. Während des Angriffs steinigten die Siedler auch den Anwohner Nael Fakhuri, einen Freiwilligen des Kameraprojekts von B'Tselem, der mit seinem Sohn (10) und einem Nachbarn (18) in der Nähe war. Unmittelbar danach stürzten sich sechs Beamte der Grenzpolizei auf Fakhuri und nahmen ihn fest. Fakhuri wurde zwischen drei Polizeistationen hin- und hergeschoben, verhört, in Handschellen und mit verbundenen Augen von Soldaten geschlagen und erst zwei Tage später nach Zahlung von 4.000 NIS (~1.220 USD) freigelassen.

Nael Fakhuri (45), ein Vater von sieben Kindern, schilderte der B'Tselem-Forscherin Manal al-Ja'bari am 6. Juni 2021, was an diesem Tag geschah:

Ich lebe mit meiner Frau und unseren sieben Kindern im Stadtteil Gheith, vor dem Bakery Checkpoint, der 50 Meter von unserem Haus entfernt ist. Ich arbeite in einem Töpferladen. Am 11. Mai 2021 hatte ich wegen des Eid al-Fitr-Festes frei und blieb zu Hause. Gegen 10:00 Uhr morgens begannen Siedler mit Angriffen auf Wohngebiete in der Nähe der Siedlung Kiryat Arba. Ich verfolgte die Geschehnisse auf Websites und Facebook und nahm an, dass sie auch unser Viertel erreichen würden.

Gegen 17.00 Uhr, etwa zwei Stunden vor dem Eid al-Fitr-Essen, ging ich nach draußen, um den Lebensmittelladen meiner Familie aufzusuchen, und hörte aus einiger Entfernung Anwohner schreien. Viele Siedler aller Altersgruppen, darunter auch Frauen, kamen in das Gebiet des Checkpoint 160, der etwa 200 Meter südlich von unserem Haus liegt. Sie griffen Häuser und Anwohner in der Nähe des Kontrollpunkts an. Ich sah, wie die Siedler und die Bewohner, die versuchten, ihre Häuser zu verteidigen, sich gegenseitig mit Steinen bewarfen. Dann zogen die Siedler weiter in unsere Nachbarschaft und begannen, die Häuser dort mit Steinen zu bewerfen. Die Bewohner warfen Steine zurück und versuchten, sie zu vertreiben. Die eintreffenden Soldaten griffen ein und bewarfen die Bewohner mit Tränengaskanistern und Betäubungsgranaten.

Als die Siedler in die Nähe unseres Hauses kamen, war ich allein. Aber dann stieß mein Bruder Faraj (48) mit anderen jungen Leuten aus der Nachbarschaft zu mir, und wir standen alle in der Tür des Gebäudes. Die Siedler bewarfen uns mit Steinen von hinter dem Zaun, der unser Haus von der Straße trennt, und versuchten, das Tor im Zaun zu öffnen. Wir befestigten das Tor mit Eisendraht, aber es gelang ihnen, es zu öffnen, und etwa 50 Siedler kamen in die Nachbarschaft. Wir hatten keine andere Wahl, als sie mit Steinen zu bewerfen, um uns zu verteidigen und sie zu vertreiben. Die Soldaten feuerten Blendgranaten und Tränengaskanister in unsere Richtung, um uns zu vertreiben. Etwa eine halbe Stunde später verließen die Siedler das Viertel und warfen von der Straße hinter dem Zaun weiterhin Steine auf unsere Häuser. Wir haben von unserer Seite des Zauns aus weiter Steine geworfen, um sie zu vertreiben. Irgendwann zogen sie ab, aber gegen 20.00 Uhr kamen sie zurück und versammelten sich hinter dem Bakery Checkpoint.

Zu dieser Zeit waren mein Sohn (10), der Sohn der Nachbarn (18) und ich auf dem Weg, um die Sachen zu holen, die ich zuvor mit einem Karren gekauft hatte. Ich hatte sie wegen des Angriffs der Siedler vor dem Bäckerei-Checkpoint beim Lebensmittelladen stehen lassen. Ein ISA-Beamter in Zivil kam mit einer anderen Person, die wohl auch ein Geheimdienstmitarbeiter war, auf mich zu. Sie kontrollierten meinen Ausweis und ließen mich gehen. Als wir zum Bakery Checkpoint kamen, griffen uns die Siedler an, bewarfen uns mit Steinen und bespuckten uns. Dann stürzten sich sechs Grenzpolizisten auf mich und brachten mich auf die Polizeiwache. Die Beamten sagten, sie wollten nur mit mir reden. Sie hielten mich mehr als eine Stunde lang auf der Polizeiwache fest und fuhren mich dann in einem Streifenwagen zur Polizeiwache von Kiryat Arba. Dort wurde ich in Handschellen und mit verbundenen Augen bis 1.30 Uhr festgehalten. Ich war hungrig und durstig, denn wegen des Ramadan-Fastens hatte ich seit dem Morgen nichts mehr gegessen oder getrunken.

Gegen 1.30 Uhr wurde ich zum Verhör gebracht. Der Vernehmungsbeamte beschuldigte mich, Steine geworfen und einen Polizeibeamten angegriffen zu haben. Ich hatte keinen Beamten gesehen oder angegriffen. Der Vernehmungsbeamte sagte, es gäbe Zeugen, und wenn ich nicht gestehen würde, würde er mich auf die Polizeiwache von Etzion schicken. Als ich mich weigerte, brachten sie mich in einem Streifenwagen zum Revier in Etzion und setzten mich auf den Hof. Während ich dort in Handschellen und mit verbundenen Augen saß, schlugen, traten und beschimpften mich die Soldaten nacheinander bis 4.30 Uhr morgens. Dann steckten sie mich mit drei anderen Gefangenen in einen Raum und ließen mich dort bis 14.00 Uhr.

Im Ofer-Gefängnis untersuchte mich ein Arzt und dann steckte man mich in eine Arrestzelle, wo ich bis zum Morgen des 13. Mai 2021, einem Feiertag, festgehalten wurde. Um die Mittagszeit wurde mir mitgeteilt, dass in meinem Fall eine Gerichtsverhandlung stattfand. Ich nahm aus der Ferne daran teil, und ein Anwalt vertrat mich. Der Richter beschloss, mich unter der Bedingung freizulassen, dass ich 4.000 Schekel zahle. Ich zahlte die Strafe und wurde gegen Mitternacht freigelassen. Verwandte eines anderen Gefangenen, der freigelassen wurde, brachten mich zum Qalandia-Checkpoint, von wo aus ich ein Taxi nach al-'Eizariyah nahm. Mein Bruder holte mich dort ab und brachte mich gegen 2:30 Uhr zu seinem Haus im Süden Hebrons. Am nächsten Morgen ging ich nach Hause. Ich war sehr traurig, dass meine Frau und meine Kinder die Feiertage ohne mich verbracht hatten. Meine Frau erzählte mir, dass sie keine Festtagskleidung getragen hatten und dass sie den Gästen wegen der Situation nur Kaffee serviert hatte, ohne Festtagssüßigkeiten.

Die Höhe der Geldstrafe - 4.000 Schekel - ist für einen einfachen Arbeiter wie mich enorm. Mein Bruder musste sich Geld von Verwandten leihen, um sie zu bezahlen, und jetzt muss ich sie zurückzahlen. Später erfuhr ich, dass fünf weitere junge Leute aus der Nachbarschaft verhaftet worden waren.    Quelle

 

Eine kleine Auswahl weiterer Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache

13 Palestinian prisoners remain on hunger strike against detention without trial

Bella Hadid expresses her love for her homeland, Palestine

 Petition demands US President send United Nations protection force to Palestine

One year in, Palestine Action is hitting drone maker Elbit hard

Soldiers Attack Palestinian Detainees In Negev Detention Camp

WAFA- “13 Palestinian Detainees Remain On Hunger Strike”

Soldiers Abduct Two Palestinians In Hebron And Bethlehem

Sports apartheid- Israel’s Olympic team did not include a single Palestinian citizen of Israel

Soldiers Injure Dozens Of Palestinians In Beita

Israeli Colonizers Attack Palestinian Cars Near Tubas

Palestine reports 160 new COVID-19 cases, two deaths

Israeli Colonizers Injure A Palestinian And Destroy His Car Near Jenin

Qatar National Library to kick off virtual Palestine Cultural Week

Israeli repression units raid sections of Palestinian detainees in Naqab

Palestinian prisoner suspends hunger strike upon reaching a deal with Israeli prison service

Settlers assault Palestinians’ vehicles near Tubas

 

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