Kurznachrichten     Themen    Archiv     Facebook   -  Samstag, 24. Oktober 2020  -  15:24   -   Sponsoren   Aktuelle Termine       Links       Suchen

000


 

Martialisches Erinnern

Kampfjets der Bundeswehr und Israels betreiben gemeinsam „Holocaust-Gedenken“ am Himmel über Deutschland

Arn Strohmeyer - 14.08.2020


In jedem Jahr am Holocaustgedenktag (27. Januar) donnern israelische Kampfjets über das frühere Vernichtungslager Auschwitz, während israelische Schulkinder unten zwischen den Baracken Fahnen mit dem Davidstern schwenken und Treuschwüre für ihren Staat ablegen. Was dort im ehemaligen KZ alljährlich stattfindet – ein emotionsgeladenes und symbolträchtiges Ritual – hat der israelische Historiker und Holocaustforscher Saul Friedländer als „Vereinigung von Kitsch und Tod“ bezeichnet. Und sein israelischer Kollege Tom Segev ergänzt: „Diese Veranstaltungen verströmen statt Offenheit und Menschenliebe Isolationismus bis hin zur Fremdenfeindlichkeit.“

Ein solches martialisches Militär-Schauspiel wird nun auch im Himmel über Deutschland stattfinden. Kampfjets der Bundeswehr und Israels werden über Fürstenfeldbruck im Gedenken an die Opfer des Olympiamassakers 1972 und über das ehemalige Konzentrationslager Dachau donnern, während unten am Boden Kränze niedergelegt und auch israelische Fahnen geschwenkt werden. Das Ganze soll – so der deutsche Luftwaffenkommandeur Ingo Gerhartz – ein bewegendes Zeichen unserer Freundschaft und ein Beitrag zum Kampf gegen den Antisemitismus sein.

Diese Worte und das geplante militärische Schauspiel am Himmel belegen die ganze Fragwürdigkeit des deutsch-israelischen Verhältnisses. Man kann grundsätzlich aus guten Gründen gegen solche militärischen Demonstrationen sein, die dem Frieden eher abträglich sind, in diesem Fall kommt aber etwas Besonderes hinzu: Wie kann es ein gemeinsame Auftreten der Bundeswehr mit der Armee eines Staates geben, der seit Jahrzehnten ein brutales Besatzungsregime über vier Millionen Palästinenser in den besetzten Gebieten aufrechterhält und die Palästinenser im Kernstaat als Menschen zweiter oder dritter Klasse in schlimmer Weise diskriminiert? Anders gesagt: Mit dem Staat Israel gibt es keine gemeinsamen Werte, die einen Auftritt beider Armeen rechtfertigen können, denn Israel ist ein Staat der Okkupation und Repression – und seine Armee ist das ausführende Organ dieser völkerrechts- und menschenrechtswidrigen Politik.

Der israelische Sozialwissenschaftler und Philosoph Moshe Zuckermann hat diesen Sachverhalt schon vor Jahren deutlich gemacht und auch eine Beziehung zum Holocaust hergestellt: „Das jüdische Kollektiv im Staat Israel ist es, welches der Konfrontation mit der entsetzlichen Wahrheit nicht entkommen kann, dass jede ‚Abnormität‘ im Gazastreifen, jedes Opfer eines ‚Schusses in die Luft‘ in der Westbank, jeder Akt brutaler Repression, der sich direkt oder indirekt aus dem Tatbestand der israelischen Okkupation ableitet, es – das jüdische Kollektiv in Israel – von der sittlich-humanen, ihm von den Holocaust-Opfern als verpflichtendes Erbe auferlegten Identität entfernt, um es in zunehmenden Maße an eine der Mörder-Identität verschwisterten Mentalität zu ketten. Es irrt, wer den Spruch ‚Meine Vernunft ist in Auschwitz verbrannt‘ zur Rechtfertigung einer jeden Untat des israelischen Staates heranzieht: Nicht seine Vernunft, sondern seine Sittlichkeit ist dort verbrannt.“

Diese Sätze Zuckermanns werfen grundsätzliche Frage nach dem dem Holocaust angemessenen Erinnern auf. Es ist kein Geheimnis, dass Israel dieses Mega-Verbrechen für seine politischen, wirtschaftlichen und militärischen Ziele instrumentalisiert, was eine Verflachung, Banalisierung und Ideologisierung des Gedenkens an dieses Verbrechen und seine Opfer zur Folge hat. Das ritualisierte Andenken geht heute so weit, dass es auch die neuen Opfer, die Israels Politik permanent produziert, rechtfertigen muss. Die israelischen Kampfjets, die jetzt am deutschen Himmel „Gedenken“ zelebrieren, haben vermutlich gestern oder vorgestern noch ihre mörderische Last über dem eingeschlossenen Gazastreifen abgeworfen. Werden sich demnächst deutsche Kampfjets – natürlich auch im Namen des Holocaust – an diesem tödlichen Spiel über dem Himmel von Gaza beteiligen?

Die Lehre von Auschwitz kann nur eine universalistische sein: Nie wieder Krieg, nie wieder Lager, nie wieder Repression, Besatzung und Diskriminierung. Eine Politik des Gedenkens in diesem Sinne braucht keine martialischen militärischen Beweise von Kraft und Stärke am Himmel oder auf dem Boden. Die Opfer des Massenmords würden – wenn sie sich denn äußern könnten – mit Ekel und Abscheu von solchem Gehabe auf Distanz gehen.
 

Homepage - Arn Strohmeyer >>
Bücher von Arn Strohmeyer >>
Texte von Arn Strohmeyer >>

 

 

Flügel an Flügel
Erstmals brechen israelische Kampfjets zu einer Übung nach Deutschland auf. Für beide Seiten ist das historisch.
Peter Münch
- 13. 8. 2020

Nicht einmal vier Stunden dauert der Flug mit einem F-16-Kampfjet von Israel nach Deutschland, die Betankung in der Luft ist da schon eingeschlossen. Doch wenn sich Anfang nächster Woche zum ersten Mal überhaupt Maschinen der israelischen Airforce zu einer gemeinsamen Übung mit der deutschen Luftwaffe auf den Weg übers Mittelmeer machen, dann sind nicht nur gut 3000 Kilometer Luftlinie, sondern auch die Gräben der Geschichte zu überwinden. "Für mich ist das sehr emotional, als israelischer Armeepilot nach Deutschland zu fliegen", sagt Major O., den man nicht mit vollem Namen nennen soll, zur Süddeutschen Zeitung.

Kooperationen zwischen der Bundeswehr und den israelischen Streitkräften werden seit Langem gepflegt und ausgebaut. Auch gemeinsame Luftwaffenübungen hat es schon 2017 und 2019 gegeben - allerdings immer nur in Israel über den Weiten der Negev-Wüste. Nun aber landen zum ersten Mal die Jets der israelischen Luftwaffe auf deutschem Boden. "Historisch" wird das zu Recht auf beiden Seiten genannt. Denn 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust ist dies nicht nur ein Zeichen gewachsener Verbundenheit zwischen beiden Ländern. Es ist auch ein Zeichen der Wehrhaftigkeit und Stärke, das die Israelis damit im Land der Täter setzen - und dies prägt auch das Programm.

Stationiert sein werden die Angehörigen des israelischen Geschwaders auf dem nordrhein-westfälischen Fliegerhorst Nörvenich. Doch von dort aus machen sie sich am Dienstag zu einem symbolträchtigen Flug Richtung Süden auf: Vorneweg fliegt ein israelischer Learjet, in dem die Luftwaffenchefs der beiden Länder sitzen, der israelische Generalmajor Amikam Norkin und der deutsche Generalleutnant Ingo Gerhartz. Flankiert wird ihre Maschine von zwei deutschen Eurofightern und zwei israelischen F-16. In dieser Formation überfliegen sie zum Gedenken an das Olympia-Attentat von 1972 zunächst den Fliegerhorst Fürstenfeldbruck. Dort waren beim furchtbar missglückten Einsatz deutscher Sicherheitskräfte neun der insgesamt elf israelischen Opfer zu Tode gekommen. Danach geht es Flügel an Flügel weiter über Dachau, wo später eine Gedenkzeremonie im ehemaligen Konzentrationslager abgehalten wird. "Für uns ist es sehr wichtig, an all die zu erinnern, die dort ermordet wurden", sagt Major O. "Doch es ist auch eine Botschaft für die Zukunft. Es gibt eine enge Beziehung zwischen Deutschland und Israel, und wir machen sie stärker durch solche Übungen."

Der Flug über Dachau zeigt aber auch, wie kompliziert das gemeinsame Erinnern ist. In Israel steht dieser Flug in einer Reihe mit einem berühmt gewordenen Ereignis aus dem Jahr 2003, als bei einer Gedenkfeier aus den Wolken über Auschwitz israelische Kampfjets im Tiefflug auftauchten. Die Botschaft lautete: "Nie wieder" - im Sinne von nie wieder ausgeliefert sein. Doch während Israels Luftwaffe einen "Überflug" über Dachau ankündigt,  spricht die deutsche Seite lediglich von einem "Vorbeiflug". Deutsche Kampfjets direkt über dem KZ-  >>>




Das Abkommen zur vollständigen Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und den VAE lehnt die PLO als „Aggression gegen das palästinensische Volk“ ab. Dies ist ein „Schlag gegen die arabische Friedensinitiative und die Entscheidungen des arabischen und islamischen Gipfels“, heißt es in einer von Dr. Nabil Abu Rudeineh, Sprecher des Präsidenten Mahmoud Abbas verlesenen Erklärung.
PLO zum Abkommen zwischen Israel und VAE
 14.08.2020

Dr. Nabil Abu Rudeineh, Sprecher des Präsidenten - „Die palästinensische Führung lehnt es ab (…) und betrachtet dies als Verrat an Jerusalem, der Al-Akqsa-Moschee und der palästinensischen Sache. Dieser Deal ist eine faktische Anerkennung Jerusalem als Israels Hauptstadt. (…) Weder die Emirate noch eine andere Partei haben das Recht, im Namen des palästinensischen Volkes zu sprechen.“ Jede Einmischung in die palästinensischen Angelegenheiten verbiete sich ebenso, wie in ihrem Namen über die legitimen Rechte in ihrem Heimatland zu entscheiden.

Die PLO ist die einzige und legitime Vertreterin des palästinensischen Volkes. Angesichts der schwerwiegenden Entwicklungen forderte die PLO eine sofortige Dringlichkeitssitzung der Arabischen Liga und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit. Die Internationale Gemeinschaft forderte sie auf, sich an das Völkerrecht und die UN-Resolutionen als Grundlage für die Lösung des Konfliktes zu halten. Nur durch eine Beendigung der israelischen Besatzung der palästinensischen Gebiete kann ein Frieden erreicht werden, heißt es abschließend.

Botschafterin Dr. Daibes zum Abkommen zwischen Israel und den VAE: „Jede politische Initiative, die auf ein Ende des Konfliktes zielt, wird nur Erfolg haben, wenn die israelische Besatzung beendet und das palästinensische Volk seine Rechte im Einklang mit dem Völkerrecht umsetzen wird. Dieses Abkommen ist nicht nur ein Affront gegen die Arabische Friedensinitiative und die palästinensische Sache. Es sendet vielmehr das Signal, dass die drohende De-Facto-Annexion palästinensischer Gebiete akzeptabel ist und die andauernde israelische Besatzung Palästinas durchaus fortbestehen darf. Israel wird wieder einmal für den Völkerrechtsbruch belohnt. Dieses Abkommen kann daher weder positive Entwicklungen in der Region fördern noch ein Beitrag zum Frieden sein.“

 

 

 

Quelle Facebook - um die Bilder zu vergrößern auf das Bild unten klicken


Quelle Facebook - um die Bilder zu vergrößern auf das Bild oben klicken

 

 

 


Die Palästinenser werden dem Coup der Vereinigten Arabischen Emirate, Israels und der USA geschlossenen Widerstand entgegensetzen.

Fritz Edlinger im Gespräch mit dem palästinensischen Botschafter Salah Abdel Shafi - Newsletter 64/2020

Vor zwei Tagen hat der US-amerikanische Präsident Donald Trump bekanntgegeben, dass die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Israel eine Vereinbarung abschließen werden, welche die Aufnahme diplomatischer Beziehungen, die weitere Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen sowie eine Verschiebung der Annexion großer Teile der palästinensischen Westbank mit sich bringen wird. Obwohl der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sofort danach unmissverständlich festgestellt hat, dass Israel an der geplanten Annexion weiter festhalten wird, haben zahlreiche Staaten diese Vereinbarung als Schritt zu einer friedlichen Lösung des israelisch-palästinensischen Konfliktes begrüßt. Neben einigen arabischen Staaten befanden sich auch europäische Staaten wie Deutschland und Österreich darunter.

Die Palästinenser haben diesen Vorschlag vehement abgelehnt und darauf hingewiesen, dass er auch einen Bruch der sogenannten Arabischen Friedensinitiative aus dem Jahr 2002, dem damals alle arabischen Staaten zugestimmt haben, bedeutet. Die geplante Vereinbarung stelle daher auch einen Verrat der VAE am Palästinensischen Volk dar.


Im Gespräch mit Fritz Edlinger erläutert Salah Abdel Shafi die Position der Palästinenser.

Er verweist auch darauf, dass nun die lange anhaltende politische Spaltung des palästinensischen Volkes endlich überwunden werden kann und dadurch diesem völkerrechtswidrigen Coup geschlossen Widerstand entgegengesetzt werden wird. Die Staaten der Welt müssen sich entscheiden, ob sie den völkerrechtswidrigen Status eines Apartheidstaates oder eines unabhängigen und demokratischen palästinensischen Staates neben Israel unterstützen.
 


 

Mohammed bin Zayed schließt Frieden mit Israel - Der Schattenherrscher

Mohammed bin Zayed führt Kriege im ganzen Nahen Osten. Er gilt als Mentor des brutalen saudischen Kronprinzen - und schließt nun unter Vermittlung von Donald Trump Frieden mit Israel. Wer ist der Mann?
Dominik Peters - 14.08.2020

Die Corona-Pandemie hat das Reisen schwer gemacht, aber wenn es wieder möglich ist, werden vermutlich wieder jährlich Millionen Touristen kommen und die märchenhafte Dubai-Mall besuchen. Sie werden das Aquarium bestaunen mit seinen mehr als 30.000 Tieren, während ein Lieferservice ihre Einkäufe aus den Flagshipstores direkt auf das Hotelzimmer bringt. Sie werden in der Adventszeit All-you-can-eat-Weihnachtsmenüs in Sushi-Schnellrestaurants essen oder staunend vor dem obligatorischen Kühlraum in den Supermärkten stehen, über dessen Eingang ein Warnhinweis in arabischer und englischer Sprache steht: "Schweinefleisch-Shop, für Nicht-Muslime". Und vielleicht gibt es bald auch eine kleine koschere Ecke in den Supermärkten, für jüdische Kunden.  >>>

Kommentar: Abschied vom Staat Palästina
Unter US-Vermittlung haben sich die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Israel diplomatisch angenähert. Für die Region ein gutes Zeichen - doch es gibt auch einen tragischen Verlierer, meint Rainer Sollich.

Man muss die Wortwahl nicht teilen, aber analytisch betrachtet hat Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas die Sache schon richtig erkannt: Die historische Einigung zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten kann man durchaus als "Verrat" an der palästinensischen Sache sehen.

Abu Dhabi hat ohne Not einem Deal zugestimmt, der zwar ein Einfrieren, keineswegs aber das Ende der israelischen Annexionspläne in den Palästinensergebieten bedeutet - wie Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gleich nach Verkünden der Einigung betonte.

Geheuchelte Solidarität auf allen Seiten
- Hier stellt sich schon die Frage, ob die VAE in den geheimen Verhandlungen mit Israel und den USA nicht mehr für ihre "palästinensischen Brüder" hätten erreichen können. Offensichtlich war ihnen das nicht so wichtig. Sie haben andere strategische Prioritäten - ihre vermeintliche Solidarität mit den Palästinensern ist pure Heuchelei.

Das ist ungerecht und bitter für die Palästinenser. Es entspricht aber einem unumkehrbaren Trend: Nicht mehr Israel, sondern vor allem Iran und zunehmend auch die Türkei werden von vielen arabischen Staaten als gefährliche "Eindringlinge" in ihrer eigenen Region wahrgenommen. >>>

 

Die Politik: Was ist Israels Endspiel im Libanon und in Palästina?
von
Ramzy Baroud - 12. 8. 2020

Am 4. August, Stunden bevor eine gewaltige Explosion die libanesische Hauptstadt, Beirut, erschütterte, stieß der israelische Premierminister, Benjamin Netanyahu, eine unheilvolle Warnung gegenüber dem Libanon aus.

“Wir trafen eine Zelle und jetzt treffen wir die Leiter des Einsatzes. Ich rate allen von ihnen, einschließlich Hizbollah, das in Erwägung zu ziehen”, sagte Netanyahu während einer offiziellen Besichtigung einer Militäreinrichtung in Zentralisrael.

Netanyahus Warnung ließ nichts Gutes für Israel erahnen, als nur Stunden später – eine Hiroshima-ähnliche Explosion ganze Teile Beiruts verwüstete. Jene, die vermuteten, dass Israel bei der tödlichen Explosion mitgemischt hat, hatten einen Grund mehr, mit dem Finger auf Tel Aviv zu zeigen.

In der Politik und im Krieg ist das erste Opfer die Wahrheit. Wir werden nie genau wissen, was in den Augenblicken vor der Explosion in Beirut geschah. Aber irgendwie spielt das vielleicht gar keine Rolle, weil die Narrativen über die vielen Tragödien des Libanons genauso zwiespältig sind wie die politische Landschaft des Landes.

Nach den Stellungnahmen und Positionen zu urteilen, die die verschiedenen Parteien und Fraktionen des Landes verabschiedet haben, scheinen viele von ihnen eher besorgt zu sein, die Tragödie für triviale politische Vorteile zu nutzen als um die Tragödie selbst. Selbst wenn die Explosion aufgrund bürokratischer Ignoranz das unglückliche Ergebnis eines Unfalls wäre, bleibt sie doch bedauernswerterweise ohne Konsequenzen. Im Libanon, wie auch in vielen Teilen des Nahen Ostens, ist alles politisch.

Was jedoch so gut wie sicher für die Zukunft ist, ist, dass der politische Diskurs wahrscheinlich zurück auf Israel gegen Hizbollah hinauslaufen wird. Das erstere will unbedingt den Einfluss der Gruppe im Libanon untergraben, während die letztere darauf beharrt, Israels Pläne zu vereiteln.

Aber was ist überhaupt Israels Plan? Nachdem die israelische Regierung seit Jahrzehnten vergeblich versucht hat, die libanesische Gruppe zu vernichten, ist ihr äußerst bewusst, dass sie die Vernichtung der Hizbollah nicht realisieren kann, zumindest nicht in naher Zukunft. Die libanesische Gruppe hat ihr Können auf dem Kampffeld bewiesen, wo sie eine wichtige Rolle dabei spielte, der israelischen Besetzung des Libanon im Mai 2000 ein Ende zu bereiten.

Wiederholte Versuche Israels, seine Dominanz über Libanons südliche Grenze zu behaupten, haben sich bisher als aussichtslos erwiesen. Der gescheiterte Krieg von 2006 und der jüngste Flächenbrand vom September 2019 sind weitere Beispiele dafür.

Hizbollah ist auch nicht daran interessiert, zu einem weiteren israelischen Krieg gegen den Libanon einzuladen. Das Land steht am Rande eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs, sofern dieser nicht bereits erfolgte.

Während der Libanon seit jeher schon von politischer Spaltung und Fraktionalismus geprägt war, ist die Spaltung der aktuellen politischen Stimmung in dem Land destruktiver denn je. Weil das libanesische Volk das Vertrauen in sämtliche politische Akteure verloren hat, ist es auf die Straße gegangen und hat die grundlegenden Rechte und Dienstleistungen, ein Ende der allgegenwärtigen Korruption und einen völlig neuen sozialen und politischen Vertrag gefordert – ohne Erfolg.

Während Pattsituationen in der Politik an der Tagesordnung sind, können politische Engpässe verheerend für ein Land sein, dass am Rande einer Hungersnot steht. Die Hiroshima-ähnliche Wolke der Explosion, die die Welt schockiert hat, war eine perfekte Metapher für die scheinbar endlosen Leiden des Libanons.

Der ehemalige israelische Knessetabgeordnete, Moshe Feiglin, war unter den vielen jubelnden Israelis, die feierten, dass die arabische Stadt beinahe ausgelöscht worden wäre. Feiglin beschrieb die schreckliche Explosion als „Tag der Freude“ und sagte Gott ein großes Dankeschön.  “Wenn wir es waren,” - er meinte, wenn Israel in die tödliche Explosion involviert wäre,  “dann sollten wir stolz darauf sein und damit werden wir eine Terror-Gleichgewicht schaffen.”

Unabhängig davon, ob Feiglin das sagte, weil er etwas wusste oder nicht, sein Bezug auf „das Terror-Gleichgewicht“ bleibt die Basisprämisse bei allen israelischen Verhandlungen mit dem Libanon und insbesondere mit der Hizbollah.

Der unübersichtliche Krieg in Syrien hat Israels Zermürbungskrieg ausgeweitet, aber er hat Israel auch die Chance gegeben, Hizbollahs Interessen ins Visier zu nehmen, doch ohne dass man einen weiteren Angriff (Israels) gegen libanesisches Gebiet registriert. Es ist bedeutend einfacher, Ziele im vom Krieg gebeutelten Syrien anzupeilen und ungeschoren davonzukommen, als auf den Libanaon zu zielen und dafür einen Preis zu zahlen. 

Seit Jahren bombardiert Israel viele Ziele in Syrien. Anfangs war es unzufrieden mit seiner Rolle. Erst so im letzten Jahr begann es offen mit seinen militärischen Eroberungen zu prahlen, aber nur aus einem einzigen Grund: Der angeschlagene Netanyahu ist verzweifelt bemüht, politische Anerkennung zu erlangen, da er von zahlreichen Korruptionsvorwürfen bedroht wird, die seinem Image geschadet haben. Durch die Bombardierung von iranischen und Hizbollah-Zielen in Syrien hoffen die israelischen Führer, die Zustimmung der militärischen Elite, einer entscheidenden Wählerschaft in der israelischen Politik, zu bekommen.

Netanyahus Kommentare vor der Beirut-Explosion bezogen sich auf eine Reihe von Zwischenfällen, die am 21. Juli begonnen, als Israel ein an den internationalen Flughafen in Damaskus angrenzendes Gebiet bombardierte und dabei unter anderem Ali Kamel Mohsen, ein hochrangiges Mitglied der Hizbollah, tötete. 

Dieser Vorfall versetzte Israels nördliche Grenzen in Alarmbereitschaft. Der Ausnahmezustand war mit einem massiven politischen und medialem Rummel verbunden. Das verhalf Netanyahu, die israelischen Bürger von seinem laufenden Korruptionsprozess abzulenken.

Aber Israels strategische Interessen an dem Syrienkonflikt gehen über Netanyahus Bedürfnis nach einem billigen Sieg hinaus. Das Ergebnis des Syrienkriegs hat das Potential, ein Albtraumszenario für Israel heraufzubeschwören.

Seit Jahrzehnten hat Israel argumentiert, eine „Achse des Bösen“ - Iran, Syrien und Hizbollah – müsse zerstört werden, sie stellten für Israel die größte Sicherheitsbedrohung dar. Das war bereits lange Zeit, bevor pro-Iran-Truppen und Milizen begannen, als Ergebnis des anhaltenden Krieges offen in Syrien zu operieren.

Obwohl Israel argumentiert, dass seine ständige Bombardierung Syriens vor allem Hizbollah-Ziele im Visier hat – den militärischen Zwischenspeicher der Gruppe sowie iranische Raketen auf ihrem Weg zum Libanon durch syrisches Gebiet – ist Israels Krieg in Syrien weitgehend politisch. Nach israelischer Logik ist es so: Je mehr Bomben Israel über Syrien abwirft, desto größer wird seine Rolle als relevanter Akteur sein, wenn die Konfliktparteien in zukünftige Verhandlungen eintreten, um das Schicksal des Landes zu bestimmen. 

Aber, indem Israel so handelt, riskiert es, einen kostspieligen Militärkonflikt mit dem Libanon zu entfachen, einen, den sich weder Tel Aviv, noch die Hizbollah im Augenblick leisten können. 

Israelische Politiker und militärische Planer müssen schnellstens versuchen, die Situation im Libanon zu analysieren, um zu wissen, wie man Libanons Tragödie am besten nutzen kann, um Israels strategische Interessen voranzubringen.

Die Zukunft des Libanon liegt wieder einmal in den Händen von Kriegsgenerälen.   Quelle    Übersetzt von Inga Gelsdorf



Menschen halten Bilder von regionalen Führern mit Fußabdrücken in der Hand

 

Wer wird als nächstes Palästina verraten?
Ali Abunimah - 14. August 2020

Die Zustimmung der Vereinigten Arabischen Emirate, die Beziehungen zu Israel zu normalisieren, sei ihr "schwerster Verrat am Kampf für palästinensische Befreiung und Selbstbestimmung", sagte der palästinensische BDS-Nationalausschuss (BNC) am Freitag. Der BNC, der die weltweite Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionskampagne leitet, fordert die emiratischen Bürger auf, jegliche israelische Präsenz in ihrem Land zu boykottieren und von Reisen nach Israel und in die besetzte Westbank, insbesondere nach Jerusalem, abzusehen. Er ruft auch zum Boykott und zur Veräußerung aller emiratischen Unternehmen auf, die sich an der Normalisierung beteiligen, und fordert die Menschen in der gesamten arabischen Welt auf, "alle vom VAE-Regime geförderten Aktivitäten, Festivals und Projekte" zu boykottieren. Die BNC wies Behauptungen als "Lüge" zurück, dass der Schritt der Emiratis Israel dazu veranlasst habe, seine Pläne zur Annexion großer Teile der besetzten Westbank auszusetzen.

Nach der Bekanntgabe des Abkommens am Donnerstag bekräftigte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu sein Bekenntnis zur Annexion, sagte aber, er habe sie nur vorübergehend aufgeschoben, um mit der Trump-Administration eine Vereinbarung darüber zu erzielen, wie sie umgesetzt werden solle.

"Mit seinem Abkommen mit der VAE-Diktatur hat Israel einen weiteren Polizeistaat in die Liga seiner internationalen Freunde und Verbündeten aufgenommen", sagte der BNC. Die Verurteilung spiegelt die Stärke der Gefühle in der palästinensischen Gesellschaft und der arabischen Welt wider - mit viel Abscheu, der in den sozialen Medien zum Ausdruck kommt.

Vereinigte Arabische Emirate verbündet mit Extremisten
- Das Abkommen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Israel wurde von seinen amerikanischen Autoren als das Abraham-Abkommen bezeichnet, ein Versuch, ein schmutziges politisches Abkommen, das die Rechte der Palästinenser untergräbt, als erhabene Errungenschaft für die interreligiöse Verständigung zu verkleiden. Durch die Normalisierung der Beziehungen zu Israel gehen die Emirate und alle anderen Staaten, die diesem Beispiel folgen, jedoch ein Bündnis mit extremistischen religiösen Kräften ein, die von der israelischen Regierung und den politischen Eliten unterstützt werden und deren letztendliches Ziel die Zerstörung der al-Aqsa-Moschee in Jerusalem und ihre Ersetzung durch einen jüdischen Tempel ist.

Am Freitag schwenkten Gläubige in der al-Aqsa-Moschee palästinensische Fahnen und gingen weiter und verbrannten Porträts des De-facto-Herrschers der VAE, Kronprinz Mohamed bin Zayed Al Nahyan.

Berichten zufolge verhaftete Israel Gläubige und beschlagnahmte die Transparente der Demonstranten.
Wer ist der Nächste in der Reihe?

Es ist jedoch zweifelhaft, dass solche Reaktionen andere Golfstaaten davon abhalten werden, diesem Beispiel zu folgen.

Berichte, dass Oman und Bahrain als nächste in der Reihe stehen, um die Beziehungen zu Israel zu normalisieren, gewannen an Glaubwürdigkeit, nachdem beide Länder den Schritt der VAE begrüßten.

Saudi-Arabien - der größte Preis für Israel - hatte bis Freitag geschwiegen, obwohl es sich in den letzten Jahren in Tel Aviv gemütlich eingerichtet hatte.

Es ist jedoch sicher, dass kleinere saudische Regionalverbündete solche Schritte nicht ohne seine Zustimmung unternehmen würden.

Auch Katar und Kuwait haben bisher offiziell geschwiegen.

Kuwait - das sich vom regionalen Normalisierungstrend abgekoppelt hat - wird dem jedoch mit ziemlicher Sicherheit nicht folgen.

Die politischen Parteien des Landes gaben am Freitag eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie die Normalisierung mit Israel als "Hochverrat" und "ein Verbrechen gegen das palästinensische Volk" bezeichneten.

Katar - Katar befindet sich in einer merkwürdigen Lage. Es wird seit drei Jahren von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und ihren Verbündeten blockiert und isoliert, so dass es keinen unmittelbaren Anreiz hätte, ihrem Beispiel zu folgen. Dennoch hat Katar seine eigene Geschichte intensiver Beziehungen zu Israel.

Abgesehen von Jordanien und Ägypten, die Friedensverträge mit Israel hatten, war Doha die einzige arabische Hauptstadt, die nach der Unterzeichnung des Osloer Abkommens von 1993 ein israelisches Handelsbüro beherbergte, das jedoch im Jahr 2000 geschlossen wurde.

Gegenwärtig verhandelt Katar direkt mit Israel über die Koordinierung der Hilfe für den Gaza-Streifen, einschließlich Barzahlungen, die Israel als entscheidend für die Befriedung der dort unter der erdrückenden israelischen Belagerung lebenden Bevölkerung ansieht. Nach der 2017 von den Saudis angeführten Blockade Katars im Jahr 2017 ging Doha dazu über, die Unterstützung in Washington mit einer groß angelegten Charmeoffensive gegenüber der israelischen Lobby zu untermauern.  Dazu gehörte auch, sich dem Druck der israelischen Lobby zu beugen, um Al Jazeeras brisanten Dokumentarfilm über die geheime Arbeitsweise dieser Lobby zu zensieren.

Der Dokumentarfilm wurde durchgesickert und 2018 von The Electronic Intifada veröffentlicht.

Doch Katar und seine regionalen Rivalen - alles Kunden der Vereinigten Staaten - müssen um amerikanische Unterstützung konkurrieren, indem sie sich an die Linie Washingtons halten. Das könnte letztendlich Druck auf Doha ausüben, Israel gegenüber noch offener zu sein.

Die Türkei beschuldigte die VAE, "die palästinensische Sache zu verraten", und der Iran nannte den Schritt der Emiratis einen "Dolchstoß in den Rücken" aller Muslime.

Ägypten, ein enger Verbündeter der VAE, das 1979 einen Friedensvertrag mit Israel unterzeichnete, begrüßte das Abkommen.

Jordanien, das 1994 seinen Friedensvertrag mit Israel unterzeichnete, gab eine eher zweideutige Erklärung ab, in der es den Schritt der VAE weder offen lobte noch verurteilte. Sein Außenminister Ayman Safadi sagte, auf das Abkommen zwischen den VAE und Israel müssten "ernsthafte und effektive" Verhandlungen im Einklang mit der arabischen Friedensinitiative von 2002 folgen. Safadi versäumte es jedoch, darauf hinzuweisen, dass die Vereinigten Arabischen Emirate durch die Normalisierung der Beziehungen zu Israel, bevor die Palästinenser eines ihrer Rechte erlangen, gegen ein Kernprinzip dieser Initiative verstoßen haben.

Die BNC setzt nicht auf diplomatische Schritte und Verhandlungen. Sie gelobt, dass die Palästinenser, "unterstützt von der absoluten Mehrheit in der arabischen Welt und von Menschen mit Gewissen weltweit", ihren Kampf für Gerechtigkeit fortsetzen werden.

"Wir rufen die Menschen auf der ganzen Welt auf, Boykotte, Desinvestitions- und Sanktionskampagnen (BDS) gegen Israels andauernde Annexion und Apartheid zu eskalieren", sagte die BNC.   Quelle und mehr >>>


 

 Neue Doku: Der Fotoschatz von Gaza
Tania Krämer

Der Armenier Kegham Djeghalian hat im Gazastreifen zwischen Israel und Ägypten 40 Jahre lang fotografiert. Eine DW-Dokumentation erzählt seine Geschichte.
Zeugen der Geschichte Gazas - das Fotoarchiv von Kegham Djeghalian © DW/T. Krämer Zeugen der Geschichte Gazas - das Fotoarchiv von Kegham Djeghalian

Sie sind in einfache Kisten und Tüten verpackt: Fotos und Negative aus den 1940er bis 1970er Jahren, die kleine Ausschnitte aus dem Leben im Gazastreifen jener Zeit zeigen. Die meisten stammen aus dem Nachlass des armenischen Fotografen Kegham Djeghalian, der in den 1940er Jahren eines der ersten Foto-Studios in Gaza-Stadt eröffnete. "Diese Negative und Abzüge sind mir sehr wichtig. Sie sind unser Erbe, unsere Kultur. Was wir in den Fotos sehen, ist das was übrigbleibt," sagt Marwan Tarazi, der diesen besonderen Schatz hütet. Seit er ihn gefunden hat, kümmert er sich um den Erhalt der Foto-Sammlung.

Die Schwarz-Weiß-Fotos zeigen ein wenig bekanntes Gesicht des Gazastreifens, der seit über einem Jahrzehnt von derislamistischen Hamas kontrolliert und von Israel und zum Teil auch Ägypten abgeriegelt wird. Auf einem Foto ist ein Bahnhof und eine Bahnlinie zwischen dem Gazastreifen und Ägypten zu sehen. Es gibt sie schon lange nicht mehr. Auf anderen sind kunstvoll ausgeleuchtete Studio-Portraits zu entdecken, aus einer Zeit, in der es noch keine Handy-Selfies gab und der Besuch beim Fotografen noch etwas Besonderes war.

Auch die politischen Ereignisse der Zeit sind festgehalten - die palästinensische Flüchtlingskrise nach der Gründung des Staates Israel 1948 und die ägyptische Militärbesatzung des Gazastreifens bis 1967. "Als der Krieg 1948 ausbrach, flohen viele Palästinenser nach Gaza. Kegham Djeghalians Familie hatte eine ähnliche Situation in Armenien erlebt", sagt Marwan Tarazi. Djeghalian habe Gaza als sein zweites Zuhause betrachtet und begonnen, alles um ihn herum zu fotografieren.  >>>

 

Video
 

 

Weitere Nachrichten und  Texte
 

Israel-Abkommen: Iran spricht von Dolchstoß gegen Muslime

Abkommen von Israel und Emiraten: Iran und Türkei verurteilen Annäherung | tagesschau.de

Don’t be hoodwinked by Trump’s UAE-Israel ‘peace deal’

Bibi’s digital warriors take on Arabia- How Israel won over the Gulf

Rep. Betty McCollum introduces bill that would block US funding from being used to annex Palestinian land

Israeli Colonists Burn Bulldozer, Attack A Home, Near Nablus

PCHR- “IOF Tightens Gaza Strip Closure, Fuel Entry Suspended and Fishing Area Reduced”

Israeli Human Rights Violations in the Occupied Palestinian Territories

Scant funding, little opportunity hamper Gaza TV industry

Intersectionality, not nationalism, is the way forward

Netanyahu attacks Supreme Court judges for blocking demolition of Palestinian family home

Apartheid or One State- Has Jordan Broken a Political Taboo-

 

 

Sponsern Sie ? ! >>>

 

Kontakt  |  Impressum  | Haftungsausschluss  |  Datenschutzerklärung   |   Arendt Art  |  oben  |   facebook   |   Das Palästina Portal gibt es seit dem 10.4.2002

Das Palästina Portal - Täglich neu - Nachrichten, Texte die in den deutschen Medien fehlen. Gegen Gewalt und Rassismus, einem gerechten Frieden verpflichtet, Politisch und finanziell unabhängig