Seit
heute im Handel
Antisemitismus
und Nahost-Konflikt.
Einseitige „Aufklärung“
an deutschen Schulen
Arn Strohmeyer
Gabriele Schäfer
Verlag Herne
ISBN 9783944487731 - 9,90 Euro.
|
Kommt der
Antisemitismus von „links“?
Arn Strohmeyers
Antwort auf Thomas Haurys
antideutsche Thesen
ist als Buch erschienen
Gegen die Indoktrinierung
an Schulen
Der aus der antideutschen
Szene stammende Sozialwissenschaftler
Thomas Haury hat kürzlich
eine
Broschüre mit dem Titel
Antisemitismus von links.
Facetten der Judenfeindschaft
(Verlag Aktion Courage e.V.,
Berlin) veröffentlicht.
Der Text richtet sich vor
allem an Lehrer, die ihren
Schülern vermitteln sollen,
dass heute vor allem „Linke“
für den Antisemitismus in
der deutschen Gesellschaft
verantwortlich sind. Die
Broschüre Haurys ist vom
Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend
(BFSFJ) finanziell gefördert
worden und wird über das
Internet an allen Schulen
in Deutschland digital beworben,
um ihn im politischen Unterricht
zu verwenden.
Ganz exakt definiert Haury
nicht, wen er mit „links“
eigentlich meint, aber aus
dem Text erschließt es sich,
wer hier unter sein diffamierendes
Urteil fällt: Alle Kritiker
der israelischen Politik
gegenüber den Palästinensern
– also alle Aktivisten,
die sich für eine Einhaltung
von Völkerrecht und Menschenrechten
im Palästina-Konflikt einsetzen.
Aber auch alle Kritiker
des Kapitalismus bzw. Neoliberalismus
oder des internationalen
Finanzsystems fallen darunter,
denn in einer solchen Kritik
könnte ja auch eine versteckte
antisemitische Attacke auf
Juden stecken. Was ja heißt:
Jede kritische Auseinandersetzung
mit dem gegenwärtigen Wirtschafts-
und Finanzsystem wird zum
Tabu erklärt. Haury bringt
sogar SPD-Politiker wie
Franz Müntefering und Gewerkschafter
von verdi und der IG-Metall
in Antisemitismusverdacht,
weil sie es wagten, die
Arbeitsplätze zerstörende
Profitgier der Hedgefonds
als „Heuschrecken“ zu bezeichnen.
Haury macht es sich leicht,
zu seinem inquisitorischen
Urteil zu kommen, denn er
leugnet einfach die Unmenschlichkeit
der israelischen Politik
gegenüber den Palästinensern.
Die Verbrechen der Zionisten
an diesem Volk kennt er
nicht oder will sie nicht
wahrhaben. Juden – so vermittelt
er – können keine Täter
sein, denn das würde ja
heißen, die Täter-Opfer-Rolle
umzukehren. Er kommt mit
einem Trick zu einem solchen
Urteil: Er unterscheidet
nicht zwischen Judentum,
Zionismus und Israel oder
umgekehrt zwischen Antisemitismus,
Antizionismus und Kritik
an der israelischen Politik.
Das Ergebnis ist ein diffamierender
Antisemitismus-Begriff,
der an Rufmord grenzt und
– wie leicht zu durchschauen
ist – vor allem die Absicht
verfolgt, Israels Politik
vor jeder Kritik zu schützen.
Einer solchen verfälschenden
Darstellung des Antisemitismus-Problems
und des Palästina-Konflikts
muss man entschieden entgegentreten,
auch wenn Haurys Darstellung
zur Zeit der Mainstream
in Deutschland ist. Und
Schülern sollte man ein
realistisches Bild des Staates
Israel, seiner Geschichte
und seiner heutigen Politik
vermitteln, sie also nicht
mit einer einseitigen Darstellung
ganz im Sinne der zionistischen
Ideologie konfrontieren.
Der Publizist Arn Strohmeyer
hat deshalb eine kritische
Antwort auf
Haurys Text geschrieben,
die dessen Thesen widerlegt.
Er kann dabei auch auf Argumente
vieler israelischer Autoren
und Wissenschaftler zurückgreifen.
Der Bremer Juraprofessor
Johannes Feest hat ein Nachwort
zu Strohmeyers Text geschrieben,
in dem er vor allem die
im Grundgesetz garantierte
Meinungsfreiheit verteidigt,
die durch Haurys Antisemitismus-Definition
in höchstem Maße gefährdet
ist.
Das Buch ist unter dem Titel
Antisemitismus und Nahost-Konflikt.
Einseitige „Aufklärung“
an deutschen Schulen im
Gabriele Schäfer Verlag
Herne erschienen, ISBN 9783944487731,
9,90 Euro. Das Cover der
Broschüre hat Erhard Arendt
vom Palästina-Portal gestaltet.
(Pressemitteilung des Verlages)
Thomas
Haury - Antisemitismus von
links. Facetten der Judenfeindschaft
>>>
|
Gaza hat
kaum Coronavirus-Testkits
Tamara
Nassar - 14. April
2020 - Übersetzt mit DeepL
Die belagerten Palästinenser
im Gazastreifen sind Israel
weiterhin ausgeliefert,
da sie mit der Coronavirus-Pandemie
konfrontiert sind.
Dem Gazastreifen gingen
letzte Woche die COVID-19-Testkits
aus. Ashraf al-Qedra, der
Sprecher des Gesundheitsministeriums
in Gaza, sagte am 8. April,
dass Hunderte von Menschen
in Quarantäne bleiben werden,
da Dutzende von Proben auf
die Tests warten.
Am Sonntag ließ Israel fünf
Testkits der Weltgesundheitsorganisation
nach Gaza einreisen, und
die Tests wurden wieder
aufgenommen. Diese würden
ausreichen, um 500 Menschen
in einer Bevölkerung von
zwei Millionen Menschen
zu testen.
"Wir müssen diese Tests
ständig durchführen, und
deshalb brauchen wir Tausende
von Testkits", sagte al-Qedra
laut Reuters.
Derzeit sind mehr als 600
Palästinenser in 17 Zentren
in der Enklave unter Quarantäne.
Die Coronavirus-Pandemie
hat 13 Palästinenser in
Gaza und etwa 300 im besetzten
Westjordanland, wo zwei
Menschen starben, befallen.
Es gibt fast 12.000
bestätigte Fälle in Israel
und mehr als 100 Tote.
Bisher wurden nach Angaben
des Gesundheitsministeriums
von Gaza alle bestätigten
Fälle in Gaza unter Personen
entdeckt, die sich bereits
in Quarantäne befinden.
Das Ministerium dementierte
Gerüchte, wonach jemand
der obligatorischen Isolation
entkommen und frei herumlaufen
würde. Al-Qedra wiederholte,
dass die Krankenhäuser in
Gaza nach wie vor schlecht
ausgerüstet seien, um mit
einem ausgewachsenen Ausbruch
fertig zu werden, der, wie
Menschenrechtsgruppen warnten,
katastrophal sein würde.
Unterdessen beendete die
Türkei die Vorbereitungen
für ein von ihr unterstütztes
Krankenhaus in Gaza zur
Versorgung von COVID-19-Patienten.
Al-Qedra appelliert an internationale
Organisationen, 100 Beatmungsgeräte
und 140 Betten für Intensivstationen
zur Verfügung zu stellen.
Er bekräftigte, dass Israel
nach der Vierten Genfer
Konvention letztlich dafür
verantwortlich ist, die
grundlegende Gesundheit
und das Wohlergehen der
palästinensischen Bevölkerung
in Gaza zu gewährleisten.
Israelische Verantwortung
- Israel hat die zwei Millionen
Einwohner des Gazastreifens
in den letzten 13 Jahren
belagert und kontrolliert
den Warenverkehr in und
aus dem Gebiet.
In der Tat ist Israel als
militärischer Besatzer nach
dem Völkerrecht gesetzlich
verpflichtet, den Palästinensern
im besetzten Westjordanland
und im Gazastreifen eine
Grundversorgung und Gesundheitsinfrastruktur
zu gewährleisten.
Israel missachtet nicht
nur gewöhnlich seine Verpflichtungen,
sondern behandelt es auch
als einen Akt des guten
Willens und der Großzügigkeit,
wenn es zulässt, dass minimale
Lieferungen den Gazastreifen
erreichen.
Die COGAT, der bürokratische
Arm der militärischen Besatzung
Israels, der die kollektive
Bestrafung der Bewohner
des Gazastreifens durchführt,
greift oft auf Twitter zurück,
um zu zeigen, was sie in
das Gebiet einlässt. Am
Sonntag sagte die COGAT,
dass sie im Auftrag einer
internationalen Organisation,
die sie nicht nannte, mit
Hilfe der Weltgesundheitsorganisation
ein Testgerät an das al-Shifa-Krankenhaus
in Gaza-Stadt geliefert
habe. Sie prahlte auch mit
den medizinischen Hilfsgütern,
die sie in der letzten Märzwoche
und Anfang April über den
Kontrollpunkt Kerem Shalom,
den einzigen Ort, an dem
Israel Waren in den Gazastreifen
hinein und aus dem Gazastreifen
heraus zulässt: Unabhängig
davon, wie viele Tonnen
medizinischer Hilfsgüter
die KOGAT in den Gazastreifen
einlässt, entbindet dies
Israel nicht von seiner
Pflicht, eine angemessene
Gesundheitsinfrastruktur
für das belagerte Gebiet
zu gewährleisten.
Aufhebung der Beschränkungen
- Die israelische Menschenrechtsgruppe
Gisha fordert die KOGAT
und das israelische Verteidigungsministerium
auf, ihre Beschränkungen
für eine lange Liste so
genannter "Dual-Use"-Güter
aufzuheben, die nach israelischer
Auffassung militärischen
Zwecken dienen können. Dazu
gehören medizinische Güter
wie Glyzerin und Wasserstoffperoxid,
das als Desinfektionsmittel
verwendet wird.
"Es ist jetzt mehr denn
je entscheidend, dass Israel
Beschränkungen aufhebt,
die die Wirtschaft des Gazastreifens
behindern", sagte Gisha.
Die Gruppe drängte darauf,
dass Israel die Beschränkungen
aufhebt, insbesondere in
Sektoren, "die die lokale
Zivilbevölkerung mit Nahrungsmitteln
versorgen und die eine Einkommensquelle
für Tausende von Menschen
darstellen könnten". Dazu
gehören die Fischerei und
die Landwirtschaft in Gaza.
Israel behindert die Einfuhr
von Fiberglas, Stahlkabeln,
Bootsmotoren und Ersatzteilen,
die alle für die Wartung
und Reparatur von Fischerbooten
von entscheidender Bedeutung
sind. "Dennoch wurden Anträge
von Lieferanten zur Koordinierung
der Einfuhr dieser Produkte
verzögert oder keine Antwort
erhalten", sagte Gisha.
Israel verhindert auch,
dass Düngemittel und Pestizide
in den Gazastreifen in den
Mengen gelangen, die die
Bauern zur Steigerung ihrer
Erträge benötigen.
Zu allem Überfluss hat das
israelische Militär Anfang
dieses Monats wieder damit
begonnen, Herbizide entlang
der östlichen Grenze des
Gazastreifens zu versprühen,
einem der fruchtbarsten
landwirtschaftlichen Gebiete
des Gebiets. Seit Jahren
vergiftet und vernichtet
Israel das Land entlang
der Grenze und schießt auf
Bauern, um das Sichtfeld
seiner Soldaten zu vergrößern.
Während Israel die Herbizide
auf seiner Seite der Grenze
freisetzt, bläst der Wind
die Gifte nach Gaza. Im
Januar, so Gisha, berichteten
Bauern, dass viele Hektar
"Petersilie, Erbsen, Weizen
und Gerste, die sich bis
zu 600 Meter in den Gazastreifen
erstreckten, schwere Schäden
erlitten".
Quelle
|
Ostergedanken
Nell
Potter
Palestine Update Nr. 353
– 12. 4. 2020
„Ich
wanderte durch ein Land,
das nicht das meine ist,
ein Land, dessen Kummer
sich bis zu den Sohlen meiner
Füße einschlich und in meinen
Adern pulsierte …
und so bin ich wieder aufgewacht“
(Nell Potter)
2015
hörte ich bei der
Präsentation des Ökumenischen
Begleitprogramms in Palästina
und Israel (EAPPI)
zu. Ich sah und hörte gespannt
zu, wie die ökumenischen
Begleiter (EAs) Zeugen wurden
und über Menschenrechtsverletzungen
berichteten, die sie in
der Westbank in Palästina
angetroffen hatten, wenn
sie Palästinenser und Israelis
trafen, die an gewaltlosen
Wegen zum Frieden arbeiteten.
„Das
kann ich auch tun“, dachte
ich und der Funken eines
Feuers begann in mir zu
glühen. Und so fand ich
mich im Frühjahr 2017 in
einem Flugzeug auf dem Weg
zu einem neuen Abenteuer.
EA zu
sein, war bei weitem die
beste Sache, die ich in
meinem Leben getan habe.
Ich habe mich nie so erfüllt
und lebendig gefühlt, obwohl
ich an fast jedem Tag aus
meinem bequemen Leben geworfen
wurde! Und niemals habe
ich mich so willkommen gefühlt
und wurde von mir ganz Fremden
umarmt. Vom ersten Tag an,
als ich meinen Fuß in die
Altstadt von Jerusalem setzte,
tönten mir die Worte „Willkommen!“
und „Wie geht es dir?“ laut
und klar entgegen, wo immer
ich mich bewegte.
Ich hatte
das Privilegium, etwas tun
zu dürfen, das nicht vielen
Leuten beschieden ist. Ich
bekam eine Realität zu sehen,
die vor Zuschauern versteckt
wird, und die sich den meisten
Pilgern nicht zeigt, wenn
sie durch das Heilige Land
reisen. Ich ging hinter
die Trennungsmauer, durch
die Checkpoints und in die
Häuser einheimischer Palästinenser.
Was ich hörte, sah und lernte,
prägte sich meiner Seele
zutiefst ein und ist heute
für mich noch so lebendig
wie es vor drei Jahren war.
Ostern
2017 hatte ich das Glück,
während dieser besonderen
Zeit im Jahr im Heiligen
Land zu sein. Statt mich
den Herden von Leuten anzuschließen,
die auf dem Weg nach Jersalem
waren, entschloss ich mich
für eine andere, aus der
Bibel bekannte Gegend, Tiberias
am See Genezareth (= Galiläisches
Meer). Am Karfreitag saß
ich direkt am Wasser, und
während die sanften Wellen
meine Füße umspielten, schrieb
ich in meinem Tagebuch.
Hier kommt ein Teil von
dem, was ich aufgeschrieben
habe.
*“Während
ich direkt am Wasser sitze
in dieser heiligsten Zeit
des Jahres, eine Christin,
eine Ausländerin, fühle
ich eine Träne über meine
Wange kollern. Ich frage
mich: ‚Warum diese Tränen‘,
und ‚Warum jetzt?‘ Könnte
es ein Zeichen dafür sein,
dass ich mich an einem Ort
befinde, wo Jesus den größten
Teil seiner Berufung gelebt
hat? Könnte es sein, dass
es da eine Erinnerung gibt
an den Tag, als man ihn
an den Händen und an den
Füßen ans Kreuz genagelt
hat? Könnte es mein Kulturschock
sein, mich unter die Menschen
zu mischen, die in Freiheit
leben, nachdem ich vorher
2 ½ Monate in der Westbank
verbrachte mit Menschen,
die ständig mit dem Gewicht
der Unterdrückung auf ihren
Schultern zu leben gezwungen
sind? Könnte ich das Gefühl
haben, eine Außenseiterin
zu sein, wenn ich doch so
gewohnt bin, als eine aus
der Familie begrüßt zu werden?“*
Um zu
verstehen, warum es mich
so stark bewegte, eine „ökumenische
Begleiterin“ zu sein, lasst
mich einen Blick darauf
werfen, was ich erlebt habe.
Wenn du je bei den Leuten
gesessen bist und hast dir
deren Leidensgeschichte
erzählen lassen, weißt du,
wie hilflos du dich fühlen
kannst. Ich erinnere mich
besonders an einen solchen
Tag. Wir besuchten eine
Familie in einem kleinen
palästinensischen Dorf und
hörten zu, wie ein Vater
sich erinnerte: vor gerade
zwei Nächten schlugen etwa
15 israelische Soldaten
- von Hunden begleitet -
um 1 Uhr früh heftig an
seine Tür .
Drei
Generationen lebten in diesem
Haus; alle Personen wurden
ins Wohnzimmer getrieben;
dort mussten sie sich hinsetzen
und warten, während die
Soldaten das Haus durchwühlten.
Den 14jähriger Sohn packten
die Soldaten und zerrten
ihn in ein Schlafzimmer;
die Familie konnte hören,
wie sie ihn ausfragten.
Dann schleppten die Soldaten
den Buben aus dem Haus und
sagten dem Vater, sie nähmen
ihn zu einer Befragung über
Steinewerfen mit und würden
ihn in zwei Stunden wieder
nach Hause bringen.
Ich habe
noch deutlich vor mir, wie
sich die Angst während des
Erzählens im Gesicht des
Vaters ausbreitete. Als
wir zu Besuch kamen, war
sein Sohn immer noch nicht
zurück-gebracht worden und
trotz aller seiner Bemühungen
war der Vater nicht in der
Lage herauszu- finden, wo
oder wie lange sein Kind
festgehalten werden würde.
Seine Verzweiflung war durch
die Tatsache noch erhöht,
dass sein Bub von einem
Medikament abhängig war
und man ihm nicht erlaubte,
seine Medizin mitzunehmen.
Sie haben den Sohn in Handschellen
weggeführt und nur bekleidet
mit einem leichten Sommerpyjama.
„Es hätte für uns alle eine
der glücklichsten Zeiten
werden sollen, weil unser
ältester Sohn in zwei Monaten
heiraten wird – aber jetzt:
Wie können wir feiern, wenn
ein anderer Sohn abgeführt
worden ist?“ Was könnt ihr
dazu sagen?
Bei einer
anderen Gelegenheit nahm
ich teil an einer Tour durch
Hebron mit „Breaking the
Silence“, einer Organisation
von israelischen ehemaligen
Soldaten. Es war so unheimlich,
in den verlassenen Straßen
herumzugehen, es war wie
durch eine Geisterstadt
zu wandern: Wohnhäuser und
Geschäfte waren desolat,
die Türen verriegelt und
zugesperrt. In einigen Straßen
erlaubt man den Palästinensern
zu gehen, aber sie dürfen
dort nicht fahren, und es
gibt auch einige Straßen,
die sie überhaupt nicht
betreten dürfen. Wenn Palästinenser
an diesen Straßen wohnen,
müssen sie zum Herein- und
Hinauskommen in ihre Wohnungen
das Dach benutzen oder einen
Hintereingang. Als unsere
Ausflugsgruppe durch diese
Straßen prominierte, gab
es von einem der ehemaligen
Soldaten ein Kommentar,
des mir einen Schauer über
den Rücken jagte. Er erzählte
uns von dem Ausdruck, den
das israelische Militär
gebraucht, um das Gebiet
frei von Palästinensern
zu bekommen: „Sterilisation“.
Ich konnte meinen Ohren
nicht trauen!
Früh
am Morgen stand ich meistens
an den Eingängen von Gattern
zu den Feldern in dem Gebiet,
wo ich wohnte und ich nippte
an dem starken Kaffee, der
ganz nahe in einem Kiosk
angeboten wurde. Mein Team
wartete, sprach mit Soldaten,
wenn nötig, und notierte
alle Menschenrechte betreffenden
Zwischenfälle für den Bericht.
Meistens standen Bauern
in der Reihe mit ihren Traktoren
und Eseln und warteten,
um durch die Gatter zu ihrem
eigenen Land fahren zu dürfen,
das ihnen durch die Trennungsmauer
weggenommen worden war,
die Israel illegal auf palästinensischem
Land gebaut wurde. Auch
mit gültigen Passierscheinen
war der Zugang willkürlich
und hing ab davon, welcher
Soldat am Gatter Dienst
hatte und in welcher Laune
er an diesem Tag war. Begründungen
für die Verweigerung des
Zutritts für die Leute waren
… „Deine Klamotten sind
zu sauber“, „Du hast auf
deinem Passierschein einen
Kaffeefleck“ oder „Du hast
zwei Packungen Zigaretten
dabei“. Komplett absurd!
Es könnte dich zum Lachen
bringen, wenn die Sache
nicht so ernst wäre!
Im Laufe
der drei Monate, die ich
in Palästina verbrachte,
traf ich viele Leute mit
verschiedenen Lebensläufen
und jedermann bezeugte –
egal ob er/sie Muslim war
oder Christ – die harte
Realität des täglichen Lebens:
Man hatte ihnen ihre fundamentalen
Menschen-rechte entzogen
– mit verheerenden Konsequenzen.
Das ist und war ihre Realität
seit nunmehr 53 Jahren.
Wir haben die Leute immer
gefragt, ob sie wohl Hoffnung
haben, und sie antworteten
alle ohne Unterschied JA
und zogen die Schultern
hoch: „Was können wir denn
sonst tun?“
Jetzt
ist es Ostern 2020. In einem
gewissen Sinn habe ich Palästina
niemals richtig zurück-gelassen;
ich brachte es in meinem
Herzen mit nach Hause, um
der Existenz der Menschen
auch auf australischem Boden
zu leben und zu atmen zu
helfen. Es macht mich traurig,
dass viele Christen hier
nicht wissen, was wirklich
im Heiligen Land vorgeht.
Sie machen Tourismus-Touren
zu den biblischen Stätten,
schauen sich die antiken
Steine an, versäumen aber,
die „lebenden Steine“ -
die palästinensischen Christen
- zu treffen und mit ihnen
zu reden.
Die palästinensischen
Christen bitten die Christen
weltweit, sie und ihre Anliegen
nicht zu vergessen. Die
christlich-palästinensische
Narrative wird oft im Gespräch
über das Heilige Land übersehen.
Die Präsenz der Kirche in
Jerusalem ist ständig bedroht
und traurigerweise verlassen
palästinensische Christen
das Heilige Land in einer
so großen Zahl, dass die
Zurückgebliebenen befürchten,
dass die christliche Präsenz
in ihrem Geburtsland eines
Tages aufhören wird.
*Nell
Potter ist Exekutiv-Sekretärin
im
Palestine Israel Ecumenical
Network (PIEN) in
Australien.
Sie ist auch
Vorsitzende-Stellvertreterin
der neu geschaffenen Asia-Pacific
Global Kairos Solidarity
Gruppe*.
Quelle Update - (Übers.:
Gerhilde Merz)
|