Sonntag, 25. Oktober 2020  -  16:57

Kurznachrichten +  Berichte     Themen    Archiv     Facebook    Sponsoren   Aktuelle Termine       Links       Suchen

 

Eine Brutstätte für gefälschte Nachrichten": Wie die Palästinenser gegen Coronavirus-Fehlinformationen kämpfen
Wie sieht der Kampf gegen ein "infodemisches" Coronavirus in einer besetzten Bevölkerung aus, die den herrschenden Behörden misstraut?
 Henriette Chacar - März 16, 2020 - Übersetzt mit DeepL

Die Weltgesundheitsorganisation erklärte das neue Coronavirus am vergangenen Donnerstag zur Pandemie. Doch neben der Bekämpfung der Ausbreitung der Krankheit kämpfen Gesundheitspraktiker und Regierungen auch mit einer alarmierenden Verbreitung von Fehlinformationen. "Wir kämpfen gegen eine Infodemie", erklärte der WHO-Generaldirektor Dr. Adhanom Ghebreyesus. Dies war in den besetzten palästinensischen Gebieten in der letzten Woche der Fall, nachdem das Virus mehr als 39 Menschen infiziert hatte, vor allem in der Stadt Bethlehem. Eine Nachricht, die auf WhatsApp in arabischer Sprache zirkulierte, förderte eine Verschwörungstheorie, wonach COVID-19 eine von China freigesetzte Form der biologischen Kriegsführung sei. Eine andere Textnachricht warnt die Menschen davor, nach Mitternacht zu Hause zu bleiben, da die Hubschrauber in verschiedenen Städten Desinfektionsmittel versprühen werden. Eine Apotheke in der Nähe von Dschenin hat eine Online-Anzeige für ein Wundermittel geschaltet, das angeblich Coronavirus und Malaria heilen kann.

Die WHO hat erkannt, wie wichtig es ist, mit den Mythen über das Virus aufzuräumen, und hat sich mit Unternehmen aus dem Bereich der sozialen Medien wie Facebook, Twitter und TikTok zusammengetan, um falsche Informationen zu überprüfen und zu entfernen. Dr. Gerald Rockenschaub, der das WHO-Büro in den palästinensischen Gebieten leitet, sagte, die Organisation arbeite auch auf lokaler Ebene mit der Bank von Palästina zusammen, indem sie die Computerbildschirme ihrer Banken zur Veröffentlichung korrekter Informationen nutze, und mit Paltel, dem palästinensischen Telekommunikationsunternehmen, um Textnachrichten mit wichtigen Aktualisierungen zu verschicken. Auch Einflussnehmer in den sozialen Medien wurden rekrutiert, um Fakten über das Virus zu verbreiten. Um vertrauenswürdige Informationen zu erhalten, so Rockenschaub, sollten sich die Menschen auf Nachrichten der Regierung und der UN-Organisationen verlassen.

Fehlinformationen sind gefährlich und können ein falsches Sicherheitsgefühl hervorrufen, sagte Marwa Fatafta, eine palästinensische Anwältin für digitale Rechte und eine Politikanalytikerin beim palästinensischen Think-Tank Al-Shabaka. Einige Reaktionen auf das Online-Virus hätten einen patriotischen Ton angenommen, sagte sie und versicherte den Menschen, dass das Coronavirus angesichts der Prüfungen und Drangsale, die die Palästinenser in der Vergangenheit durchlebt haben, "uns nicht besiegen wird". Andere, so fuhr sie fort, bezeichnen die Pandemie als einen Test Gottes und sagen den Menschen, dass das Virus durch Gebete abgewehrt werden kann. Das Coronavirus "ist zu einem weiteren politischen Thema geworden, zu dem man eine Meinung haben muss", sagte Fatafta. "Also, man kann sarkastisch sein, man kann es nicht glauben."

Die Gefahr von Fehlinformationen sei für Palästinenser besonders hoch, fügte Fatafta hinzu. "In der Geschichte der Kolonisierung und Besetzung haben wir gelernt, politischen Mächten nicht zu vertrauen. Folglich basiert ihre Beziehung zur Autorität nicht auf einem gesunden Gesellschaftsvertrag. "Wir haben unser intuitives Misstrauen gegenüber Autoritäten, weil wir nicht glauben, dass sie in unserem Interesse handeln werden", erklärte sie. Jüngste Umfragen zeigen, dass über 40 Prozent der befragten Palästinenser im Westjordanland, in Ost-Jerusalem und im Gazastreifen kein Vertrauen in ihre derzeitige Führung haben, während 61 Prozent glauben, dass Präsident Mahmoud Abbas zurücktreten sollte. "Wenn man der Regierung nicht vertraut, dann sucht man nach alternativen Informationsquellen", sagte Fatafta. "Dies ist eine Brutstätte für die Verbreitung falscher Nachrichten."
 



Ein palästinensischer Händler versucht, das Bewusstsein für COVID-19 zu verbreiten, indem er am 8. März 2020 vor einem Bekleidungsgeschäft in Rafah im südlichen Gazastreifen Gesichtsmasken auf Schaufensterpuppen anbringt. (Abed Rahim Khatib/Flash90)


Jahrelang lehnten die Social-Media-Unternehmen die Verantwortung dafür ab, die Verbreitung von Fehlinformationen auf ihren Plattformen zu stoppen. Doch nach der ausländischen Einmischung in die US-Wahlen 2016 wurden die Schäden gefälschter Nachrichten noch deutlicher, und die Unternehmen waren gezwungen, Prozesse zur Überprüfung von Fakten in ihre Systeme zu integrieren, erklärte Fatafta.
Um die Verbreitung von gefälschten Nachrichten über das Virus einzudämmen, hat die Palästinensische Autonomiebehörde mehrere Personen verhaftet, die im Verdacht stehen, absichtlich falsche Inhalte zu verbreiten. Die Behörden, so Rockenschaub, müssten die Grenze zwischen Redefreiheit und falschen Informationen überwinden, "die für die Gemeinschaft gefährlich sein und Panik auslösen könnten". Aber für Fatafta ist die Verhaftung von Menschen kontraproduktiv. Es ist nicht nur ein unpraktischer Ansatz, sondern die Behörden könnten den Ausnahmezustand um die Pandemie herum missbrauchen, um die Redefreiheit zu unterdrücken und abweichende Meinungen auf breiterer Ebene zu unterdrücken. Diese drakonischen Maßnahmen gibt es bereits in Ländern wie China und Iran.

Diese Befürchtung wurde am Samstagabend noch realer, als der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu ankündigte, dass die Agentur für innere Sicherheit, bekannt als Shin Bet, die Technologie zur Terrorismusbekämpfung einsetzen wird, um der Verbreitung des Coronavirus in Israel entgegenzuwirken, unter anderem durch die Verfolgung der Bewegung von Patienten, die positiv getestet wurden, über ihre Mobiltelefone. Während Israel diese Praktiken bereits zur Überwachung der Palästinenser einsetzt, befürchtet Fatafta, dass die PA das Coronavirus in ähnlicher Weise nutzen könnte, um eine noch strengere Überwachung zu legitimieren. "Es gibt in Palästina keine Kontrollen und Ausgleiche", sagte Fatafta. "Wenn Sie diesen Weg einschlagen, müssen Sie vielleicht überwachen, was die Menschen online sagen, und die Menschen online überwachen. Die Instrumente für solche Praktiken sind bereits vorhanden. Im Jahr 2017 verabschiedete Präsident Abbas das Gesetz zur Bekämpfung der Internetkriminalität, das von der palästinensischen Zivilgesellschaft einen großen Rückschlag erlitt. Tatsächlich legalisiert das Gesetz das harte Vorgehen der PA gegen Kritik und Meinungsverschiedenheiten und erlaubt ihr, im Namen der nationalen Sicherheit und öffentlichen Ordnung Reden zu zensieren.

Stattdessen, so die Empfehlung der Fatafta, sollte die PA in eine langfristige, nachhaltige Strategie zur Verbesserung der sozialen Medienkompetenz der Menschen investieren. "Bei der Bekämpfung von gefälschten Nachrichten geht es nicht nur darum, Menschen zu verhaften, sondern auch darum, eine gesunde, demokratische Beziehung zwischen Führung und Bürgern aufzubauen", sagte sie.

Zwei palästinensische Online-Initiativen, Sada Social und Tayakan, haben diese pädagogische Rolle übernommen, indem sie Gerüchte entlarvt und tägliche Updates in arabischer Sprache veröffentlichen. Die beiden Projekte haben sich in der ersten Woche des Ausbruchs in Palästina zusammengeschlossen, sagte Iyad Alrefaie, der Generaldirektor von Sada Social, wobei Tayakan sich auf die Forschung und die Überprüfung von Fakten konzentriert und Sada Social dafür sorgt, dass falsche Informationen entfernt werden. Es sei schwierig, die Gesamtzahl der gefälschten Nachrichtenbeiträge abzuschätzen, sagte Alrefaie, aber der Unterschied sei spürbar. Während sie in den ersten Tagen mit Dutzenden von falschen Behauptungen zu tun hatten, müssen sie nun alle paar Tage einen neuen Beitrag überprüfen.

Laut Alrefaie sind zwei Arten von Postsendungen bei den Palästinensern besonders beliebt: Nachrichten, die Namen von Personen ausstrahlen, die sich angeblich mit dem Virus infiziert haben, und gefälschte Warnungen über Maßnahmen, die Israel oder die PA ergreifen, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Nachrichten, die über private Nachrichtenanwendungen ausgetauscht werden, seien besonders schwierig zu verfolgen, fügte er hinzu, da sie unsichtbar zu sein scheinen und sich schnell bewegen. Die beiden Gruppen haben vor kurzem ein Video veröffentlicht, das sich auf die Zerstreuung falscher Informationen in privaten Netzwerken konzentriert. Die relativ gute Nachricht sei, so Rockenschaub, dass nach weltweiten Zahlen 80 Prozent der Coronaviren-Fälle wahrscheinlich mild ausfallen werden. Es sind die 20 Prozent der schweren oder kritischen Fälle, in denen die Gesundheitsinfrastruktur in den besetzten Gebieten an Grenzen stoßen könnte, so Rockenschaub. "Wir müssen versuchen, die bestehenden Lücken im Gesundheitssystem zu schließen", fügte er hinzu, indem wir die Kapazität des palästinensischen Gesundheitssystems ausbauen, und die WHO arbeitet bereits mit anderen Anbietern zusammen, um dieses Ziel zu erreichen. Dazu gehöre auch eine enge Koordinierung mit Israel, sagte Rockenschaub, das sich bereit erklärt hat, Ausrüstung in die palästinensischen Gebiete zu bringen. Einige Patienten, insbesondere im Falle eines Ausbruchs im Gazastreifen, könnten außerhalb des Streifens versorgt werden müssen. Er sagte, die WHO habe dieses Problem bei den israelischen Behörden angesprochen, die "noch immer überlegen, wie sie am besten damit umgehen können".

Es ist leicht, in einer Krise auf die Lücken in der Gesundheitsversorgung hinzuweisen, "aber kein Gesundheitssystem kann unter den Einschränkungen funktionieren, unter denen die Palästinenser stehen", sagte Yara Asi, Dozentin an der Fakultät für Gesundheitsmanagement und Informatik der Universität von Zentralflorida, deren Arbeit sich auf Gesundheit, Bildung und Entwicklung in den vom Krieg betroffenen Bevölkerungsgruppen konzentriert. Auch wenn das öffentliche Vertrauen gering ist, folgen die Palästinenser den Anweisungen der Regierung, weil sie wissen, dass ihre Gesundheitseinrichtungen nicht die Kapazität haben, mit einem anhaltenden Ausbruch umzugehen, fügte sie hinzu. "Dies ist kein normales Gesundheitssystem, und es wird nicht in der Lage sein, normal zu reagieren. Unter der Besetzung ist nichts normal. Wir werden diese Risse reparieren müssen. Und wie? Nur indem wir die Besetzung beenden", sagte Asi.  Quelle



Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu bei einer Pressekonferenz über COVID-19 am 11. März 2020 im Büro des Premierministers in Jerusalem. (Flash90)

Netanjahu setzt Coronavirus mit Terror gleich und wendet die Überwachungsbefugnisse gegen Israelis
Als Teil seines "Krieges" gegen den Ausbruch verzögert Netanjahu seinen lang erwarteten Prozess und kündigt die Massenüberwachung von mit dem Coronavirus infizierten Israelis an.
Edo Konrad - 15. März 2020 - Übersetzt mit DeepL

Am Samstagabend erklärte ein ernst aussehender Benjamin Netanjahu auf dem Podium im Büro des Premierministers in Jerusalem den Ausnahmezustand für Israel. Der Premierminister, der keine Fragen von Reportern beantwortete, kündigte an, dass er im Rahmen des Kampfes gegen den Coronavirus-Ausbruch im Land eine Reihe von Notstandsdirektiven durchsetzen werde, darunter auch die Massenüberwachung israelischer Bürger.

Netanjahu erklärte, dass er im Rahmen des "Krieges gegen einen unsichtbaren Feind" - der bereits über 200 israelische Bürger und fast 40 Palästinenser infiziert hat - "technologische Mittel" einsetzen werde, die zuvor im "Kampf gegen den Terrorismus" eingesetzt wurden, um die Bewegung derjenigen zu überwachen, die positiv auf das Virus getestet wurden, höchstwahrscheinlich durch die aktive Verfolgung der Bürger durch Geolokalisierung ihrer Mobiltelefone und Kreditkarten.

Dieser Schritt, der schnell von Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit gebilligt wurde, bedeutet, dass Israel sich offiziell den Reihen Chinas und des Iran angeschlossen hat, indem es nachrichtendienstliche Instrumente zur Verfolgung seiner eigenen Bevölkerung einsetzt.
Am Sonntagabend billigte die israelische Regierung Maßnahmen, die es dem Shin-Bet ermöglichen würden, die infizierten Israelis zu überwachen.

Netanjahu mag nur eine einzige Maßnahme genehmigt haben, aber das Erbe dieser Notstandsdirektiven bedeutet, dass die israelische Regierung im weiteren Verlauf eine Fülle von Überwachungsmethoden zur Auswahl haben wird, von denen viele für die im Westjordanland und im Gazastreifen lebenden Palästinenser üblich sind. In den letzten Jahrzehnten, und insbesondere seit der zweiten Intifada, hat Israel die besetzten Gebiete praktisch in ein Labor verwandelt, in dem seine Waffen und Überwachungstechnologie getestet werden. Von Drohnen über das Hacken von Facebook, biometrische Gesichtserkennung, Erpressung von Palästinensern mit privaten Informationen bis hin zur Erstellung von Profilen potenzieller palästinensischer Angreifer mit Hilfe von Algorithmen - die Überwachung ist ein wesentlicher Bestandteil der Bemühungen, Palästinenser zu gehorsamen Untertanen einer Militärdiktatur zu machen.

Die Tatsache, dass Israel fast jeden Aspekt des Lebens im Westjordanland kontrolliert, bedeutet, dass es diese Technologien endlos an palästinensischen Zivilisten testen kann, bevor es sie an einige der autoritärsten Regime der Welt verkauft.

Kritiker warnen seit langem davor, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis die drakonische Politik, die gegen die Palästinenser in den besetzten Gebieten - und die palästinensischen Bürger Israels - angewandt wird, gegen alle israelischen Bürger eingesetzt würde. Im Jahr 2015 enthüllten +972 und Local Call, dass die IDF private Technologieunternehmen unter Vertrag nimmt, um israelische Bürger über soziale Medien zu überwachen. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass der lange Arm des israelischen Sicherheitsestablishments an der Grünen Linie Halt macht. Jetzt, wo das geschehen ist, wird es unglaublich schwierig sein, den Geist wieder in die Flasche zu stecken.

Auf den ersten Blick sollte Netanyahus Ankündigung eine Öffentlichkeit beruhigen, die verzweifelt nach einem gewissen Anschein von Stabilität strebt, da die Zahl der Infizierten voraussichtlich weiter steigen wird. Man könnte sogar argumentieren, dass die Israelis kurzfristig bereit sein sollten, in die Privatsphäre und die Persönlichkeitsrechte einzudringen, damit die Regierung kranke Israelis wirksam überwachen und eine weitere Verbreitung des Coronavirus verhindern kann. Doch Netanjahus Richtlinien liegen etwas weitaus Unheilvolleres zugrunde: die Konsolidierung der Macht und die Zerschlagung von Meinungsverschiedenheiten, um sich der Justiz zu entziehen. Gemäß den Notstandsbestimmungen hat der Premierminister Versammlungen von mehr als 10 Personen verboten, ohne dass die Möglichkeit besteht, gegen die neuen Maßnahmen zu protestieren.

Stunden nach der Ankündigung, um 1 Uhr morgens, verhängte Justizminister Amir Ohana weitere Notstandsmaßnahmen vor den israelischen Gerichten und kündigte an, dass der lang erwartete Prozess des Premierministers, der am Dienstag beginnen sollte, mindestens bis zum 24. Mai verschoben worden sei. Angesichts der Gegenreaktion behauptete Ohana, dass die Richter, nicht das Justizministerium, hinter der Entscheidung stehen.
All dies geschieht nach einem Jahr, in dem Netanjahu eine Übergangsregierung regiert hat, deren Entscheidungen nicht der Aufsicht der Knesset-Ausschüsse unterliegen. Er hat nach seiner eigenen Laune Minister ernannt, hat auf Kabinettssitzungen verzichtet und trifft entscheidende Entscheidungen, die die politischen Normen in Israel dauerhaft prägen könnten. Wie Noa Landau in Haaretz schrieb, sind die Veränderungen, die Netanjahu durchführt, "ohne Regierung, ohne ein sitzendes Parlament und gegen eine erschöpfte Justiz, deren Befugnisse mitten in der Nacht beschnitten wurden".

In seinem Buch "State of Exception" argumentiert der italienische politische Philosoph Giorgio Agamben, dass die Regierungen in Krisenzeiten das Vokabular des Krieges nutzen werden, um Gesetze, verfassungsmäßige Rechte und Normen auszusetzen, um eine "neue Norm" zu schaffen und damit den Niedergang des Totalitarismus zu beschleunigen. In Israel - einem Land, das sich seit seiner Gründung in einem Kriegszustand befindet und seit einem halben Jahrhundert über Millionen staatenloser Palästinenser herrscht - ist der "Ausnahmezustand" keine theoretische Möglichkeit. Es ist der rutschige Abhang, auf dem wir seit Jahren gleiten.   Quelle

Keine bestätigten Coronavirus-Fälle in Gaza - vorerst
Maureen Clare Murphy -14 März 2020 - Übersetzt mit DeepL



Palästinensische Arbeiter montieren am 14. März in einer Fabrik in der Stadt Hebron im Westjordanland Gesichtsmasken.
(Bilder von Mosab Shawer / APA)

Die Zahl der bestätigten Fälle von COVID-19 - der durch ein neues Coronavirus verursachten Krankheit, die eine globale Pandemie ausgelöst hat - steigt in Israel und im besetzten Westjordanland weiter an. Israel meldete am Samstag 193 bestätigte Fälle, während die Palästinensische Autonomiebehörde sagte, sie habe 38 Fälle im Westjordanland bestätigt - alle im Gebiet von Bethlehem, mit Ausnahme eines Falles in Tulkarm. Die Zahl der tatsächlichen Fälle ist wahrscheinlich viel höher, da diese Zahlen nur Fälle von Patienten darstellen, die getestet wurden.

Während im Gazastreifen noch keine Fälle bestätigt wurden, sollen sich 1.400 Menschen im belagerten Gebiet zu Hause in Selbstisolierung befinden. Die Behörden in Gaza haben die Reisen aus dem Gazastreifen auf dringende humanitäre Fälle beschränkt. Reisende, die über Ägypten oder Israel in den Gazastreifen einreisen, müssen in ihren Häusern oder in einer in Rafah eingerichteten Quarantänestation Quarantäne verhängen. Die Schulen sowohl im Westjordanland als auch im Gazastreifen sind bis Ende März geschlossen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist das Risiko eines COVID-19-Ausbruchs im Westjordanland und im Gazastreifen sehr hoch. Das Epizentrum der Krankheit hat sich von Ostasien nach Europa verlagert, da die Zahl der bestätigten Fälle außerhalb Chinas um das 13-fache gestiegen ist. Am Samstag kündigten Spanien und Frankreich Maßnahmen an, die eine fast vollständige Sperrung des Landes mit der Schließung nicht notwendiger Geschäfte, einschließlich Bars und Restaurants, zur Folge hatten. Trotz ähnlicher Maßnahmen in Italien in den letzten Wochen hat dieses Land am Samstag den größten Anstieg der Fälle erlebt.

Es gibt 14.000 bestätigte Fälle des neuen Coronavirus im Nahen Osten und in Nordafrika, die 627 Todesopfer forderten, die überwiegende Mehrheit davon im Iran.

Umfassende Maßnahmen
- Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde im Westjordanland haben umfassende Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ergriffen. Israel hat den Flugverkehr in das und aus dem Land eingestellt, und die Allenby-Brücke zwischen dem Westjordanland und Jordanien, die Israel auf der Seite des Westjordanlandes betreibt, ist seit Anfang der Woche geschlossen. Sowohl Israel als auch die Palästinensische Autonomiebehörde haben Schulen geschlossen und die Schließung von Versammlungsstätten wie Cafés und Restaurants sowie eingeschränkte Versammlungen in geschlossenen Räumen angeordnet. Die Palästinensische Autonomiebehörde hat die Gottesdienste in Moscheen und Kirchen ausgesetzt, aber das Gelände der al-Aqsa-Moschee in Jerusalem bleibt offen.

Israel hat die Zahl der palästinensischen Arbeiter, die es aus dem Westjordanland einreisen lässt, reduziert und Arbeitnehmer ab 50 Jahren verboten. Obwohl die Palästinenser im Westjordanland im Allgemeinen ohne israelische Genehmigung nicht nach Israel einreisen dürfen, bedeutet die Anwesenheit von 600.000 Siedlern in den israelischen Kolonien des Westjordanlandes, dass es im Zusammenhang mit dem Coronavirus keine Trennung dieser Bevölkerungsgruppen gibt. Wie die Tel Aviver Tageszeitung Haaretz erklärt: "Palästinenser und Siedler teilen sich an mehreren Orten im Westjordanland gemeinsame Räume wie Tankstellen und Supermärkte, und die Siedler reisen frei nach Israel und werden in israelischen Krankenhäusern behandelt.

Das Papier fügte hinzu, dass "das israelische Verteidigungsestablishment glaubt, dass es aufgrund dieser gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Israelis und Palästinensern im Westjordanland keine Möglichkeit gäbe, eine vollständige Quarantäne zu verhängen". Der israelische Generalstaatsanwalt genehmigte unterdessen den Einsatz der mobilen Ortung durch die israelische Polizei, um Coronavirus-Quarantänen durchzusetzen. Ein Dringlichkeitsausschuss, der sich aus Vertretern des Blocks der Gemeinsamen Liste sowie aus Gemeindeführern und Ärzten zusammensetzt, fordert Israel auf, Coronavirus-Präventionsmaterial in arabischer Sprache zu veröffentlichen.

Die Palästinensische Autonomiebehörde fordert Israel unterdessen auf, die etwa 6.000 Palästinenser, die in seinen Gefängnissen festgehalten werden, freizulassen, insbesondere diejenigen, die sich bereits in einem schlechten Gesundheitszustand befinden.

Befürchtungen für Gaza
- Die Befürchtungen über die mögliche Ausbreitung des Coronavirus nach Gaza sind besonders groß, da das Gesundheitssystem in dem Gebiet seit langem am Rande des Zusammenbruchs steht. Die UNO hat wiederholt vor dem Zustand des Gesundheitssystems im Gazastreifen gewarnt, das seit 13 Jahren mit einer schweren israelischen Blockade und aufeinanderfolgenden israelischen Militärangriffen auf das Gebiet zu kämpfen hat. In den vergangenen zwei Jahren wurden die Krankenhäuser im Gazastreifen mit einer erschreckenden Anzahl von Verletzungen konfrontiert, die komplexe Operationen und langfristige Rehabilitation erfordern, da Israel auf die Demonstranten in dem Gebiet unter Beschuss geraten ist.

Als Besatzungsmacht ist Israel dafür verantwortlich, der Zivilbevölkerung in Gaza grundlegende Dienstleistungen wie die Gesundheitsinfrastruktur zur Verfügung zu stellen. Stattdessen hat es jedoch die Kapazität des Gesundheitssystems im Gazastreifen verringert. Zu den Gütern, deren Einfuhr in den Gazastreifen von Israel verboten ist, gehört auch Wasserstoffperoxid, das als Desinfektionsmittel verwendet wird. Israelische Medienberichte haben angedeutet, dass Israel Coronavirus-Patienten aus dem Gazastreifen in seine Krankenhäuser verlegen könnte, aber Regierungsbeamte befürchten einen Mangel an Krankenhausbetten für israelische Patienten. Das benachbarte Jordanien hat alle seine Grenzen geschlossen und wird alle Passagierflüge stoppen.  Quelle

Israel: Einer für sich
Das Land befindet sich wegen des Corona-Virus und der politischen Krise im Ausnahmezustand. Und Premierminister Benjamin Netanjahu nutzt das schamlos - für sich.
 Alexandra Föderl-Schmid - 15. 3. 2020

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat vor knapp zwei Wochen rund 100 000 Landsleute in Quarantäne geschickt und Einreisesperren verhängt. Damals schienen diese Anordnungen überzogen zu sein. Auch deshalb, weil Netanjahu zwei Tage davor die Israelis zur Parlamentswahl gerufen hatte mit der Behauptung: "Das Corona-Ding ist unter Kontrolle, alle notwendigen Maßnahmen sind getroffen." Inzwischen ist klar, dass Israel mit seiner raschen Abschottung eine weltweite Vorreiterrolle eingenommen hat und als Vorbild gilt.

Israel befindet sich aber nicht nur wegen des Coronavirus im Ausnahmezustand, sondern auch wegen der politischen Lage. Nach der dritten Parlamentswahl binnen eines Jahres ist weiterhin keine Mehrheit für eine Regierung in Sicht. Zwar hat die rechtsnationale Likud-Partei am 2. März gewonnen, aber Netanjahu fehlen drei Sitze für eine Koalition aus rechten und religiösen Parteien. Netanjahu führt die Regierung seit der Bekanntgabe vorgezogener Wahlen im Dezember 2018 interimistisch. Er dürfte keine weitreichenden Entscheidungen treffen. Aber genau das macht er - und profitiert davon persönlich.

Der Angeklagte Netanjahu ist Nutznießer von Maßnahmen, die der Ministerpräsident Netanjahu anordnet. Der für Dienstag geplante  >>>

 

Coronavirus könnte Gantz zwingen, eine Einheitsregierung mit Netanyahu zu bilden
Yumna Patel -16. März 2020 - Übersetzt mit DeepL

Als das Coronavirus kontinuierlich über Israel fegte, schien es, als ob der umkämpfte israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Pause einlegen würde. Am Wochenende erließ der amtierende Justizminister aufgrund eines "außerordentlichen Ausnahmezustands" die Anordnung, Netanjahus Strafprozess - in dessen Verlauf er wegen Bestechung, Korruption und Betrug angeklagt wird - um 10 Wochen auf Ende Mai zu verschieben.

Gleichzeitig erhielten Netanjahu und der Shin Bet, Israels interner Geheimdienst, die erforderliche Genehmigung des Generalstaatsanwalts für den Einsatz hochkritischer Überwachungstechnologie, die jede Bewegung der von dem Virus betroffenen Menschen im Land verfolgt.

Doch gerade als die Dinge zu Netanjahus Gunsten zu laufen schienen, erhielt sein Rivale Benny Gantz überraschend eine, wenn auch sehr geringe, Mehrheit der Empfehlungen der Knesset-Gesetzgeber, was ihm die Möglichkeit gab, eine Regierung zu bilden. Diese Nachricht war für viele ein Schock, nachdem sowohl die Arabische Gemeinsame Liste, die Gantz mit Netanjahu verglich, als auch die säkulare rechte Partei Yisrael Beiteinu unter Führung des ehemaligen Verteidigungsministers Avigdor Lieberman Gantz und seine Blau-Weiß-Partei (Kahol Lavan) unterstützt hatten.

In den vergangenen zwei Wahlzyklen hat Lieberman sich geweigert, einer Koalition beizutreten, die die Gemeinsame Liste, die er als "Feinde" Israels bezeichnet hat, einschließen würde, was letztlich zu einem Patt und Neuwahlen führte.

Gantz erhielt auch die Unterstützung der linken Labor-Meretz-Koalition. Obwohl er die Unterstützung von 61 MKs erhielt, wird Gantz wahrscheinlich einen schweren Kampf erleben, da Netanyahu und andere auf die Bildung einer Notstandsregierung der Einheit drängen, um die anhaltende Coronavirus-Krise zu bewältigen.

Der israelische Präsident Reuven Rivlin rief am Sonntag sowohl Gantz als auch Netanjahu zusammen und forderte die beiden auf, eine Einheitsregierung zu bilden, um die Coronavirus-Krise zu bewältigen, da das Land nicht in der Lage sei, einen vierten Wahlgang zu bewältigen.

Gantz hatte zuvor einen Vorschlag Netanjahus zur Bildung einer Notstandsregierung der Einheit abgelehnt und ihn als weiteren politischen Trick des Premierministers abgetan. "Jemand, der die Einheit will, verschiebt seinen Prozess nicht um 1 Uhr morgens", sagte Gantz und bezog sich dabei auf die Verschiebung von Netanjahus Prozess, der mitten in der Nacht in aller Eile durchgeführt wurde. Am Montagmorgen schien sich das Blatt jedoch gewendet zu haben, als Gantz ankündigte, dass er "innerhalb weniger Tage" eine breite Einheitsregierung bilden werde, und auf Geheiß Rivlins die Gespräche mit Netanjahus Lager fortsetzte.

"Das sind keine normalen Tage", zitierte Haaretz Gantz und fügte hinzu, seine Regierung werde "die israelische Gesellschaft vom Coronavirus sowie vom Virus des Hasses und der Spaltung heilen". Vorerst arbeiten Gantz und Kahol Lavan Berichten zufolge schnell an der Bildung einer Einheitsregierung. Sollte dies scheitern, werden sie mit Unterstützung der Gemeinsamen Liste und Yisrael Beiteinu wieder eine Regierung bilden. Da die Zahl der Coronavirus-Fälle in Israel weiter zunimmt - am Montag wurden 250 Fälle gemeldet - steht Gantz unter Druck zu beweisen, dass er Israels politische Sackgasse beenden kann, ohne Netanyahu den "Coronavirus-Sieg" zu bescheren, den er sich wünscht.   Quelle

Hilferuf für Bethlehem
 14 März 2020 -  Christiane Wacker-Singer <christiane.wacker@foerderverein-bethlehem.de>

Liebe Mitglieder unseres Fördervereins, liebe Freundinnen und Freunde von Dar al-Kalima,

ich hoffe, es geht Ihnen gut und Sie sind zuversichtlich, trotz der Schreckensmeldungen, die sich minütlich steigern.

Die Welt steht Kopf, ein neues, nicht einzuschätzendes Virus breitet sich rasant aus. Unser aller Leben ändert sich plötzlich. Vor diesem Virus sind im Grunde alle Menschen gleich, es unterscheidet nicht zwischen arm und reich, mächtig oder machtlos, macht keinen Halt vor Mauern oder Grenzen.

So Gott will - die Maßnahmen zur Eindämmung der Viruskrankheit greifen, Wissenschaft und Medizin gute Arbeit leisten - haben wir im hochentwickelten Deutschland berechtigte Hoffnung, dass sich die Gesellschaft nach der Pandemie mit staatlicher Unterstützung erholt, wirtschaftliche Einbußen nach und nach kompensiert werden können.

Ganz anders sieht es in Bethlehem aus, und somit auch für die Zukunft der dortigen Bildungseinrichtung Dar al-Kalima. Die Bevölkerung zahlt ohnehin schon seit Jahrzehnten den Preis der Besatzung mit großen Einschränkungen in ihrer Lebensfreiheit. Die Stadt kann sich durch die Mauer, selbst bei hoher Geburtenrate städtebaulich nicht ausdehnen, es gibt keinen Platz. Wirtschaftliches Entwicklungspotenzial wird durch Handelssanktionen erschwert oder gar im Keim erstickt. Nach wie vor gibt es eine hohe Abwanderung derjenigen, die Leistungsträger beim Aufbau einer Zivilgesellschaft wären. Man leidet unter hoher Arbeitslosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Resignation und Bildungsarmut. Es ist leicht vorstellbar, dass diese fragilen Lebensumstände kein stabiles Fundament bilden, auf der eine zusätzliche Krise durch ein Virus gemeistert werden kann.

Bis gestern zählte man in Bethlehem 31 Infizierte. Die Autonomiebehörde hat gehandelt, Schulen sind geschlossen, öffentliche Einrichtungen, Kirchen, Moscheen ebenso. Das Leben steht still. Die Menschen sollen zu Hause bleiben, das ist vernünftig.

Die Dar al-Kalima Bildungseinrichtungen in Bethlehem waren und sind etwas Besonderes in der Region. Vor 25 Jahren begann Pfarrer Dr. Mitri Raheb mit diesem wertvollen Leuchtturmprojekt. Er säte Hoffnung, gab den Menschen Zuversicht in dieser ausweglos erscheinenden Situation. Seine unermüdliche Arbeit ist bewundernswert, die brillanten Ergebnisse werden international wahrgenommen und anerkannt. Junge Menschen lernen hier, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, Bildung verändert Leben. Dar al-Kalima als eine Oase, ein Ort der Möglichkeiten, der den widrigen Lebensumständen immer getrotzt hat, ist nun – wie alles – von Corona betroffen.

Am Donnerstagmittag wurde das Dar al-Kalima University College geschlossen. Das Lehrpersonal ist bemüht, zumindest den theoretischen Unterricht online anzubieten. Je nach Möglichkeit befindet sich das Personal im Homeoffice. Man könnte meinen, alles wie bei uns, die Schulen sind geschlossen, danach geht es weiter. Für Dar al-Kalima wird Corona existenziell werden, eingebettet in die örtliche Situation.

Bethlehem lebt zu 70 Prozent vom Tourismus, der ist bei Null und man rechnet nicht mit einer Erholung vor dem nächsten Jahr.

Auch Dar al-Kalima speist seine Eigenfinanzierung zu 20 Prozent vom Tourismus. Es bietet internationale Kurse, Seminare und Konferenzen an, alles storniert. Angeschlossenes Guest House nebst Restaurant bleiben leer. Theologisches Priesterseminar im April abgesagt, Verleihung des jährlichen Ismael Shamout Preises für den vom Dar al-Kalima ausgeschriebenen Wettbewerbs für junger Künstler abgesagt, Eröffnungsveranstaltung zu den diesjährigen Feierlichkeiten „Kulturhauptstadt Bethlehem in der Arabischen Welt“ gestrichen, um nur einige Beispiele zu nennen. Noch ist offen, ob die großen geplanten Konferenzen und Feierlichkeiten zum 25jährigen Bestehen der Bildungseinrichtung im Juni stattfinden werden.

Ein weiterer finanzieller Stützpfeiler von Dar al-Kalima war die USA. NGOs ist es bekanntlich durch Trump inzwischen untersagt, in Palästina zu unterstützen. Die großartigen privat organisierten Fundraising Aktivitäten von Mitri Raheb in den USA fallen Corona zum Opfer.

All diese fehlenden Einnahmen haben bedrohliche Auswirkungen. Ohne akute finanzielle Sonder-Unterstützung von außen drohen dem Personal von Dar al-Kalima Entlassungen, Gehälter können nicht mehr gezahlt werden. Neben den jeweils persönlichen Schicksalen ist das keine unerhebliche Größe, Dar al-Kalima ist der drittgrößte private Arbeitgeber in der Region.

Die allgemeine Arbeitslosigkeit in Bethlehem wird rasant ansteigen, ohne jegliche soziale Absicherungen - kein Tourismus, keine Einnahmen. Arbeitsplätze anderer Branchen können auch nicht mehr aufgesucht werden, da alle Checkpoints geschlossen sind. Verarmung führt leider oft als erstes dazu, auf Ausgaben für Bildung zu verzichten. Die Studierenden vom Dar al-Kalima werden teilweise ihre Ausbildungen abbrechen müssen. Für soziale Härtefälle konnte die Hochschule bisher die Studiengebühren erlassen. Auch das wird ohne weitere Unterstützung von außen nicht mehr angeboten werden können.

Liebe Freundinnen und Freunde, dank Ihrer treuen Unterstützung leistet Dar al-Kalima hervorragende Arbeit seit nunmehr 25 Jahren, ist eine Quelle der Hoffnung, ein Beitrag für ein würdevolleres Leben in Bethlehem.

Lassen Sie uns diese Friedensarbeit erhalten!

Jede zusätzliche Spende, die Sie in dieser Sondersituation aufbringen können, ist eine wertvolle Hilfe!! Sie können dies ganz bequem auch online über unsere Homepage veranlassen. https://www.foerderverein-bethlehem.de/spenden-helfen/online-spenden/

Im Namen von Pfarrer Dr. Mitri Raheb und unserer Vorsitzenden, Anette Klasing, danke ich Ihnen von Herzen, bleiben Sie gesund!

Christiane Wacker-Singer

Israels führender Rabbiner hält das Nichtstudium der Thora für gefährlicher als das Coronavirus
In den USA akzeptieren die Ultra-Orthodoxen die Staatsgewalt und halten sich an die Regeln - aber in Israel sind sie so sehr darauf bedacht, ihre Autonomie zu erhalten, dass es ihnen egal ist, ob sie wegen des Coronavirus zu einer Bedrohung der öffentlichen Gesundheit werden.
Anshel Pfeffer | 15. März 2020 - Übersetzt mit DeepL

Die Schulen waren am zweiten Tag in ganz Israel geschlossen, und in der Nacht zuvor hatte die Regierung Versammlungen von mehr als 10 Personen verboten. Aber am Sonntagmittag in Ohel Shimon, einer chassidischen Jeschiwah im Zentrum Jerusalems, ging alles wie gewohnt weiter. "Niemand hat uns von irgendwelchen Änderungen berichtet", sagte einer der schwarzgekleideten Jugendlichen, als er aus dem Studiensaal schlenderte.

Genau wie bei Ohel Shimon ging das Studium in Hunderten von ultra-orthodoxen Jeschiwas, Thora-Akademien und Heuhaufen oder Haredi-Grundschulen ganz normal weiter. Andere religiöse Bildungseinrichtungen waren geschlossen worden, aber die meisten Einrichtungen, die mit den wichtigsten aschkenasischen ultra-orthodoxen Gruppen verbunden waren, ignorierten die Anweisungen der Regierung. Und sie hatten Rückendeckung.

Rabbiner Chaim Kanievsky, der 92-jährige Maran, der älteste der litauischen Rabbiner, die die Standards der ultra-orthodoxen Ideologie und Frömmigkeit hochhalten, hatte beschlossen, dass die Aussetzung des Thorastudiums, und sei es auch nur für einen Tag, ein größeres Risiko für das Überleben des jüdischen Volkes, ja sogar für die Existenz der Welt, darstellt als die Angst vor einer Infektion durch das neue Coronavirus. Nicht alle Oberrabbiner waren mit Kanievskys Wahl einverstanden. Aber nur wenige wagten es, nach der Veröffentlichung seines Urteils Einwände zu erheben - nicht einmal Premierminister Benjamin Netanjahu, der für seine Minderheitenkoalition vom guten Willen Kanievskys abhängig ist. (Netanjahu war schließlich gezwungen, ihnen zu erlauben, ihre Schulen offen zu halten, während sie in Zehnergruppen lernen, als Gegenleistung dafür, dass zumindest die Schlafsäle geschlossen wurden).

Es spielte keine Rolle, dass Gesundheitsminister Yaakov Litzman selbst ein ultra-orthodoxer Politiker ist. Er ist sicher keiner, der die medizinische Ethik über die Rabbiner-Erlasse stellt. Und Netanjahu, der sich dazu entschlossen hat, Israelis über alles zu belehren, vom Nasenschnäuzen bis zum Küssen in den Tagen des Coronavirus, wird kein Wort sagen. Am Sonntagnachmittag fand er tatsächlich die Zeit, sich mit den Vertretern der Rabbiner zu treffen, in der vergeblichen Hoffnung, ihre Meinung zu ändern.

An einigen Orten traf die Polizei an (meist kleineren) Haredi-Schulen ein und verhängte Schließungen. Aber im Großen und Ganzen blieben diejenigen, die sich dafür entschieden, offen. Es ist, als ob die Mehrheit der Bevölkerung der Politik der sozialen Distanzierung und selbstauferlegten Isolation der israelischen Regierung gehorcht, während eine Minderheit, die in hundert Städten und Stadtteilen im ganzen Land lebt, die entgegengesetzte Politik der britischen Regierung verfolgt, die es den Menschen erlaubt, sich weiterhin in der Hoffnung zu versammeln, die "Herdenimmunität" zu fördern.

Kanievsky und die Rabbiner, die mit ihm übereinstimmen, haben eine feste Basis für ihr Verhalten. Torah magna u'matzla - Die Tora schützt und rettet. Wenn die Kinder Israels studieren, kann ihnen nichts schaden. Und wenn sie dies auf den Befehl eines heiligen Rabbiners tun, dann folgen die Befehle des Zadiks und Gott. Wer sind wir, dass wir ihnen etwas anderes sagen? Wissen die Ärzte, was sie tun? Und überhaupt, die Einkaufszentren und Supermärkte sind immer noch voll. Warum also sollte die Jeschiwah schließen?

Aber was ist mit den Strikturen des Pikuach Nefesh (Erhaltung des Lebens), die jede andere Mitzvah ersetzen sollen? Warum haben die Haredi-Rabbiner in den Vereinigten Staaten anders entschieden und Synagogen und Studienräume geschlossen? Aber es ist nicht dasselbe. In den Vereinigten Staaten erkennen die Rabbiner die nichtjüdischen lokalen, staatlichen und föderalen Regierungen an. In Israel tun sie das nicht. Sie haben eine Autonomie aufgebaut, die nach ihren eigenen Regeln lebt, und niemand kann in diese eingreifen.

Ungeachtet dessen, was viele säkulare Israelis glauben und was ihre Politiker behaupten, versucht die ultra-orthodoxe Führung nicht wirklich, die Regeln der Halakha, des jüdischen Religionsgesetzes, ganz Israel aufzuzwingen. Sie wissen, dass sie auf absehbare Zeit - und trotz ihrer hohen Geburtenrate - dazu bestimmt sind, eine Minderheit zu bleiben. Was sie wollen und von allen israelischen Regierungen seit der Gründung des Staates tatsächlich erhalten haben, ist eine Autonomie. Und seit dem Machtantritt des Likud 1977 und seinen Koalitionen mit den wachsenden ultra-orthodoxen Parteien haben sie auch den Staatshaushalt, um sie zu bezahlen.

Ihre Thora lernt nicht nur, warum wir alle existieren, sondern sie behaupten auch, dass sie die "wahre Tradition" unserer Großeltern am Leben erhalten - die im Holocaust zerstörte Welt. Das ist natürlich ein historischer Trugschluss. Die Ultra-Orthodoxie existiert seit weniger als drei Jahrhunderten und ist nicht viel älter als die Reformbewegung. Zu keinem Zeitpunkt waren alle Juden religiös gläubig, und es gab nie mehr als ein paar tausend Männer, die in der Jeschiwah studierten. Juden mussten für ihren Lebensunterhalt arbeiten. Aber es ist der Mythos, auf dem sie ihre heutige Realität aufgebaut haben. Das ist alles, was sie haben.

Für Rabbiner wie Kanievsky, die ihr ganzes Leben damit verbracht haben, diese Autonomie aufzubauen, geht es nicht nur um die Wiederbelebung einer imaginären Welt vor dem Holocaust. Es geht auch darum, keinen Präzedenzfall zu schaffen. Wie können sie die Meinungen der medizinischen Fachleute und der säkularen Beamten über ihre Überzeugungen akzeptieren? Das wäre der dünne Rand des Keils, ein Eingriff in ihre Autonomie.

Die Israelis haben selten beachtet, was im Rahmen der Haredi-Autonomie geschieht. Es gibt sicherlich Groll darüber, dass die jungen Männer der Gemeinschaft nicht in der israelischen Armee dienen und dass das Geld der Steuerzahler zur Subventionierung der Autonomie verwendet wird, aber was das Geschehen im Inneren betrifft, so haben sich die Israelis damit begnügt, den Ultraorthodoxen ein Leben in Armut zu ermöglichen, wie sie es für richtig halten. Innerhalb dieser Autonomie werden den Kindern nicht die grundlegendsten Fähigkeiten für ihren Lebensunterhalt vermittelt. Über sexuelle Übergriffe wird nur selten berichtet (obwohl sich in einigen Teilen der Gemeinde Veränderungen ergeben haben). Frauen sind gezwungen, mit neunzehn zu heiraten und ein Dutzend Kinder zu gebären, und wenn sie eine Scheidung brauchen, werden sie von rabbinischen Gerichten oft in der elenden Schwebe gehalten.

Schließlich beginnt Israel zu bemerken, was in der Haredi-Autonomie geschieht, wenn sein Beharren auf einem Leben nach eigenen Regeln zu einer Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung zu werden droht. Wo waren die Israelis bisher?   Quelle

PCHR: Wöchentlicher Bericht über die israelischen Übergriffe in den besetzten palästinensischen Gebieten (05.-11. März 2020)
16. März 2020
Die israelischen Gewalttätigkeiten in den besetzten palästinensischen Gebieten gehen weiter (05. - 11. März 2020)

Zusammenfassung - Während des Berichtszeitraums begingen die israelischen militärischen Besatzungstruppen und die israelischen Siedler weiterhin schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht und die internationalen Menschenrechtsnormen. In dieser Woche haben israelische Streitkräfte in Nablus ein palästinensisches Kind getötet und andere verletzt und weiterhin friedliche Demonstrationen unterdrückt, die aus Protest gegen die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, seinen in den Medien als "Deal of the Century" bekannten Friedensplan für den Nahen Osten, der die Rechte der Palästinenser verletzt und den Entscheidungen der Vereinten Nationen und des Völkerrechts widerspricht, gestartet wurden.

Mit Unterstützung der Besatzungstruppen setzten die Siedler die Beschlagnahme von mehr Land und die Angriffe auf die Zivilbevölkerung und deren Eigentum fort. Forscher des PCHR beobachteten (159) Verletzungen, die von den Besatzungstruppen im Berichtszeitraum begangen wurden. Der von der Palästinensischen Autonomiebehörde in den besetzten palästinensischen Gebieten ausgerufene Ausnahmezustand zur Bekämpfung des Corona-Virus beeinträchtigte die Fähigkeit des PCHR-Personals, Verletzungen wie üblich zu überwachen. Zu den wichtigsten Ergebnissen der überwachten Verstöße gehörten die folgenden:

Schießereien und andere Verletzungen des Rechts auf körperliche Unversehrtheit - Am Mittwoch, dem 3.11.20, haben die israelischen Besatzungstruppen ein palästinensisches Kind getötet und (20) andere Zivilisten, darunter einen Journalisten, im Westjordanland, einschließlich des besetzten Jerusalem, verwundet. Bei der Unterdrückung einer Versammlung von Bürgern in Jabal Al-Arma, südöstlich von Beita, im Gouvernorat Nablus, im nördlichen Westjordanland, wurde das Kind getötet und 14 Zivilisten verwundet, zwei davon schwer. Die anderen sechs wurden bei 3 Angriffen der Besatzungstruppen in Qalqilia, dem besetzten Jerusalem und Ramallah verwundet. -Die Besatzungstruppen feuerten neun Mal auf landwirtschaftlich genutzte Flächen im Osten des Gazastreifens, die sich auf die Mitte und den Süden des Gazastreifens konzentrierten, und einmal auf Fischerboote auf dem offenen Meer vor dem nördlichen Gazastreifen.

Einfälle und Verhaftungen - Die israelischen Besatzungstruppen führten 80 Einfälle in das Westjordanland durch, darunter auch das besetzte Jerusalem. In dieser Zeit begingen die Truppen mehrere schwere Verstöße, darunter Razzien, Durchsuchungen und Manipulationen an den Inhalten von Häusern, da sie ihre Bewohner terrorisierten, viele von ihnen schlugen und in vielen Fällen Kugeln abfeuerten. Diese Aktionen führten zur Verhaftung von 91 Bürgern, darunter 5 Kinder. Im Gaza-Streifen führten diese Kräfte einen begrenzten Einmarsch in den Osten des Al-Bureij-Flüchtlingslagers im zentralen Gaza-Streifen durch.

Siedlungsverbrechen und Angriffe auf Siedler
- Die Besatzungsbehörden setzten die illegalen Siedlungsaktivitäten im Westjordanland fort, einschließlich des besetzten Jerusalem, wo die Mitarbeiter des Zentrums (5) Abrisse, Bulldozer und Benachrichtigungen dokumentierten: Ausgrabungsarbeiten auf dem Land von Bürgern im besetzten Jerusalem, Beschlagnahme von Baggern in Hebron, Entwurzelung von 400 Olivenbäumen in Bethlehem, Abbau von Scheunen für Vieh, Entfernung eines Zeltes in Ramallah und Ratifizierung des "Souveränitätsstraße"-Projekts im Gebiet E1 östlich des besetzten Jerusalem, das darauf abzielt, palästinensische Viertel von der Stadt Jerusalem zu isolieren, um die israelische Souveränität umzusetzen.
-Zentrum dokumentierte auch (8) Angriffe von Siedlern, darunter: Angriffe auf Häuser und Autos von Bürgern und Angriffe auf Bürger in Nablus, das Fällen von Dutzenden von Traubenbäumen auf dem Land von Al-Khader, südlich von Bethlehem, und Angriffe auf einen Bürger und Häuser in Hebron.

Kollektive Bestrafung
 - Politik der israelischen Besatzungstruppen gegen die Familien von palästinensischen Bürgern, die sie beschuldigen, Widerstandsaktionen gegen sie oder gegen Siedler durchgeführt zu haben. Die israelischen Streitkräfte haben die Häuser der beiden palästinensischen Gefangenen abgerissen: Yazan Maghamis, in der Stadt Birzeit, nördlich von Ramallah, und Walid Hanache, im Stadtteil Al-Tirah in Ramallah.

Blockade des Gaza-Streifens
- Am Freitag, dem 3.6.20, kündigten die israelischen Besatzungsbehörden unter dem Vorwand der Sicherheit anlässlich des israelischen "Purim-Tages" die Verhängung eines umfassenden Sicherheitskordons über das besetzte Westjordanland und den Gazastreifen an.  -Nach den Ankündigungen der Besatzungsarmee war dieses Verfahren ab Sonntag, dem 8.3.20, um Mitternacht wirksam und wird bis Donnerstag, dem 3.12.20, um Mitternacht fortgesetzt. Die Entscheidung beinhaltete die Schließung des Grenzübergangs Kerem Shalom, der die einzige Handelsmöglichkeit für den Gaza-Streifen darstellt, mit Israel von Montag bis Dienstag um Mitternacht für einen Zeitraum von 24 Stunden.  -Nach diesem Verfahren hat die Besatzungsbehörde   weiter im englischen Text >>>

 

 

Weitere Nachrichten und  Texte
 

Palestine submits to ICC its observations on the scope of the Court’s territorial jurisdiction

Lawyers demand Israel Bar Association rescind effort to intervene in ICC deliberations on Palestine

In Gaza, 51 returnees placed under quarantine

Armed Israeli Colonists Uproot Tens of Palestinian Trees Near Bethlehem

Four Palestinian Detainees Placed In Solitary Confinement

After serving 17 years behind bars, Israel frees two Palestinian men from inside the green line

With the second coronavirus case confirmed in Tulkarm, governor locks down city

In a meeting with Israeli counterpart, finance minister demands Israel frees withheld revenues

Israeli settlers continue their onslaught on Palestinian trees in Bethlehem area

Sheikh Bukairat Arrested from Home in Jerusalem

 


 

Frühere  Tage finden sie im chronologischen Archiv >>>

 

Kontakt  |  Impressum  | Haftungsausschluss  |  Datenschutzerklärung   |   Arendt Art  |  Nach oben  |   facebook   |   Das Palästina Portal gibt es seit dem 10.4.2002

Das Palästina Portal - Täglich neu - Nachrichten, Texte die in den deutschen Medien fehlen. gegen Gewalt und Rassismus, einem gerechten Frieden verpflichtet, Politisch und finanziell unabhängig