Autor Mario Vargas Llosa: Ich schäme
mich, Israels Freund zu sein
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Gideon Levy, 9.Juli 2006 - Der
international bekannte Autor und
frühere peruanische
Präsidentenkandidat Mario Vargas
Llosa machte während des Wochenende
Israel fertig: Es sei eine
Operation im Gazastreifen „außer
jeder Proportion“ sagte er und war
beschämt, Israels Freund zu sein.
Der
Empfänger des Jerusalem-Preises
rügte Ministerpräsident Ehud Olmerts
Regierung bei einer Konvention in
Madrid, die vom Internationalen
Freiheitsfond, eines
südamerikanischen Forschungsfond
organisiert wurde und von Vargas
Llosa geleitet wird. „Israel war ein
mächtiges und arrogantes Land
geworden, und es ist die Rolle
seiner Freunde, sehr kritisch
gegenüber seiner Politik zu sein,“
sagte Vargas Llosa.
Über
die Operation der israelischen
Verteidigungskräfte im Gazastreifen,
sagte Vargas Llosa zu Haaretz, dass
„ mein Eindruck ist, dass es unter
militärischen und Sicherheitskreisen
einen Mangel an Vertrauen in den
neuen Verteidigungs-Minister gäbe.
Er wäre während der Wahlkampagne
sanft und moderat gewesen, und es
sieht so aus, als ob die
augenblicklichen Aktivitäten der
IDF, die von der Armee angewandt
werden, ihn und die neue Regierung
testen wollen und ihn nun an-
treiben, extremere Maßnahmen zu
übernehmen, um jede Veränderung von
Israels Politik gegenüber den
Palästinensern zu verhindern.“
„Israels Antwort auf die Entführung
des Soldaten und das Abfeuern von
Qassam-Raketen war außerordentlich
ernst“ sagte er.
„
Zweifellos ist die Entführung des
Soldaten eine inakzeptable Sache und
das Abfeuern von Qassam-Raketen
beweist, dass es auf beiden Seiten
Radikale gibt. Aber die israelische
Antwort steht in keinem Verhältnis.
Seltsamerweise haben die Extremisten
auf beiden Seiten dieselbe Agenda
und ihr Zweck ist, jede Chance für
Verhandlungen und gegenseitige
Konzessionen zu verhindern.
Beim
Symposium in Spanien, waren
israelische, palästinensische,
amerikanische, Latein-amerikanische
und spanische Intellektuelle
anwesend. Unter ihnen waren Prof.
Shlomo Ben-Ami und Yasser Abed-Rabbo,
der frühere Kulturminister der
Palästina-Behörde.
Die
Konferenz wurde nach der
Veröffentlichung des neuen Buches
von Vargas Llosar gehalten:
Israel-Palästina, „Frieden oder
Heiliger Krieg“ eine Sammlung von
Aufsätzen, die er in einigen der
bedeutendsten Tageszeitungen in der
Welt nach seinem letzten Besuch in
Israel und bei der Palästinensischen
Behörde im letzten September
veröffentlichte. Das Buch
verursachte in Südamerika einen
Sturm des Protestes, meistens unter
der jüdischen Gemeinschaft dort,
weil sie dies für eine
anti-israelische Verbiegung hielten.
Zusätzlich zur palästinensischen
Ansicht und dem Brennpunkt über das
Leiden der Zivilisten schreibt
Vargas Llosar auch über seine
Gespräche mit Siedlern und Opfern
des palästinensischen Terrorismus.
(dt. E. Rohlfs) |